Debbies Geschichte (2)

Das Erdbeben und die Monate danach

„Es war wie ein Erdbeben“, sagt die Mutter. „Wir standen in einem Kampf mit ihr, den wir fast nicht mehr aushielten.“ Dass sie es nicht schafften, dass sich Debbie das Leben genommen hat, lastet monatelang schwer auf den Eltern.
„Die erste Zeit war sehr schwer“: Beat und Esther Müller haben zurück ins Leben gefunden.
„Wie ein Vulkan“: Debbie
Trauernde

Esther Müller kommt sich manchmal vor „wie ein roter Hund“, wenn sie ins Dorf geht. Was reden wohl die Leute? „Ich mache mir nicht Vorwürfe, aber ein tiefes Bedauern bleibt, dass ich es nicht schaffte, mein Kind am Leben zu erhalten.“

„Die erste Zeit nach dem Tod war sehr schwer“, sagt Beat, der Vater. „Zwei Jahre später kann ich aber sagen, dass ein Fundament getragen hat: die Gemeinde. Wie wir das hätten schaffen sollen ohne die Freunde in der Gemeinde, kann ich mir nicht vorstellen.“

„Die Gemeinde trägt uns“

„Man muss trauern können.“ Die Eltern geben der Trauer Raum. Sie lernen ein Ehepaar kennen, das den Sohn verloren hat. „Im Trauern merkt man, wie stark man auf andere angewiesen ist. Freunde haben, die Gemeinde, die uns trägt – das habe ich sehr positiv erlebt, bei allem Schmerz.“

„Oft sass ich da und weinte“, erzählt Esther. „Und ich sagte: ‚Jesus, jetzt kommst du und hebst mich aus dem Loch heraus.’ Ich spürte den Trost – dass ich wieder funktionieren konnte. Ich lernte Jesus als den Tröster kennen.“ Sie kann wieder aufstehen und wieder fröhlich sein. Jeden Tag kommt sie ihrer Tochter einen Schritt näher.

Von Träumen Abschied nehmen

Schwer fiel Esther, die Träume zu beerdigen, die sie mit Debbie hegte. „Ich habe an sie hinaufgeschaut – ja, ich war stolz auf sie.“ Sie war, in den Worten der Mutter, die fulminantere der beiden Töchter – „wie ein Vulkan“.

Die Schwester hat viel Zeit mit Freunden verbracht, die sie unterstützten. „Unser Fundament ist der Glaube. Aber ich verstehe heute noch nicht, warum Jesus Debbie nicht geholfen hat. Wir haben soviel gebetet, dass er sie heile. Und es geschah nicht. Ich verstehe nicht, dass er sie verzweifeln liess.“ Die Schwester hat es aufgegeben, nach dem Grund zu suchen.

Heilt die Zeit Wunden? Ja, meint die Schwester. Noch überfällt sie Traurigkeit, aber die Abstände zwischen diesen Momenten werden grösser. Vor wenigen Monaten hat sie selbst geheiratet. Anfänglich empfand sie eine Hemmung zu lachen – und nicht an Debbie zu denken. „Allmählich kommt man ins Leben zurück.“

„Barmherziger geworden“

Wie hat sich die Familie verändert? „Die Beziehungen zwischen uns sind wichtiger geworden. Wir leben bewusster, urteilen weniger, sind barmherziger. Wer ein solches Versagen erlebt, weiss, dass er es nicht in der Hand hat. Eltern neigen dazu, sich auf die Schultern zu klopfen, wenn alles klappt. Doch eigentlich kann man nur Gott Danke sagen, wenn man die Kinder gut über die Runden bringt. Es ist nicht unser Verdienst.“

Debbie’Geschichte Teil 1:
„Sie war so perfekt“: Debbies Geschichte

Im „Fenster zum Sonntag“ auf SF2 am 19. + 20.12.2005: www.sonntag.ch/tv/detail.asp?ID=966

Datum: 18.11.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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