Pfarrerssohn im Puff

«Ich versuchte, meine Leere im Rotlichtmilieu zu füllen»

Obwohl Nathanael Ammann von seinen Eltern viel vom Glauben mitbekommt, kehrt der Pfarrerssohn als Jugendlicher der Kirche den Rücken zu. Trotz Erfolg bei der Arbeit fühlt er sich leer. Diese Leere versucht er mit immer mehr Anerkennung zu füllen. Doch der Druck, immer mehr zu erreichen, zieht ihn in den Strudel des Alkohols und ins Rotlichtmilieu. Nach einem Unfall unter Alkoholeinfluss liegt sein Leben plötzlich in Bruchstücken vor ihm.
Nathanael Ammann

«Meine Eltern sind die besten der Welt, die konnten für meinen Absturz nichts.» Davon ist Nathanael Ammann bis heute überzeugt. Aber als Jugendlicher widerstreben ihm die Frömmigkeit und Gesetzlichkeiten in der Kirche. Über Umwege gerät er an einen aussichtsreichen Job, bei dem er zwischen Unternehmen verhandelt. Schnell wird der junge Geschäftsmann erfolgreich.

Anfang 20 und erfolgreich

Als Businessman verdient Nathanael Ammann in kurzer Zeit viel Geld und eignet sich einen extravaganten Lebensstil an. Er strebt nach immer mehr Erfolg – nur um Anerkennung und Bestätigung zu bekommen. «Übrig blieb eine Leere in mir, die immer schlimmer wurde. Diese Leere versuchte ich zu füllen. Im Rotlichtmilieu und mit viel Alkohol.» Am Tiefpunkt braucht er bis zu zwei Flaschen Vodka pro Tag und ist nächtelang in Bordellen unterwegs.

Von diesem Lebensstil bekommen seine Arbeitskollegen jedoch nichts mit. Als er an einem Abend alkoholisiert mit seinem Geschäftswagen verunfallt, wird sein Leben über den Haufen geworfen. In diesem Moment spricht Gott zu ihm und Nathanael entscheidet sich für das Leben. Zum ersten Mal seit Langem ruft der Verhaftete seinen Vater an. Der lädt ihn zu sich ein. «Er machte die Türe auf und nahm mich in die Arme.»

Der Weg zurück ins Leben

Am nächsten Morgen geht Nathanael direkt in die Therapie. Das bedeutet Entzug und therapeutisch befohlene Ruhe. Da er ein Workaholic ist, soll er sich zwei Wochen lang nur mit sich selbst beschäftigen. Der 22-Jährige wird mit all seinen Gefühlen und seiner Vergangenheit konfrontiert; mit allem, was er die ganze Zeit verdrängt hat. Doch er möchte nicht mehr davonlaufen.

Viele Konsequenzen kommen auf ihn zu. Entzug, Schulden, Gericht. «Das war hart, aber Gott hat mich getragen.» Ausserdem investiert sein bester Freund stark in ihn. Er besucht ihn immer und immer wieder. Mit dieser Unterstützung läuft Nathanael durch einen langen Prozess, auf den er heute zurückschauen kann. «Ich habe bei Gott Annahme erlebt. Er hat mich zu keinem Zeitpunkt verurteilt.»

Ein neuer Glaube

«Heute brenne ich mehr denn je für Gott», sagt der ehemalige Alkoholsüchtige. Den Druck der Kirche, Leistung zu erbringen, spürt er heute nicht mehr. Er fühlt sich von Gott angenommen. «Aber Gott tut nicht immer einfach ein Wunder und alles wird gut.» Und auch heute ist sein Leben nicht immer einfach. Doch er möchte ehrlich mit Gott sein und dazu stehen, was er tut. «Ich laufe nicht mehr davon. Denn mit Gott kann ich Mauern durchbrechen.»

Die Geschichte von Nathanael Ammann wird am Samstag, 20. Februar 2016 um 17:50 Uhr auf SRF zwei und um 18:30 Uhr auf SRF info sowie am Sonntag, 21. Februar 2016 um 10:35 Uhr auf SRF zwei und um 16:45 Uhr auf SRF info in der Sendung «Fenster zum Sonntag» ausgestrahlt.

Zur Webseite:
Pfarrersohn im Puff: Sendezeiten vom «Fenster zum Sonntag»
Life-Channel-Porträt: Nathanael Ammann - zwischen Himmel und Erde

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Datum: 18.02.2016
Autor: Timo Sump
Quelle: ERF Medien antenne 2/2016

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