Josephs Jugend

Ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich (1. Mose 35,23-26)Wenn ich sage, Joseph sei ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich, so meine ich damit, dass sein Hintergrund wenig verheissungsvoll war. In einer solchen Umwelt war kaum eine Person wie diese zu erwarten. Sein Vater Jakob hatte vier Frauen und damit allen Kummer, den die Vielweiberei mit sich bringt. Einer der Stiefbrüder Josephs beging Inzest mit einer der Frauen seines Vaters. Zwei seiner Stiefbrüder waren von abscheulicher Grausamkeit, und ein anderer Stiefbruder hatte mit einer Hurengeschichte zu tun. Heute würde man von einer »dysfunktionalen« Familie reden, einer Familie, aus der nur geschädigte Menschen hervorkommen können. Aber Gottes Gnade triumphierte über Josephs Herkunft und Lebenswelt, und so wurde er zu einem, mit dem Gott Geschichte gemacht hat.Der Herr Jesus war der wahre Wurzelspross aus dürrem Erdreich (Jes. 53,2). In Seinem Fall war das dürre Erdreich das Volk Israel, dessen geistlicher Zustand durchaus nicht dem entsprach, was man zur Ankunft des Messias voraussetzen müsste. Er war wie eine zarte Pflanze in der Wüste. Doch trotz der widrigen Umstände machte auch Er gute Geschichte für Gott. Tatsächlich war Er der Dreh- und Angelpunkt des majestätischen Gottesplanes.Hirte (1. Mose 37,2)Wir begegnen Joseph zum ersten Mal, während er die Schafe seiner Brüder weidet. Manches bei dieser Sorge für die Herde erscheint sinnlos und ärgerlich; aber er lernte dabei vieles, was er später gebrauchen konnte: Geduld, Mitgefühl, Sanftheit und Treue. So war Joseph ein Bild von unserem Herrn, von dem A.W. Pink sagt:Das Bild (des Hirten) weist auf wachsames Sorgetragen hin, auf Seine unermüdliche Hingabe, Seine freundliche Zuwendung, Seine barmherzige Geduld, Seine schützende Gnade und Seine beispiellose Liebe, die das Leben für die Schafe dahin gab.Wir kennen Ihn als den Guten Hirten, den Grossen Hirten, den Erzhirten. Aber viele Jungen und Mädchen bei uns nennen Ihn lieber: »Jesus, lieber Hirte«, wenn sie abends zu Ihm beten.Sohn der Liebe des Vaters (1. Mose 37,3)Eine allgemein anerkannte Weisheit lehrt uns, Eltern sollten keines ihrer Kinder vorziehen. Doch Tatsache ist leider, dass viele Eltern ein Lieblingskind haben, auch Josephs Vater Jakob gehörte zu ihnen. Er liebte besonders seine Frau Rahel, und diese Liebe übertrug sich auf deren Erstgeborenen, auf Joseph. Zweifellos trug Josephs strahlender Charakter dazu bei, ihn dem Vater lieb und wert zu machen.Diese besondere Liebe erinnert uns an die Liebe des himmlischen Vaters zu Seinem einzigartigen Sohn. Zweimal hat Gott den Himmel geöffnet und öffentlich verkündigt: »Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe« (Matth. 3,17; 17,5).Doch können wir nicht sagen, Gott habe sich einer Günstlingswirtschaft schuldig gemacht. Er hat viele Kinder ausser Seinem eingeborenen Sohn. Die atemberaubende Wahrheit ist, dass Er alle mit der gleichen Liebe liebt, mit der Er den Herrn Jesus umfängt (Joh. 17,23).Die wechselseitige Liebe zwischen Jakob und Joseph ist eines der grossen Themen dieser Geschichte. Jakob konnte seine besondere Zuneigung zu seinem ihm ergebenen Sohn nicht verbergen. Trotz jahrelanger Trennung hörte er nie auf, um ihn zu trauern. Und Josephs Liebe war genauso stark. In der schrecklich langen Trennungszeit fragte er immer nach seinem Vater.So ist es mit dem himmlischen Joseph. Jesus sagte: »Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen« (Joh. 10,17). Wiederholt nennt Gott den Herrn Jesus Seinen geliebten Sohn. In Kolosser 1,13 nennt Paulus den Herrn den »Sohn Seiner Liebe«.Der Sohn seines Alters (1. Mose 37,3)Die Schrift gibt als Grund für die besondere Liebe Jakobs zu Joseph an, dass Joseph geboren wurde, als Jakob schon älter war. Vielleicht war er schon über achtzig. Er merkte, dass die Zeit seines Erdendaseins schon bald an ihre Grenze kommen sollte, so freute ihn die Geburt eines Sohnes in diesem Lebensabschnitt besonders. Es war also spät geworden in der Geschichte Israels (Jakobs von Gott gegebener Name), als Joseph geboren wurde. So ist es auch mit Christus: Alle Hoffnung schien geschwunden bis Er kam »in der Fülle der Zeit« (Gal. 4,4).Wir müssen uns hüten, hier einen genauen Vergleich zu ziehen. Gott, Sein Vater, wird nicht alt. Er wird nie zum Greis. Doch weil einer der Namen Gottes »der Alte von Tagen« ist (Dan. 7,9), dürfen wir getrost den Herrn Jesus den Sohn »des Alten von Tagen« nennen.2Ein besonderes Kleid (1. Mose 37,3)Jakob gab Joseph einen bunten Leibrock als Ausdruck seiner besonderen Liebe zu ihm. Dadurch wurde Joseph in gewisser Weise von seinen elf Brüdern getrennt und als ein ganz Anderer gekennzeichnet. Die Menschen mögen meinen, dies sei sehr unweise von Jakob gewesen; aber der Heilige Geist will uns dadurch auf einen anderen geliebten Sohn hinweisen, bei dessen Tod ein anderer Rock eine bedeutsame Rolle spielte.Die Szene war Golgatha, wo das Lamm Gottes ans Kreuz genagelt wurde. Die römischen Soldaten beanspruchten einige Seiner Kleidungsstücke und teilten sie unter sich auf. Aber da war ein nahtloser Rock, der nicht zerteilt werden konnte, wenn er nicht unbrauchbar werden sollte. So losten sie um ihn. Hier können wir nur staunend innehalten, wenn wir an Denney denken, der über den Herrn gesagt hat: »Er war der Grösste aller, die auf Erden gelebt haben, und liess nichts zurück als die Kleider, die Er trug.«Josephs Brüder tauchten den bunten Leibrock in das Blut eines Ziegenbocks, um trüglicherweise ihren Vater denken zu lassen, Joseph sei ermordet worden. Ein seltsamer Zufall, dass auch das Kleid des Erlösers mit Seinem Tod in Verbindung stand.Ich hoffe, das Bild nicht überzustrapazieren, wenn ich annehme, auch Jesu Kleid sei bunt gewesen. Dazu ein erklärendes Wort: Kleidung wird oft als Bild für den Charakter benutzt, zum Beispiel: »… dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt« (Eph. 4,24). »Alle aber bekleidet euch mit Demut« (1. Petr. 5,5). »Die feine Leinwand sind die gerechten Taten der Heiligen« (Offb. 19,8). So meine ich, dass die bunten Kleider des Heilands die Summe aller Seiner herrlichen Tugenden darstellen könnten. Seiner Weisheit, Liebe, Kraft, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Gnade, Barmherzigkeit, Wahrheit und all Seiner anderen Vollkommenheiten.Der vorherbestimmte Erbe (1. Chron. 5,2b)Ruben war der erstgeborene Sohn von der Lea (1. Chron. 5,1), und darum stand ihm ein doppeltes väterliches Erbe zu, ausserdem die Führerschaft unter den Stämmen. Aber weil er gesündigt hatte, indem er sich seines Vater Nebenfrau nahm, verlor er das Erstgeburtsrecht, das nun an Joseph fiel (1. Chron. 5,2b). Als schliesslich das Land Kanaan an die zwölf Stämme verteilt wurde, erhielt Joseph ein zweifaches Teil, eins für Ephraim und eins für Manasse.Das ist eine schwache Vorahnung von Dem, der als Erstgeborener (Röm. 8,29) zum Erben eingesetzt wurde. Bei Ihm geht es aber nicht um die Besitznahme einiger Stücke Land, sondern um alle Dinge (Hebr. 1,2), um nichts weniger als um die Herrschaft über das Universum.Gehasst ohne Ursache (1. Mose 37,4)Wenn Joseph ein so ausgezeichneter Mensch war, warum hassten ihn dann seine Brüder? Erstens weiss eine Familie nicht immer die Grösse eines ihrer Mitglieder zu schätzen. »Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, ausser in seiner Vaterstadt und in seinem Hause« (Matth. 13,57, siehe auch Matth. 10,36). Zweitens waren seine Brüder neidisch auf ihn, möglicherweise wegen des bunten Rocks und wegen dessen, was er ausdrückte (1. Mose 37,11; Apg. 7,9). Ausserdem gefiel es ihnen nicht, dass Joseph so anders war. Sein gerechtes Verhalten war ihnen ein steter Vorwurf und überführte sie ihrer Ungerechtigkeit.Dasselbe hat der Herr Jesus erlebt. Er konnte mit den Worten des Psalms 69 sagen: »Entfremdet bin ich meinen Brüdern und ein Fremdling geworden den Söhnen meiner Mutter« (Vers 9). Seine Brüder hassten Ihn ohne ersichtlichen Grund. Einmal meinten sie sogar, Er sei von Sinnen und wollten Ihn in Gewahrsam nehmen (Mark. 3,21).Die religiösen Führer Israels beneideten Ihn ebenfalls. Sie fürchteten, alle würden an Ihn glauben, und dann kämen die Römer, um den Tempel und das Volk zu zerstören (Joh. 11,48). Nur aus Neid haben sie Ihn dem Pilatus überliefert (Matth. 27,18). So erklärte Er selbst: »Jeder, der Arges tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht blossgestelt werden« (Joh. 3,20).Es ist unvorstellbar, dass der Schöpfer-Gott auf die Erde kam und von Seinen Geschöpfen abgelehnt wurde, dass die Worte Jesus und gehasst jemals in einem Atemzug genannt werden könnten!Träume, die Bedeutung haben (1. Mose 37,5-11)Zweimal hat Joseph geträumt, seine Familie werde sich vor ihm verbeugen und dass er über sie herrschen werde. Im ersten Traum sah er Garben reifen Korns, die sich vor seiner Garbe neigten. Die Garben stellten seine Brüder vor. Im zweiten Traum verneigten sich die Himmelskörper vor ihm. Sonne und Mond repräsentierten seine Eltern, die Sterne waren seine Brüder. Als er den Traum beschrieb, wies ihn sein Vater zurecht, und der Zorn seiner Brüder entflammte aufs Neue. Mancher mag Joseph tadeln, dass er von den Träumen erzählt hat; aber nach den souveränen Plänen Gottes war es notwendig, dass er es tat. Wie anders hätte man sonst sehen können, dass sowohl Josephs als auch Christi Erhöhung von Gott zuvor geplant waren und nicht politischer Zufälligkeit entsprangen?Seine Brüder sagten, sie würden sich niemals vor ihm beugen, doch zwangen die Umstände sie später dreimal dazu (1. Mose 42,6; 43,28; 44,14), und am Ende taten sie es freiwillig (1. Mose 50,18). Wenn sie mit Joseph in den Kapiteln 42 bis 50 sprachen, nannten sie sich selbst mindestens vierzehnmal »deine Knechte«. Wie oft mussten sie sich ihrer Worte schämen! Nur Gott braucht das nie zu tun.Jahrhunderte später prophezeite der Sohn des Menschen, Er werde als siegender Herrscher und in Macht und grosser Herrlichkeit auf die Erde zurückkehren. Indem Er das sagte, zeigte Er, dass Sein Volk Ihm demütige Ehre erweisen werde.Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen, und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit grosser Macht und Herrlichkeit (Matth. 24,30).Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels (Matth. 26,64).Am Tage Seiner Macht wird Er ein williges Volk haben (siehe Ps. 110,3).In seinem Buch A Fruitful Bough3 macht Christoffer Knapp eine interessante Feststellung in Bezug auf die beiden Träume. Der erste spielt auf der Erde (Ährengarben). Der Ort des zweiten ist der Himmel (Sonne, Mond und Sterne). Knapp meint, dies weise auf die Zeit hin, in derin dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters (Phil. 2,10-11).Er verbindet die Träume auch mit Epheser 1,10: für die Verwaltung (bei) der Fülle der Zeiten alles zusammenzufassen in dem Christus, das was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist – in ihm.Etwas zum Nachdenken (1. Mose 37,11)Josephs Vater grübelte über den Dingen, die da geschahen. Nachdem Joseph den Traum offenbart hatte, musste sein Vater immer an die vorhergesagte Herrschaft seines Sohnes denken. Im Augenblick sah es gerade nicht danach aus; erst eine eigenartige Kette von Ereignissen sollte dazu führen.Lesen wir diese Geschichte, so fällt uns sofort die Mutter unseres Herrn zur Zeit Seiner Geburt ein. Nachdem die Hirten ihr gesagt hatten, das Baby sei der Retter und Christus, der Herr, heisst es von Maria, »sie bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen«. Dass sie, ein einfaches jüdisches Mädchen, die Mutter des Messias sein sollte, setzte sie in Erstaunen (Luk. 2,19). Über dem Leben dieser beiden Kinder lag etwas, was ihre Eltern nachdenklich stimmte.Vom Vater gesandt (1. Mose 37,13)Sein Vater gab Joseph einen ganz besonderen Auftrag. Nachdem seine Brüder nach Sichem gezogen waren, um dort Weide für ihre Schafe zu finden, schickte Jakob den Joseph, um sich nach deren Wohlergehen zu erkundigen. Sein gehorsamer Sohn tat dies sofort. Sein Vater sagte: »Geh!«, und er ging. Das war keine geheime Überwachung, sondern eine ehrliche sorgende Nachfrage; es ging Jakob um die Tiere, bestand doch sein Reichtum in seinen Herden.Ganz genauso war es mit dem Herrn Jesus. Mehr als vierzigmal sagt Er im Johannesevangelium, der Vater habe Ihn gesandt (z.B. 4,34; 8,42). Paulus erinnert uns, dass Gott Seinen Sohn in der Fülle der Zeit gesandt hat (Gal. 4,4), und Johannes lässt keinen Zweifel daran, dass »der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt« (1. Joh. 4,14). Der Herr sagte den Juden, dass wenn sie die Werke Gottes tun wollten, sie an den glauben mussten, den der Vater gesandt hatte (Joh. 6,29). Der Gehorsam des Sohnes scheint durch die erhabenen Worte: »Ich komme – in der Buchrolle steht von mir geschrieben – um deinen Willen, o Gott, zu tun« (Hebr. 10,7). Der Vater rief: »Wen soll ich senden?« Und der Sohn antwortete: »Sende mich!«Genauso wie Joseph Hebron (das heisst: Gemeinschaft) verliess, um nach Sichem zu gehen (ein gefährlicher Ort, weil zwei der Brüder die Menschen dort ermordet hatten [1. Mose 34,25-30]), so verliess der Herr den Frieden des Himmels, um in diesen Dschungel des Betrugs und des Untergangs zu kommen. Niemand wird ermessen können, was es den heiligen Gottessohn gekostet hat, von dem Reich des Lichts aus diese Bühne moralischer Finsternis zu betreten. Je reiner und gottseliger eine Person ist, umso mehr fühlt sie sich durch Sünde und Schmutz angewidert und abgestossen.Die Verlorenen suchen (1. Mose 37,18-20)Anstatt sich beim Anblick Josephs zu freuen, wurden seine Brüder zornig. Anstatt ihn freundlich, höflich und nett zu empfangen, behandelten sie ihn als einen aufdringlichen Angeber. Vielleicht vermuteten sie, er werde kommen, um sich von ihnen hofieren zu lassen, oder sie fürchteten, er werde sie bei dem Vater verklagen. Manche Modernen werfen ihm vor, er habe über seine Brüder geklatscht; denen kann man antworten, dass er seinem Vater gegenüber verpflichtet war, einen wahrheitsgetreuen Bericht über die Brüder und die Herden abzuliefern. Immerhin bestand der Wohlstand Jakobs zum grossen Teil in seinen Tieren, so war es ihm wichtig, ob sie gesund waren und sich vermehrten. Ausserdem war es stets Gottes Wille, dass Seine Leute nichts gemein haben dürfen mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern sie blossstellen sollen (Eph. 5,11). Joseph konnte über das Verhalten seiner Brüder keine Lügen verbreiten. Kann man hier vermuten, dass Jakob Grund hatte, mit Veruntreuungen zu rechnen?Ein Grösserer als Joseph kam vor 2000 Jahren aus der höchsten Himmelsherrlichkeit, um Verlorene zu suchen. Wie wurde Er empfangen? Die Antwort wird uns in Johannes 1,11 gegeben: »Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.« Nie werden wir die Bedeutung dieses Satzes verstehen, wenn wir nicht begreifen, dass es ihr Gott war, den sie ablehnten. Es war Der, der sie geschaffen hatte, und von dem sie von Anfang an abhängig waren. Das »Alles-Belegt-Zeichen« an der Herberge in Bethlehem zeigt uns, wie unwillkommen Er war.Das Mordkomplott (1. Mose 37,20)Die Möglichkeit, Joseph könne über sie herrschen, wurmte die Brüder. Sie kamen zu dem Ergebnis, der sicherste Weg, Josephs Träume zunichte werden zu lassen, sei der, ihn umzubringen und seinen Leib in eine leere Zisterne zu werfen. Dann würden sie die Lüge verbreiten, ein wildes Tier habe ihn gefressen. Was folgte, war ein Bild dessen, was mit dem Sohn Gottes auf Golgatha geschehen sollte. Sie brachten Joseph allerdings nur bildlich, nicht tatsächlich um.Die Geschichte wiederholte sich im Leben Jesu von Nazareth. Das Komplott begann bald nach Seiner Geburt: Herodes trachtete Ihm nach dem Leben. Die religiösen Führer sahen in Ihm eine Bedrohung und planten wiederholt seinen Tod (Matth. 12,14; 26,3-4). Ihre Haltung wird im Gleichnis von den bösen Weingärtnern genau beschrieben (Matth. 21,33-46). Als der Herr des Weinbergs (Gott) seine Knechte (die Propheten) aussandte, die Ernte abzuholen (Heiligkeit und andere geistliche Frucht), brachten die Weingärtner (Hohepriester und Pharisäer, Vers 45) diese um. Am Ende sandte er seinen Sohn (den Herrn Jesus), indem er erwartete, sie würden ihn als solchen achten. Doch sie sagten: »Dieser ist der Erbe. Kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen!« (Vers 38). In dem Gleichnis von den anvertrauten Pfunden sagten sie: »Wir wollen nicht, dass dieser über uns König sei!« (Luk. 19,14).Schliesslich brachten sie Ihn mit Hilfe eines Verräters vor das weltliche und geistliche Gericht und stellten falsche Zeugen auf, um einen Schuldspruch zu erzwingen. Dabei dürfen wir eines nie aus den Augen verlieren: Der, den sie da an ein hölzernes Kreuz nagelten, war der Schöpfer und Erhalter des Universums.Man ändert den Plan (1. Mose 37,21-22.26-27)Ruben drängte seine Brüder, Joseph nicht umzubringen, sondern ihn in eine der Gruben zu werfen. Dabei hoffte er, Joseph werde von dort entkommen und zu seinem Vater zurückkehren. Auch Juda hielt nichts vom Töten, und meinte statt dessen, es brächte nichts, ihn einfach in der Grube stecken zu lassen. Warum sollte man nicht ein schnelles Geld daraus machen, indem man ihn an eine vorüberziehende Karawane verkaufte? Judas‘ gemeiner Vorschlag wurde angenommen.Der Heiland hatte auch welche, die Seinetwegen ihre Stimme erhoben. Es ist eigenartig; wir hätten sie nicht zu Seinen Freunden gerechnet. Die Frau des Pilatus sagte: »Habe du nichts zu schafen mit jenem Gerechten! Denn im Traum habe ich um seinetwillen viel gelitten« (Matth. 27,19). Pilatus sagte: »Ich finde keinerlei Schuld an ihm« (Joh. 18,38). Herodes urteilte, Er habe nichts Todeswürdiges getan (Luk. 23,15). Einer der sterbenden Übeltäter sagte: »Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan« (Luk. 23,41). Der Hauptmann sagte: »Wirklich, dieser Mensch war gerecht!« (Luk. 23,47). Und Judas, der verlorene Betrüger, klagte: »Ich habe gesündigt; denn ich habe schuldloses Blut überliefert!« (Matth. 27,4).In der Grube (1. Mose 37,23-24)In Josephs Fall zogen sie ihm den aufreizenden bunten Rock aus, warfen ihn selbst in die Grube und setzen sich in roher Gefühllosigkeit hin, um zu essen. Das war kein kleines sauberes Loch. Gnadenlos brannte am Tag die Sonne herab, und Kälte erfüllte sie des Nachts. Es wird nicht erwähnt, dass die Brüder ihm Speise oder Trank gaben. Es war, wie der Prophet Amos schreibt: »Über den Zusammenbruch Josephs sind sie nicht bekümmert« (Am. 6,6). Sie hörten sein Flehen; aber das liess sie kalt.Unserem Heiland erging es so, dass die Soldaten Ihn auszogen und Ihm einen »Purpurmantel« umwarfen, um Seinen Anspruch, ein König zu sein, zu verhöhnen (Matth. 27,28). Sie kreuzigten Ihn. – Tatsächlich, sie kreuzigten Ihn. Dann setzten sie sich kaltschnäuzig hin und bewachten Den, der da am Kreuz hängend mit dem Tode rang (Matth. 27,36). Als das ganze Schauspiel vorüber war, gingen die Leute in die Stadt zurück, setzten sich nieder und feierten das Passah, wo sie doch gerade eben das wahre Passahlamm geschlachtet hatten! Unglaublich!Auch der Herr Jesus machte die Erfahrung, in die Grube gelegt zu werden, aus der er ebenfalls errettet wurde. David redet als Prophet von Ihm, wenn er sagt:Beharrlich habe ich auf den Herrn geharrt,und er hat sich zu mir geneigt und mein Schreien gehört.Er hat mich heraufgeholt aus der Grube des Verderbens,aus Schlick (und) Schlamm;und er hat meine Füsse auf einen Felsen gestellt, meine Schritte festgemacht (Ps. 40,1-2).An diesem Punkt wird die Gleichnishaftigkeit unterbrochen. Joseph starb nur bildlich. Die Grube spricht von Tod und Begräbnis. Wäre er tatsächlich gestorben, hätte er nicht nach Ägypten gehen und der Retter des Volkes werden können. Jesus aber starb wirklich. Er musste den Tod in ganzer Schwere auskosten, um dadurch der Retter der Welt zu werden.Das Schreckliche ist, dass sich Seine Kreaturen gegen Ihn wandten, als Er zu ihnen auf diesen Planeten kam. Es reichte ihnen nicht, Ihn zu verachten, Ihn abzulehnen, Ihn von sich zu treiben und zu beleidigen. Sie schlugen Ihm mit Fäusten ins Gesicht, bedeckten Sein Angesicht mit ihrem ekligen Speichel, zerpflügten Seinen Rücken mit der Geissel, und verhöhnten Ihn mit einer Dornenkrone. Dann offenbarten sie die ganze Abscheulichkeit der Sünde in ihren Herzen, als sie ihren Gott zu dem Ort Golgatha brachten und Ihn ans Kreuz schlugen.Das schwerste aller Verbrechen! Die höchste Gotteslästerung! Die schmutzigste Gemeinheit! Die abgründigste Torheit! Sünder, verdorben, befleckt und tot für Gott, nagelten Ihn tatsächlich an das Holz! Er war der liebenswerteste Mensch, der je den Staub der Erde betreten hat, der ihre Traurigen getröstet, ihre Tränen getrocknet und ihre Kinder gesegnet hatte. Er speiste ihre Hungrigen und setzte ihre Gefangenen in Freiheit. Er brachte das Wort Gottes vom Himmel zu ihren Herzen und wollte ihren Seelen den Himmel öfnen. Wer waren diese Übeltäter? Es war unser Menschengeschlecht! (J. Boyd Nicholson).Schweigen in seinen LeidenEin einziges Mal nur berichtet die heilige Erzählung davon, dass Joseph bei dieser Begegnung mit seinen Brüdern etwas gesagt hat. Er bat sie um sein Leben (1. Mose 42,21). Bemerkenswerterweise wird auch in den folgenden Jahren an keiner Stelle angedeutet, dass er sie jemals kritisiert, getadelt oder lieblos verurteilt hätte. Genauso machte es der Herr Jesus.Er wurde misshandelt; aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf (Jes. 53,7).Während des Verhörs vor dem Hohenpriester blieb Er still (Matth. 26,63). Auf die Anklagen der Hohenpriester und Ältesten antwortete Er nichts (Matth. 27,4). Herodes »befragte ihn aber mit vielen Worten; er jedoch antwortete ihm nichts« (Luk. 23,9). »… der geschmäht, nicht wieder schmähte« (1. Petr. 2,23). Nur als der Hohepriester Ihn unter Eid fragte, ob Er der Christus sei, antwortete der Herr:Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen in den Wolken des Himmels! (Matth. 26,23-24).Herr Jesus, ich bete Dich an wegen solcher Selbstbeherrschung, die dieser Welt – und auch mir von Natur aus – völlig unbekannt ist!Verlassen (1. Mose 37,28)Herz- und gefühllose Brüder wandten Joseph den Rücken zu. Die Tatsache, mit ihm blutsverwandt zu sein, liess sie jetzt kalt. Sie wollten nur ihr Mütchen wegen angeblicher Übeltaten an ihm kühlen.Ein Besserer als Joseph erlitt eine ähnliche Behandlung. Im Hinblick auf Christi Jünger in Gethsemane staunt Markus: »… und es verliessen ihn alle und flohen« (Mark. 14,50). Jesus aber erduldete ein Verlassensein, das Joseph nie erleben musste. Das war während der drei Stunden der Finsternis, als Sein Gott Ihn verliess, weil Er die Strafe für unsere Sünden trug. Das war, als Er ausrief: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen«? (Matth. 27,46).Die Schöpfung erbebte, als Jesus laut rief, war dunkel und konnt´ es nicht fassen,kein Echo erfolgt´ auf den einsamen Schrei: »Warum, Gott, hast Du mich verlassen?«Gott verliess den Herrn Jesus, damit wir nie verlassen werden. Wir hören nun die Versicherung unseres liebenden Erlösers: »Ich will dich nicht aufgeben, und dich nicht verlassen« (Hebr. 13,5).VerratenObwohl Joseph ihr Bruder war, verrieten sie diese innige, natürliche Beziehung. Er vertraute ihnen; sie missbrauchten dies Vertrauen. Er hatte nichts Unrechtes getan; sie missbrauchten seine Unschuld. Das spiegelt sich in den Erfahrungen Jesu wider. Er wurde von einem seiner Jüngern verraten. Sein Freund, auf den Er vertraute, hatte die Ferse gegen Ihn aufgehoben (Ps. 41,10). Judas war der, von dem David prophetisch in Psalm 55 sagt:Denn nicht ein Feind höhnt mich, sonst würde ich es ertragen; nicht ein Hasser hat grossgetan gegen mich,sonst würde ich mich vor ihm verbergen;sondern du, ein Mensch meinesgleichen,mein Freund und mein Vertrauter,die wir die Süsse der Gemeinschaft miteinander erlebten, ins Haus Gottes gingen in (festlicher) Unruhe! …Er hat ausgestreckt seine Hände gegen seine Friedensbeschlüsse,entweiht hat er seinen Bund.Glatter als weiche Butter ist sein Mund,und Feindschaft ist sein Herz;geschmeidiger als Öl seine Worte,aber sie sind gezogene Schwerter (Ps. 55,13-15.21-22).Judas ist ein ernstes Beispiel dafür, wie nahe man Christus sein und doch verloren gehen kann. Er lebte mit dem Herrn zusammen, hörte Seine unvergleichlichen Worte und sah Seine unnachahmlichen Wunder. Aber er war ein schrecklicher Betrüger, der Gott mit einem Kuss verriet.Verkauft für Silber (1. Mose 37,28)Einige Entsprechungen oder Ähnlichkeiten sind verblüffend. Josephs Brüder verkauften ihn an vorüberziehende midianitische Händler für zwanzig Silberstücke, zwei Drittel dessen, was ein erwachsener Sklave kostete. Warum sollte man ihn umbringen, wenn man bei seinem Verkauf etwas verdienen konnte?Der Preis für den Heiland betrug dreissig Silberstücke, den Lösepreis für einen Sklaven, der von einem Ochsen zu Tode gekommen war (2. Mose 21,32). Schrecklicher Handel! Judas arrangierte das Geschäft. Juda und Judas sind verschiedene Formen des gleichen Namens, der »Loben« bedeutet, was hier ganz und gar fehl am Platze zu sein scheint.Dreissig Stücke Silber! Wie war der Herr entehrt! Dreissig Stücke Silber war sonst ein Sklave wert. Judas und den Priestern war dieser Handel recht, sah´n im Herrn des Himmels nichts als einen Knecht. Dreissig Stücke Silber, der Preis für Gottes Lamm, das einst uns zu erretten, auf diese Erde kam. Dreissig Stücke Silber, gäbst du sie auch für Ihn? Weil Welt und Eitelkeiten erfüllen Herz und Sinn?Es geht nicht nur um Silber,auch Gold braucht´s nicht zu sein,doch tauschen Abertausend für Tand den Heiland ein: für´s Lob gottloser Freunde, für seichte Freuden auch, für selbstsüchtige Ziele,für nichts als Schall und Rauch,für Macht- und Herrschgelüste, für Stolz der Wissenschaft, für kurzes Glück auf Erden, das uns das Geld verschaft … Nur Gott allein kann sagen, was du mit Ihm getan,prüf dich nun, meine Seele,was fingst du mit Ihm an?Verkauft! O Gott, wie schrecklich,Gewissensqual bricht Bahn. Verkauft! Ein ernster Engel klagt dich im Himmel an.So wird der Preis des Heilands,der dich dann von Ihm trennt,trotz Reue zu dem Feuer,das ewig in dir brennt (nach Wm. Blane).Am Ende des 37. Kapitels mögen die Brüder die Gemeinheit gegen ihren Bruder für ein gut bewahrtes Geheimnis gehalten haben. Sie hatten ein hieb- und stichfestes Alibi, und es gab weder Menschen noch Dinge, die gegen sie zeugen konnten. So lebten sie sorglos in den Tag hinein in der beruhigenden Meinung, das Kapitel »Joseph« sei abgehakt.Auferstanden (1. Mose 37,28)Gott hatte Joseph nicht vergessen. Mit Hilfe einer Reihe wunderbar geplanter Umstände regierte er die Herzen der fremden Händler, ihre Route und die Reisegeschwindigkeit, so dass sie zur rechten Zeit auf den jungen Joseph stiessen. F.B. Meyer sieht darin eine tröstliche Wahrheit für das ganze Gottesvolk:Es war nicht der Zufall, sondern Vorsehung, die diese Midianiter zu dieser Stunde an die Grube brachte. Gewiss hatten sie ihre Abreisezeit in der Heimat, die Geschwindigkeit ihrer Kamele und den Zeitaufwand für ihre Geschäfte an den verschiedenen Märkten nur auf ihren Profit und ihren Vorteil hin geplant und auf sonst nichts. Doch, ohne es zu wissen, bewegten sie sich nach dem Zeitplan Gottes. Alles im Leben wird in göttlicher Voraussicht geleitet, überwacht und kontrolliert. Lasst uns das stets vor Augen haben!5Die leere Grube (1. Mose 37,29)Später, als Ruben wieder zur Grube kam, fand er sie leer. Ihr Bruder folgte derweilen der Karawane nach Ägypten. Gott bereitete die Bühne für eines der grossen Dramen der biblischen Geschichte.Bildlich war Joseph von den Toten auferstanden, und ich brauche nicht zu sagen, worauf das hinweist. Die Anwendung auf unseren lebendigen Erretter finden wir in Lukas 24,1-8:Am ersten Wochentage aber, ganz in der Frühe, kamen sie zu der Gruft und brachten die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten. Sie fanden aber den Stein von der Gruft abgewälzt, und als sie hineingingen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht. Und es geschah, als sie darüber in Verlegenheit waren, siehe, da standen zwei Männer in strahlendem Gewand bei ihnen. Als sie aber von Furcht erfüllt wurden und das Gesicht zur Erde neigten, sprachen sie zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auferweckt worden. Gedenkt daran, wie er zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war, indem er sagte: Der Sohn des Menschen muss in die Hände sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen!Joseph war vor dem Tod bewahrt geblieben. Christus wurde aus dem Tod auferweckt. Sein Grab ist jetzt leer. Gott wollte Seine Seele nicht im Hades lassen (das heisst: ohne Leib), noch sollte »Sein Heiliger die Verwesung sehen«, wie es uns in Apostelgeschichte 2,27 gesagt wird.Josephs »Grab«, also die Grube, war nur geliehen. Er brauchte sie nicht sehr lange. So geschah es auch mit dem Grab im Garten. Es war eine Leihgabe Josephs von Arimathia, die Jesus nur drei Tage und drei Nächte nötig hatte.Der Gedanke an ein geliehenes Grab ist eigenartig. Gewöhnlich hat man ein Grab für immer nötig. Es gibt keine »Second-hand«-Gräber. Jesus hatte nicht nötig, ein Grab geschenkt zu bekommen: Für Ihn reichte ein geliehenes.Das Zeugnis des Blutes (1. Mose 37,31-33)Die Brüder nahmen Josephs Rock und tauchten ihn in das Blut eines Ziegenbocks, und so brachten sie ihn zu ihrem Vater. Es war ein gefühlloser Akt, den alten Mann glauben zu lassen, Joseph sei von einem wilden Tier zerrissen und die Brüder wüssten von gar nichts.An dieser Stelle liegt der Vergleich nicht in einer Ähnlichkeit, sondern in einem Unterschied. Das Blut Christi wurde auch dem Vater vorgewiesen, wenn auch nur bildlich. Der Herr selbst betrat den Himmel, »nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut (ist er) ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen und hat (uns) eine ewige Erlösung erworben« (Hebr. 9,12). Sein Blut wurde auf Golgatha vergossen; der Wert dieses Blutes ist es, der ins Allerheiligste einging.Friede mit Gott! Denn das Blut in den Himmeln spricht mich von Sünden und Schulden ganz frei, Friede mit Gott! Weil der Herr auferstanden, misst Gott mir Christi Gerechtigkeit bei.Klägliche Erklärungsversuche (1. Mose 32-33)Die Brüder erklärten ihrem Vater, ein wildes Tier müsse Joseph zerrissen haben. Zwar brachten sie den blutigen Rock; aber wie sollte ihn ein Tier gefressen haben, ohne den Rock zu zerreissen? Die Erklärung hatte weder Hand noch Fuss. Der früher so schlaue Jakob war sicher noch klug genug, dies Manöver als unzulänglich zu begreifen; aber was konnte er machen?Der älteste Versuch, die Auferstehung Christi zu leugnen, steht in Matthäus 28,13-15. Die Hohenpriester bestachen die Soldaten, damit sie sagten, die Jünger hätten den Leib gestohlen, während sie schliefen. Hätte das der Wahrheit entsprochen, wozu hätten die Soldaten bestochen werden müssen? Und warum schliefen sie während ihres Wachtdienstes? Beim Dienst zu schlafen war für sie ein Kapitalverbrechen.Ein zweiter Versuch, die Auferstehung in Misskredit zu bringen war die »Ohnmachtstheorie«. Damit wird gesagt, Jesus sei gar nicht gestorben. Er sei nur bewusstlos gewesen, und in der Kühle der Grabeshöhle wieder aufgewacht. Aber die Soldaten wussten, dass Er tot war; deshalb brachen sie Ihm die Beine nicht. Selbst wenn Er nur ohnmächtig war, wie hätte Er den Stein wegwälzen sollen, der das Grab verschloss, und wie hätte Er unbemerkt an den Soldaten vorbeikommen können? Zu der Zeit wäre Er als natürlicher Mensch auch nicht im Besitz voller Körperkräfte gewesen, Sein Blut war weggeflossen, und wie wäre ein blutleerer Körper in der Lage, das Grab zu verlassen?Dann gibt es die Theorie, die Frauen seien zu dem falschen Grab gegangen. Dabei wird übersehen, dass dort kein Friedhof mit vielen Gräbern, sondern nur ein einziges privates Gartengrab war. Standen auch die Soldaten und die Engel und die anderen Jünger an dem falschen Grab? Und wenn es das falsche Grab war, warum zeigten es dann die jüdischen Führer nicht, indem sie zu dem richtigen Grab gingen?Solche Erklärungsversuche sind erbärmlich, weil sie nicht mit den Tatsachen überein stimmen. Wären die Jünger wohl bereit gewesen, wegen solcher armseligen Erklärungen in den Märtyrertod zu gehen?Halte hier ein wenig inne, um über die vielen Punkte zu staunen, in denen Josephs Leben das Leben des Herrn Jesus widerspiegelt, und das 2000 Jahre im Voraus! Könntest du dir jemand vorstellen, der heute eine solche Geschichte über eine Person schreiben kann, die im Jahre 4000 leben wird? Der Schluss ist unausweichlich: Die Josephsgeschichte offenbart den Finger Gottes.2 In Daniel 7,9-10 ist der »Alte von Tagen« der Herr Jesus. Wir wissen das durch den Vergleich mit Offenbarung 1,13-15. In Daniel 7,13 ist der »Alte von Tagen« Gott, der Vater3 Christoffer Knapp: A fruitful Bough, Neptune, NJ: Loizeaux Bros., Inc, n.d., pp. 18-23.4 Das Gesetz Moses forderte von Ihm eine Antwort, oder Er wurde schuldig gesprochen (3. Mose 5,1).5 F.B. Meyer: Through the Bible Day by Day, Philadelphia: American Sunday School Union, 1914, pp. 47-48.6 Dies ist poetische Freiheit. Jesus war nicht in einem Grab beigesetzt, sondern in einer in den Fels gehauenen Höhle.Fortsetzung: Zwischenspiel

 

Datum: 07.10.2007
Autor: William Mac Donald
Quelle: Joseph erinnert mich an Jesus

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