Das, was wir brauchen

Was David unter «grünen Auen» verstand

Der Psalm 23 gehört wohl zu den bekanntesten Psalmen der Bibel. Doch was meinte David, als er von «grünen Auen» sprach? Der Theologe Ray Vander Laan erklärt, dass er dabei keineswegs saftig grünes Weideland dachte. Doch seine Erklärung macht Mut!
Schafe in der Wüste Negev, die auch als «grüne Wiese» bezeichnet wird
«Grüne Auen» in der Wüste Negev
Gräser in der Wüste Negev

Jeder Christ erlebt in seinem (Glaubens-)Leben Trockenzeiten oder Durststrecken, diese Momente, in denen alles zu viel erscheint. Wie lange geht das so noch weiter? Hat mich Gott vergessen? In solchen Zeiten sind gerade die Psalmen für viele wie eine geistliche Tankstelle – die meisten Psalmisten erlebten ähnliche Zeiten und schrien zu Gott. Oder sie erlebten, wie Gott ihre durstige Seele wieder erfüllte und ihren Durst stillte.

Ein solcher Psalm ist auch der 23., vielleicht der bekannteste aller Psalmen. Der Psalmist David spricht von Schutz unter dem Stab des Hirten, von Sättigung, von grünen Auen und frischem Wasser. Das klingt nach Erfüllung, nach Wohlgenuss und Überfluss inmitten der Wüste. Doch war es wirklich das, was der Hirte David vor Augen hatte? Dazu muss man sich genau das Umfeld Davids anschauen, das Land Israel und seine Kultur. Ein Kenner dieser Kultur ist der US-Pastor Ray Vander Laan – und er spricht davon, dass die «grünen Auen» aus Psalm 23 keineswegs dicht mit Gras bewachsene, saftig grüne Wiesen waren und sind. Hier ein Auszug aus seinem anschaulichen Video-Bibelstudium – er befindet sich in dem Video in der öden Wüstenlandschaft Israels:

Herden weiden nicht im Farmland

Ich möchte etwas von der Wüste herausstreichen, das Sie vielleicht überraschen könnte. Diese Ödlandschaft wird Wildnis genannt, aber es wird auch als «grüne Wiesen» bezeichnet. Leute aus dem Westen können das kaum glauben, denn unter dem Psalm 23, «er führet mich auf grüner Aue», stellt man sich immer bauchnabel-hohes grünes Gras vor. Aber hier sieht man kein bauchnabel-hohes Gras. Seit biblischen Zeiten bis heute ist es äusserst selten, dass man eine Schafherde im Farmland Israels sieht. Es gibt in dieser Kultur nicht viel Farmland und so haben die Bauern den Hirten diesen Teil des Landes, so gut sie konnten, verwehrt. Man will keine Hirten im Farmland. Dies – die Wildnis – ist das Gebiet der Hirten.

Gräser in der Wüste

Doch wenn man diese Wildnis sieht, fragt man sich: Was gibt es da zu grasen? Als ich das erste Mal in der Wüste eine Schafherde an einem trockenen Hang beobachtete, hatte ich das Gefühl: Sind das steinfressende Schafe? Was fressen sie? Wie kann man dieses Gebiet als «grüne Wiesen» bezeichnen?

Die Antwort ist: Es gibt ein klein wenig Feuchtigkeit. Zum einen regnet es jedes Jahr, nicht viel, aber ein wenig. Zum anderen gibt es Feuchtigkeit in der Luft. Insbesondere der Abendwind bringt aus dem Westen vom Mittelmehr Feuchtigkeit. Diese Feuchtigkeit vom Regen und aus der Luft kondensiert an den Steinen am Boden und neben fast allen Steinen sieht man, dass kleine Gräser spriessen. Und genau das ist mit «grünen Wiesen» gemeint: Der Hirte sucht nach einem Hang, der entweder dem bisschen Regen oder der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt wurde, und führt seine Herde darüber. Und dann ist es für die Schafe ein Bissen hier, dann laufen sie zwei, drei Schritte, und nehmen wieder einen Mund voll, dann wieder einen Mund voll…

Dem Hirten vertrauen

Das verändert unsere Vorstellung von den grünen Wiesen ziemlich radikal. Grüne Wiesen bieten nicht alles, was Sie für den Rest Ihres Lebens brauchen. Wenn Sie im bauchnabel-hohen Gras sitzen würden, bedeutet dies, dass Gott sagen würde: Wenn du mir nachfolgst, dann setz ich dich in das Gras und du musst dich dein Leben lang nicht mehr bewegen, sondern einfach nur das Gras abreissen und fressen. Aber ist Ihr Leben mit Gott wirklich so?

In der Wüste lernen Sie, dass der Hirte Ihnen das gibt, was Sie jetzt gerade brauchen. Und was ist in zehn Minuten? Vertrauen Sie dem Hirten. Er gibt Ihnen gerade genug, das was Sie brauchen.

 

Zum Thema:
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Datum: 21.05.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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