Karriere in der Bibel: Nehemia (3)

Wie schneller Erfolg lange hinhält

Er hatte viel erreicht. Doch Erfolge können kurzfristig sein. Aus dem Leben von Nehemia können wir Erfolgsprinzipien ableiten, die bis heute gelten.
Festzeiten stärken die Identität: Juden beim Laubhüttenfest.

Der Wert eines Erfolgs zeigt sich oft nicht gleich am Tag, an dem er errungen wird. Hält das Neue dem Zahn der Zeit stand oder erweist es sich als Episode? Im Bericht Nehemias in der Bibel finden sich diverse Anhaltspunkte für nachhaltiges Handeln.

Aktiv-Urlaub…

Nehemia hat sich von seinem Dienstherrn, dem persischen Grosskönig Artaxerxes, beurlauben lassen. Das Ziel des Mannes, der um 450 vor Christus lebt, ist hoch gesteckt: Er will seine Heimatstadt Jerusalem aus der Misere herausführen, die mit der Zerstörung des Jahwe-Tempels und grosser Teile der Stadt 140 Jahre zuvor einsetzte. In kurzer Zeit erreicht er viel: Die Jerusalemer und ihre Verwandten haben die Lücken in der eingerissenen und weithin verfallenen Stadtmauer innert zwei Monaten geschlossen. Dies obwohl die Chefs benachbarter Provinzen Verleumdungen streuten und die Bauleute mit Drohungen vom Werk abzuhalten suchten.

…ohne rasche Rückkehr

Nun ist Jerusalem wieder eine Stadt, die diesen Namen verdient. Nehemia kann sich einen raschen Erfolg an den Hut heften – und bestimmt würde sich der König über die gelungene Renovation freuen. Soll der erfolgreiche Baumanager ihm persönlich Bericht erstatten und sein Spitzenamt (Mundschenk) wieder übernehmen? Nehemia entscheidet sich für den Verbleib in Jerusalem, obwohl die von Ruinen übersäte Kleinstadt nichts von den Annehmlichkeiten der Metropole bietet.

Freudenfest

In den Heiligen Schriften der Judäer ist von einem Fest der Dankbarkeit die Rede, das in temporären Laubhütten gefeiert werden soll. Seitdem sie vor bald tausend Jahren ins Land gekommen sind, haben aber die Judäer das Fest nicht mehr so begangen. Nun, nach einer öffentlichen Vorlesung der heiligen Schriften, wollen sie der Vorschrift nachkommen. Sie schwärmen ins umliegende Hügelland aus, hauen Äste von den Bäumen und basteln Hütten. Eine Woche hausen sie auf Hausdächern und Plätzen. Es wird ein Freudenfest mit besinnlichen Akzenten: Jeden Tag lesen Gelehrte aus den Heiligen Schriften vor. So bringen sie frühere Erfahrungen des Volks mit seinem Gott Jahwe zurück ins Gedächtnis.

Gemeinsam Versagen eingestehen

Nehemia ist glücklich über diese Woche. Sie stärkt nach dem Mauerbau die geistige Identität der Jerusalemer, ohne dass sie in Jubel-Trubel-Heiterkeit verfallen. Diese wäre fehl am Platz, denn dem Volk geht es nicht gut. Auf das Fest folgt ein Trauer- und Busstag. Denn die Bevölkerung wird sich der Massstäbe Gottes bewusst, denen die Vorfahren nicht nachlebten, wie die Lesungen schmerzlich verdeutlichen. In einem gemeinsamen Bussgebet drücken die Judäer aus, was über die Jahrhunderte schief gelaufen ist. Sie sind nun Unfreie im Land, das Gott ihnen einst gab. Und sie wissen auch, warum: «Seinen reichen Ertrag bringt es für die Könige, die du unserer Sünden wegen über uns gesetzt hast… und wir sind in grosser Not!»

Neuanfang mit konkreten Verpflichtungen

An diesem Tag verpflichten sich die Judäer mit ihren Clan-Vorstehern, Beamten und Priestern, künftig nach den Geboten Jahwes zu leben. Diese Lebensweise wollen sie namentlich dadurch konsolidieren, dass sie ihre Kinder nicht mit Fremden verheiraten. Zweitens werden sie an ihrem Ruhetag, dem Sabbat, auf dem Markt keine Waren kaufen, die Fremde anbieten. Drittens verpflichten sie sich, im siebten Jahr die Felder nicht zu bearbeiten (Sabbat für das Land). Viertens geloben sie, in diesem Siebenjahre-Rhythmus Schulden zu erlassen, damit die sozialen Gegensätze den Gemeinsinn nicht beschädigen. Fünftens wird die Versorgung des Tempelpersonals gesichert: «Wir werden das Haus unseres Gottes nicht vernachlässigen.»

Das Erreichte konsolidieren

Nach dem Einsetzen der Tore in die Mauer organisiert Nehemia ein Einweihungsfest. Zwei Festzüge mit Chören ziehen über die Mauer und treffen sich beim Tempel, um Gott zu loben. Freude herrscht! Nehemia nutzt die neue Zuversicht, um Beamte einzusetzen, die die Abgaben für den Tempel verwalten.

Während eines guten Jahrzehnts verbleibt Nehemia zur Sicherung des Erreichten in Jerusalem, ohne den Goodwill des persischen Grosskönigs, dem er zuvor gedient hat, zu verscherzen. Dann kehrt er in die Reichshauptstadt Susa zurück. Allerdings nicht um seine Karriere als Höfling fortzusetzen (zuvor hatte er die Vertrauensposition des Mundschenks innegehabt). Er bittet Artaxerxes, ihn freizustellen und reist wieder nach Jerusalem.

…und Missstände nicht einreissen lassen

Dort haben – Nehemia nimmt es entrüstet zur Kenntnis – Missstände eingerissen. Er wirft einen Fremden aus der Wohnung, die ein Priester, der mit ihm verschwägert ist, ihm im Tempelgebäude (!) eingerichtet hat. Die Tempelsänger und andere Angestellten haben die versprochenen Abgaben nicht erhalten. Nehemia zieht die Verantwortlichen zur Rechenschaft.

Fremde verkaufen am Sabbattag Produkte und Waren in der Stadt. Nehemia lässt die Stadttore bei Anbruch des Sabbat schliessen und 24 Stunden geschlossen halten. Die Händler übernachten zweimal draussen vor dem Tor. Erst nach unmissverständlichen Drohungen begreifen sie, dass sie in Jerusalem am Sabbat nichts zu suchen haben. Was der Statthalter auch nicht duldet, sind Kinder, die die Sprache der Stadt (auch die Heiligen Schriften) nicht verstehen, weil ein Elternteil sie nicht spricht. Das gemeinsame Hören auf Gottes Worte soll die Jerusalemer in die Zukunft führen.

Die Massnahmen Nehemias nach dem Mauerbau in Jerusalem werden im Buch Nehemia, Kapitel 8-13, berichtet.

Karriere in der Bibel - Die Serie:
Auf dem Schleudersitz: Obadja
Ratgeber mit Vision: Micha
Auf Umwegen zum Ziel: Kaleb
Erfolg hängt von Werten ab: Lot
Auszeit nach Aufstieg: Nehemia (1)
Das Ziel vor Augen: Nehemia (2)

Datum: 24.08.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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