Vorwort

Mit Recht wird Charles Haddon Spurgeon (1834 - 1892) als "Fürst der Prediger" bezeichnet. Zum einen war er sicher der bekannteste Erweckungsprediger des 19. Jahrhunderts, dessen Redegabe und geistliche Vollmacht vierzig Jahre lang jeden Sonntag Tausende in das Londoner Tabernakel zog. Selbst seine gedruckten Predigten waren so kraftvoll und originell, dass sie damals wöchentlich wie eine Zeitung in hohen Auflagen gedruckt und weltweit verbreitet wurden.

Wenn man sich bewusst macht, dass von seinem ersten Predigtband allein in Amerika zu seinen Lebzeiten über eine halbe Millionen Exemplare verkauft wurden, bekommt man einen Eindruck von der Popularität dieses einzigartigen Predigers, der im jugendlichen Alter von 18 Jahren bereits 412 Predigten gehalten hatte. Seine Popularität erlangte Spurgeon aber nicht etwa dadurch, dass er das predigte, was die Menschen gerne hören wollten, was also "populär", bedürfnisorientiert oder angepasst war - im Gegenteil. Als überzeugter Calvinist und grosser Freund der Puritaner predigte er unerschrocken Wahrheiten, die von vielen als nicht zeitgemäss, anstössig und geschmacklos kritisiert wurden.

Wo immer Spurgeon predigte oder zur Feder griff, stellte er die völlige Verdorbenheit des Menschen und die Einzigartigkeit Jesu Christi und seines Opfers in den Mittelpunkt seiner Botschaft. Und diese Konzentration auf das Wesentliche im Evangelium, das er mit immer neuen Worten, Illustrationen und mit einer nicht ermüdenden Leidenschaft 40 Jahre lang predigte, ist sicher auch ein Grund dafür, dass seine Predigten auch über 100 Jahre nach seinem Tod an Aktualität nichts eingebüsst haben und in vielen Sprachen immer wieder neu aufgelegt werden.

Sicher bietet die in diesem Band abgedruckte Predigt Spurgeons über die "Freistädte Israels" einen besonderen Eindruck von der Leidenschaft und dem Ernst dieses Predigers, mit welchem er um die Herzen seiner Zuhörer rang.

Mit Vorliebe spürte Spurgeon im Alten Testament Personen, Gegenstände oder Vorschriften auf, die er im Licht des Neuen Testamentes auslegte und auf Jesus Christus deutete. Bereits um die Jahrhundertwende erschien in deutscher Sprache ein Predigtband mit 60 Predigten unter dem Titel "Christus im Alten Testament". Aus diesem Band wurden die in diesem Buch veröffentlichten Predigten ausgewählt und nur an den Stellen leicht bearbeitet, wo Gedanken sich unnötig wiederholten, oder der damalige Übersetzer sich einer heute nicht mehr verständlichen Sprache bediente.

Der bekannte Essener Evangelist und Pfarrer Wilhelm Busch, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass Spurgeon in den letzten Jahrzehnten auch im deutschsprachigen Raum nicht vergessen wurde, beschreibt in seinem Buch "Plaudereien aus meinem Studierzimmer" wie er Ende der 20er Jahre in Berlin zum ersten Mal einen Predigtband Spurgeons mit alttestamentlichen Predigten in die Hände bekam und welchen Eindruck sie hinterliessen:

"In jener Nacht fing ich an zu lesen. Und dabei ging mir eine neue Welt auf: So konnte man predigen! So unkompliziert! So direkt auf das Gewissen zielend! So drastisch und anschaulich! Und so also konnte man das Alte Testament lesen!"

Und er schliesst die Schilderung seiner "Begegnung" mit Spurgeon mit folgenden Worten:

"Heute stehen sämtliche erreichbaren Bände Spurgeons in meinem Bücherschrank. Und sein Bild hängt an der Wand. Noch einmal sehe ich dieses Bild an. Seltsamer Mann! Umkämpft! Verspottet! Geliebt! ... Ja, er hat eine Segensspur hinterlassen. Und zu denen, die durch Spurgeon gesegnet wurden, gehöre auch ich."

So wird auch dieser Predigtband mit dem Gebet und Wunsch herausgegeben, dass er bei dem heutigen Leser eine Segensspur hinterlässt, Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus weckt und anregt, "unkompliziert, anschaulich und auf das Gewissen zielend" die ewig gültigen Wahrheiten des Evangeliums zu leben und zu predigen.

Wolfgang Bühne

Datum: 25.01.2008
Autor: Charles H. Spurgeon
Quelle: Christus im Alten Testament

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