Simson Junior und der rätselhafte Pharao – Teil 4

"Simson Junior und der rätselhafte Pharao" ist eine Fantasy-Geschichte, die sich an die biblische Person Simson anlehnt (nachzulesen in der Bibel, Richter, Kapitel 13-16). Lesen Sie hier den vierten Teil der Geschichte.
Simson

Die weiteren Teile der Geschichte finden Sie hier.

Simson stockte der Atem. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit mit solcher geballter Hinterlist. Hatte er sich verhört? Träumt er? Noch immer war er hart an den Baumstamm gebunden. Mehr und mehr schmerzten seine Hände unter dem Druck der Fesseln; seine Füsse waren schon lange taub und ohne Gefühl. Die sprechende Schlange züngelte und zischte vor seinem Gesicht; ihre Augen blitzten listig.

Hohn, Spott und Lästerung

"Es heisst, du seist ausserwählt worden, lieber Simson ..." fragte das Tier mit unüberhörbarem Spott in der Stimme. Noch während der überlegte, woher die Schlange das wissen konnte, fuhr diese fort: "Nun, deine Zeit ist gekommen. Schon bald kannst du zu grosser Macht gelangen. Ich werde dir zeigen, wie das geht."

"Wer bist du überhaupt?" fragte Simson entschlossen.

"Nun, ich bin die, die ich sein werde!" - Hier redet der Abgrund selbst, durchfuhr es Simson. Niemand durfte sich anmassen, so einen Namen zu führen. "Ich bin, der ich sein werde" - mit diesen Worten hatte sich der lebendige Gott selber damals Mose vorgestellt. Und diese Bestie wollte sich nun mit Gott auf eine Stufe stellen? Simson erschauderte.

Ja, ein Engel des Herrn hatte einst angekündigt, dass er, Simson, einmal über weite Teile des Landes Kanaan herrschen würde. Doch jetzt war das Land in höchster Gefahr. Jetzt konnte es nur darum gehen, das Land zu retten, aber nicht, es zu beherrschen. Tief sog er die Luft durch die Nase ein und presste sie nach einer kurzen Pause wieder aus seinem Körper. "Was wollt ihr?"

Zwei Verbündete

Rahmos hatte sich genähert. Er musste das Gespräch mit der Schlange belauscht haben. Die beiden schienen miteinander vertraut zu sein; sie grüssten einander nicht einmal, so selbstverständlich war ihnen die Gegenwart des andern.

Selbstherrlich Rahmos verkündete: "Meine Vorfahren stammen aus einer pharaonischen Dynastie. Als vor einigen hundert Jahren das Volk Israel aus Ägypten entkam, reisten auch einige aus meiner Sippe mit. Der ganze Auszug damals brachte mein Volk an den Rand des Abgrundes!"

Die alte Rechnung

"Ihr habt meine Vorfahren als Sklaven gehalten", protestierte Simson. Mit einer Geste der Verachtung wischte Rahmos diesen Einwand beiseite: "Ihr hattet genug zu essen, Arbeit und ein Dach über dem Kopf. Das ist mehr als sich viele Menschen erträumen lassen. Ihr lebtet in der mächtigsten Nation der Welt ..."

"... die auf dem Rücken von Sklaven errichtet war", beendete Simson den Satz. Seine eigene missliche Lage hatte er im Eifer des Wortgefechts fast vergessen. Rahmos Augen funkelten wütend. "Jedenfalls ist nun die Stunde meiner Rache gekommen!"

"Rache? Wer damals mit uns reiste, wurde gut behandelt. Ihr gehört zu uns. Dieses Land ist auch dein Land", versuchte Simson ihn zu überzeugen und schob die Frage nach: "Woher kommst du?" - "Südlich von Etam, in der Nähe von Bethlehem. Ja, ich persönlich kann mich nicht beklagen", gab Rahmos zu. Doch im gleichen Atemzug kam er auf sein eigentliches Thema zurück. "Aber es geht nicht um mich; es geht um mein Volk! Der Auszug deiner Vorfahren hatte es zutiefst gedemütigt. Jetzt kommt der Gegenschlag."

Der Plan steht

"Und wie soll der aussehen?" Simson wurde immer mutiger in seinen Fragen.

"Kleine Gruppen, gekleidet wie Zivilisten, schalten eure Führer aus. Das wird ganz schnell gehen. Dann greift die ägyptische Armee an. Die hebräischen Truppen werden sich verteidigen wollen, doch ihre einzelnen Teile können sich dann nicht formieren. Die Befehlshaber sind dann schon tot."

"Worauf wollt ihr hinaus?"

"Wir werden die Macht im Land übernehmen. Es wird zur selbständigen Nordostprovinz des ägyptischen Reiches, und ich selbst werde als Pharao auf dem Thron sitzen. Dann werden drei Pharaonen regieren: einer im Süden, einer im Norden und ich im Nordosten." Feierlich gestikulierend bewegte sich Rahmos auf dem staubigen Boden: "Bald wird dieses Land ägyptisch sein, und ich werde herrschen", triumphierte er.

Die Schlange zischte und züngelte dabei. Simson wusste das nicht zu interpretieren. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Eigenartig jedenfalls, dass die Schlange erst jetzt aufgetaucht war, da er sich dem Lager zum zweiten Mal genähert hatte. Warum konnte sie es nicht bereits am Nachmittag verhindern, dass er diese Verschwörer belauschte?

Rahmos blickte Simson durchdringend an: "Du könntest in meinem Reich Spion werden. Du bist klug und geschickt."

"Du erhältst Macht und wirst reich", erschall es wie ein Echo aus dem Mund der Schlange, die sich noch näher an Simsons heranschob. "Macht, Simson, Macht! In einem Ägypten, das stärker als je zuvor sein wird! Die Welt wird dir zu Füssen liegen!"

Wo ist Simson?

In drei Tagen würden die Überfalle passieren. Viel Zeit blieb nicht mehr, darüber war sich Margalit im klaren. Aber nun begannen doch Zweifel an ihr zu nagen. Wenn Simson sie doch nur an der Nase herumgeführt hatte, weil er sich für den Treffer mit der Schleuder revanchieren wollte?

"Ich werde nicht auf direktem Weg zum Armeeposten in Eschtaol gehen. Ich mache ich einen Umweg. Ich muss wissen, ob Simson die Wahrheit gesagt hat. Das Lager der Aufrührer kann nicht weit von hier weg sein. Wenn ich sie mit eigenen Augen gesehen habe, dann weiss ich Bescheid, nehm ich die Beine unter die Arme und renne zum Militärlager", dachte sich Margalit.

Nach gut einer halben Stunde konnte sie den besagten Hügel erkennen. Geduckt ging sie weiter und umklammert mit ihren schlanken Fingern entschlossen die geflochtenen Enden ihrer Wurfschleuder. Die Waffe lag gut in ihrer Hand. Man konnte ja nie wissen, wozu sie gut sein würde. Aber bei Gefahr würde sie doch besser weglaufen, sagte sie sich.

Zwischen Zweifel und Zuversicht

Hoffentlich konnte auch Simson selbst sie nicht entdecken. Vielleicht lag er ja schon auf der Lauer und riskierte sein Leben, während sie sich ungläubig anschlich. Scham stieg in ihr auf. Oder belauerte Simson am Ende sie selber? Wartete er nur darauf, sich lachend aus dem Gebüsch zu stürzen, weil sie auf seinen Scherz hereingefallen war? Das würde sie ihm nie verzeihen!

Mit gemischten Gefühlen näherte sie sich geduckt der Erhebung, Deckung suchend hinter Steinen, Büschen und Bäumen. Sie ging noch behutsamer voran. Sehen konnte sie aber niemanden. Und irgendwann stand sie auf dem Platz, den Simson ihr beschrieben hatte.

Und niemand sonst war da. Sie war völlig allein. Hatte sich Simson also doch alles nur ausgedacht und würde sie gleich erschrecken? Oder die Sache stimmte, und die Gruppe war weitergezogen. Aber dann hätte Simson ja eine Fährte gelegt. Mara musste sie finden und anschliessend die Soldaten verständigen.

Verloren in der Einöde

Sie war wütend. Nicht nur war der Platz verlassen; es gab auch keine Feuerstelle, kein verkohltes Holz, keinerlei Spuren von Menschen, die Simsons Geschichte wenigstens ansatzweise glaubwürdig gemacht hätten. Nicht einmal ein Pferdmist wies darauf hin, dass sich hier Menschen aufgehalten hatten. Und auch keine Spur von ihrem jungen Freund. Tränen schossen ihr in die Augen und ihre Hände streiften langsam durch das hohe Gras, während sie mit tränenerstickter Stimme flüsterte: "Wie gerne würde ich dir glauben, lieber Simson. Aber ich weiss einfach nicht, was das alles bedeuten soll!"

Unbemerkt von ihr, hatte sich inzwischen eine widerliche, viel zu grosse Schlange von hinten an sie herangeschlichen.

Lesen Sie am Mittwoch Teil 5 des Simson-Junior-Abenteuers.

Datum: 23.10.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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