Politischer Zankapfel

Schweizerisches Islamzentrum jetzt offiziell eröffnet

In Freiburg ist jetzt das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) offiziell eröffnet worden. Trotz erbittertem Widerstand der kantonalen SVP.
Hansjörg Schmid

«Das SZIG möchte zwischen verschiedenen Akteuren der Gesellschaft Brücken bauen und zur Versachlichung der oft polarisierenden Islamdebatten beitragen», sagte Co-Leiter Hansjörg Schmid gemäss einer Medienmitteilung bei der Eröffnungsfeier.

«Stimme muslimischer Selbstreflexion»

Rechtsbürgerliche Kreise haben von Anfang an die Bemühungen um den Aufbau dieses Zentrums kritisiert und es mit allen Mitteln zu verhindern gesucht, weil sie in einer solchen Institution ein Propagandainstrument und ein Vehikel für die Einführung des Islams in der Schweiz sehen. Schmid beschwichtigt: Er sieht es als eine Stimme muslimischer Selbstreflexion in einem interdisziplinären Rahmen und hält dagegen: «In unseren Lehrveranstaltungen schaffen wir Räume dafür, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich in Konflikt- und Dialogfähigkeit in einer pluralistischen Gesellschaft einüben können.» Und Rektorin Astrid Epinay bekräftigt, die Universität sei stolz darauf, das neue Kompetenzzentrum auf nationaler Ebene als Teil ihrer Institution aufzunehmen. Das Institut wolle Themen des Islam in einer säkularen europäischen Umgebung wissenschaftlich beleuchten.

Vom Bundesrat angeregt

Das Zentrum wurde auf Anregung des Bundesrats gegründet. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des damaligen Rektors der Universität Basel, Antonio Loprieno, entschied sich für den Standort Freiburg. Die Schweizerische Hochschulkonferenz unterstützt das Islamzentrum während vier Jahren mit Bundesmitteln in der Höhe von 1,6 Millionen Franken.

Die kantonale SVP befürchtet jedoch, dass im Zentrum Intoleranz gelehrt und Imame ausgebildet würden, worin sie ebenfalls eine Gefahr sieht. Erst versuchte sie, es mit einer Volksinitiative zu verhindern. Nun will sie es vor Bundesgericht ziehen.

Was geschieht jetzt in Freiburg?

Hansjörg Schmid bestreitet nicht, dass auch Imame nach Freiburg kommen können. Sie sollen sich im Zentrum über den Schweizer Kontext kundig machen können, während Nicht-Muslime mehr über den Islam erfahren. Gerade Menschen, die beruflich viel mit Muslimen zu tun haben, zum Beispiel im Gesundheitswesen, könnten davon profitieren, bekräftigt Schmid.

Zudem soll in Zukunft auch ein Doktoratsprogramm angeboten werden. Das heisst, ein Dokotorand soll ein islamisch-theologisches Thema mit Bezug zur Schweiz erforschen und dazu eine Doktorarbeit verfassen. Viele Informationen dazu gibt es aber noch nicht, das Zentrum steht noch ganz am Anfang mit seiner Arbeit, so Schmid gegenüber Radio SRF1.

Viel Aufmerksamkeit

Durch den politischen Widerstand hat es jedoch viel Aufmerksamkeit erhalten. «Wir sehen es als Herausforderung, diese Fragen aufzugreifen und Informationen zu geben», erklärt Hansjörg Schmid. Das mediale Echo führe nicht zuletzt auch dazu, dass das Zentrum Anfragen von Personen erhalte, die sich für die Angebote interessieren würden. Hansjörg Schmid sieht die Kontroverse um das Zentrum deswegen positiv.

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Datum: 15.06.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kath.ch / DRS1

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