Offener Brief einer Muslima

Palästinensischer Terror und muslimische Scheinheiligkeit

Während Millionen Kinder am Morgen des 30. Juni aus dem Bett aufstanden, aufgeregt wegen der Sommerferien, tat ein Kind dies nicht. Ein junges israelisches Mädchen, die 13-jährige Hallel Yaffe Ariel, wurde in ihrem eigenen Bett von einem 17 Jahre alten palästinensischen Terroristen brutal ermordet.
Betende Muslime und Terroristen in Moschee
Das Kinderzimmer der 13-jährigen Hallel Yaffe Ariel.
Nadiya Al-Noor

Er brach in ihr Haus ein und erstach sie. Ein weiteres Leben, das sinnloser Gewalt zum Opfer fiel. Eine weitere arme Seele, die zu früh aus dieser Welt gerissen wurde. Aber wenige Muslime auf dieser Welt werden ihren Tod betrauern, denn sie war eine israelische Jüdin.

Ich bin Muslimin, und ich weiss, dass viele Muslime Heuchler sind, wenn es um palästinensischen Terrorismus geht. Ich habe am eigenen Leib den beiläufigen, zerstörerischen Antisemitismus erlebt, der in der muslimischen Gemeinschaft grassiert. Ich habe ihn gehört, gesprochen von den Lippen unserer religiösen Führer, unserer Politiker und sogar unserer sonst friedlichen, liberalen muslimischen Aktivisten. Ich habe mit Entsetzen erlebt, wie Menschen, die ich einst respektierte, verzweifelt den palästinensischen Terrorismus rechtfertigten. Warum? Warum verurteilen wir alle anderen Formen des Terrorismus, aber geben uns die allergrösste Mühe, die Gewalt gegen israelische Juden zu legitimieren?

Wir geben «dem Zionismus» die Schuld. Wir geben «der Besatzung» die Schuld. Wir geben «der Apartheid» die Schuld. Wir kauen die alten antisemitischen Lügen wieder, die uns von Al Jazeera eingeflösst wurden: «Die Israelis schneiden die Wasserzufuhr ab!» «Die Israelis werden die Al-Aqsa-Moschee zerstören!» Wir sind nicht bereit zuzugeben, dass Israel ein Land ist. Wir nennen es «Palästina». Wir weigern uns, die Gewalt gegen Israelis «Terror» zu nennen und wir schreien heuchlerisch «Widerstand ist kein Verbrechen!»

Terror kann man nicht rechtfertigen

Lasst mich Euch etwas sagen.

Schwangere Frauen zu erstechen, ist kein «Widerstand». Menschen in einem Café zu erschiessen, ist kein «Widerstand». Mit einem Auto in Fussgänger zu fahren, ist kein «Widerstand». In das Haus einer Frau einzubrechen und sie vor ihren Kindern zu ermorden, ist kein «Widerstand». Und ein kleines Mädchen zu erstechen an dem einzigen Ort, an dem sie sich sicher fühlen sollte, ist ganz sicher kein «Widerstand». Terror ist kein Widerstand. Terror ist ein nicht zu rechtfertigendes Verbrechen.

Muslime überall auf der Welt verurteilen regelmässig den IS und den meisten Terrorismus im Namen des Islam. Ich kenne viele Muslime, die Aktivisten im interreligiösen Dialog sind, Friedensaktivisten, Ärzte, LGBT-Aktivisten und mehr. Wir hassen den IS und den Terrorismus von ganzem Herzen. Wir erheben unsere Stimme gegen die Verfolgung von Christen, Atheisten, Hindus, Schiiten, Ahmadiyya und allen anderen, die verfolgt werden. Wir weinen voller Inbrunst, wenn ein Palästinenser getötet wird, aber wenn es um den palästinensischen Terror gegen Juden geht, verschliessen wir entweder die Augen oder wir verdrehen die Geschichte so, dass der Terrorist zum Opfer wird. Das ist nicht akzeptabel.

Der britische Premierminister David Cameron hat gesagt: «Wenn jemand sagt: […] 'Gewalt in London ist nicht gerechtfertigt, aber Selbstmordattentate in Israel sind etwas anderes' – dann ist er Teil des Problems.»

Er hat vollkommen recht. Terror ist Terror, auch wenn er sich gegen Israelis richtet. Versucht nicht, ihn zu rechtfertigen oder den Terrorismus zu entschuldigen, der viel zu oft in Israel geschieht. Es werden unschuldige Menschen getötet. Ihr Leben ist genauso wichtig wie das derer, die in Paris, Brüssel, Nigeria, der Türkei, Pakistan, Jordanien, Indonesien, dem Jemen, dem Libanon, dem Irak oder Syrien getötet wurden. Die einen haben ihren Tod nicht mehr verdient als die anderen.

Ein Leben ist nicht mehr wert als ein anderes

Natürlich müssen wir Vorfälle verurteilen, bei denen durch die israelische Regierung oder jede andere Regierung oder Institution Unrecht geschieht. Natürlich müssen wir das Recht der Palästinenser zu leben bejahen, aber das eine Leben ist nicht mehr wert als das andere. Ein israelisches Leben, das verloren ist, ist genauso viel wert wie das eines Palästinensers. Unglück ist kein Wettbewerb. Wir müssen um beide trauern und dafür kämpfen, dass der Verlust beider verhindert wird. Wir müssen jeden Terror, der geschieht, lautstark verdammen. Wir dürfen uns nicht verbiegen und versuchen, ihn irgendwie zu rechtfertigen. Wir dürfen nicht Unschuldige dafür verantwortlich machen, dass sie ermordet wurden oder die Taten der Terroristen rechtfertigen, die sie ermordet haben. Wenn wir Terrorakte rechtfertigen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir nicht wirklich an den Frieden glauben.

Wenn ihr Terroristen entschuldigt, dann unterstützt Ihr den Terrorismus. Punkt. Solange wir uns nicht Terrorismus in all seinen Formen, Terroristen jeglichen Hintergrunds entgegenstellen, sind wir Muslime Heuchler. Allah mag keine Heuchler.

Die Welt hat am 30. Juni 2016 ein wunderschönes kleines Mädchen verloren. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hallels Tod ignoriert wird. Wir müssen Antisemitismus in all seinen Formen bekämpfen, und dies schliesst ein, den palästinensischen Terrorismus zu bekämpfen. Dies war eine schreckliche Tragödie, und wir müssen daran arbeiten zu verhindern, dass so etwas den Kindern anderer Menschen zustösst. In den Worten meiner iranisch-amerikanischen Freundin Afshine Emrani: «Lieber Gott, hilf uns. Wir sollten nicht Kaddisch (jüd. Totengebete) für ein Bat-Mitzwa-Mädchen sprechen.»

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Datum: 09.07.2016
Autor: Nadiya Al-Noor
Quelle: Livenet.ch / Botschaft des Staates Israel in Berlin

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