Iranischer Teenie auf der Suche

Spass gesucht, echte Freude gefunden

Mehdi lebte für seine Freunde und für den Spass am Leben. Sein religiöses Leben nahm der Muslim nicht allzu ernst. Bis er mit einem Mal einen seltsamen Gedanken hatte: «Finde etwas über das Christentum heraus». Doch niemand wollte ihm Informationen über die christliche Religion geben… Heute lebt der junge Iraner bereits zehn Jahre lang in Europa und erinnert sich daran, wie seine Neugier gestillt wurde.
Junger Muslim
Hausgemeinde

Meine Familie war muslimisch, aber nicht sehr strenggläubig. Wir hatten ein angenehmes Leben: Beide Eltern waren Lehrer und mein Vater führte zusätzlich ein eigenes Geschäft. Er suchte immer neue Möglichkeiten, um noch mehr Geld zu verdienen – Geld war ihm immer wichtiger als Religion.

Auch für mich war Geld wichtig, denn Geld schenkt Freunde, Respekt und Spass. Und genau das wollte ich. Jeden Abend verbrachte ich mit Freunden, aber gleichzeitig versuchte ich, ein guter Muslim zu sein. Das war nicht einfach. Ich versuchte, regelmässig zu beten, doch schnell vergass ich das oder liess Gebetszeiten ausfallen, um auszuschlafen oder mit meinen Freunden auszugehen. Ich spürte, dass ich als Muslim so oft versagte und dachte: «Mir fehlt so viel, ich werde eh nicht in den Himmel kommen. Warum versuche ich es dann überhaupt noch?»

Wichtiger als der Spass

Eines Tages hatte ich plötzlich einen seltsamen Gedanken: «Finde doch mal heraus, worum es sich beim Christentum handelt…» Ich war verwirrt. Warum sollte ich das tun? Ich kannte keine Christen und soweit ich gehört hatte, war das eine altmodische Religion und Christen waren seltsame Wesen. Ausserdem war dies sehr gefährlich und konnte Gefängnisaufenthalt oder sogar den Tod bedeuten. War mir das wirklich wichtiger als Spass zu haben?

Doch der Gedanke liess mich nicht los und so besuchte ich eine Kirche auf der anderen Seite der Stadt. Dort bat ich den Wächter, ob ich ihn etwas fragen konnte. «Nein», war die knappe Antwort. Christen waren also definitiv seltsame Wesen! Doch wenig später erfuhr ich, dass die Regierung Kirchenmitgliedern verboten hatte, mit anderen Muslimen über das Christentum zu sprechen. Ich besuchte noch andere Kirchen, doch überall verweigerte man mir Information. Ich wollte schon aufgeben, da hatte ich eines nachts wieder diesen dringenden Gedanken: «Finde heraus, worum es beim Christentum geht und wie Christen über Gott denken.» Der Gedanke liess mich noch nicht einmal mehr richtig schlafen.

Auf der Suche

Dann erinnerte ich mich an einen Freund, der bei seiner Arbeit über «illegale Aktivitäten im Untergrund» recherchierte, auch über das Christentum und illegale Evangelisation. Er war meine letzte Chance – obwohl es für ihn nicht ungefährlich war, mir Informationen zu geben. Mehr im Spass erwähnte ich das Thema ihm gegenüber und er gab mir tatsächlich die Adresse einer Gemeinde, die offen gegenüber Muslimen war. Ich hatte gehört, dass Christen sich jeweils am Sonntag treffen und so ging ich am nächsten Sonntag gespannt zu der Kirche. Der Gottesdienst hatte bereits begonnen und so wartete ich einfach draussen. Nach dem Gottesdienst kam ein Mann raus und ich fragte ihn, ob er mir Informationen geben könnte. Er erwiderte, er habe es eilig, aber ich solle nächste Woche wiederkommen.

Von den Gefühlen überwältigt

Eine Woche später stand ich wieder vor der Kirche, doch der Mann war nirgends zu sehen. Stattdessen kam jemand anderes auf mich zu und fragte, ob er mir helfen könne. Er lud mich in den Gottesdienst ein – das ist etwas, das ein Muslim im Iran definitiv verneint. Aber ich war neugierig und wusste, dies war meine Chance. Im Gebäude fühlte ich mich seltsam; es war so friedlich. Und ich hatte das Gefühl, eine schwere Last auf meinen Schultern zu tragen. Ich wurde so von diesen Gefühlen überwältigt, dass ich mich gar nicht an die Predigt erinnere. Nach dem Gottesdienst lud mich ein Gemeindemitglied zu sich nach Hause ein. Und dort konnte ich endlich meine vielen Fragen loswerden. Was er mir über Gott und den Himmel erzählte, war für mich völlig neu und seltsam, aber es machte alles irgendwie Sinn. Und er erklärte mir, dass Gott nicht weit weg war, sondern mein Vater sein wollte.

Ein muslimischer Leiter als Evangelist

Doch mein muslimischer Hintergrund war zu stark, um einfach loszulassen. Es war ein innerer Kampf. So sagte ich zu Gott: «Wenn es dir wirklich wichtig ist, dann zeig mir den Weg!» Ein Freund von mir war besorgt, dass ich so am Christentum interessiert war, und schickte mich zu einem religiösen Leiter, der darauf spezialisiert war, Konvertiten wieder zurück zum Islam zu bringen. Doch alles, was mir dieser Leiter über den Islam erklärte, zeigte mir nur, dass die Alternative, die mir die Bibel gab, viel besser war. Ich wurde nicht in einem Moment Christ, es geschah nach und nach. Der Vorhang, der mir jahrelang die Wahrheit verschleiert hatte, fiel runter und das, was ich sah, war wunderschön.

Ein grosses Opfer – und trotzdem froh

Meine Familie merkte auch nach und nach, dass ich Christ geworden war, denn ich war ja immer ein rebellischer Junge gewesen, der Drogen und Alkohol konsumierte, und jetzt änderte ich mich mit einem Mal. Sie freuten sich nicht über meine Entscheidung, aber sie machten mir auch keine Probleme. Doch ich hatte Angst, dass die Behörden von meinem Glauben erfahren und dann die Leute der Gemeinde, die mich betreuten, in Schwierigkeiten geraten könnten. So entschloss ich mich, den Iran zu verlassen. Mit 18 verliess ich mein Zuhause. Jetzt bin ich 27 – zehn Jahre lang habe ich meine Familie nicht gesehen! Das ist ein grosses Opfer. Doch trotz allem bin ich unglaublich froh und dankbar!

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Datum: 14.10.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / World Watch Monitor

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