Tipps zum Jahreswechsel

Nichts geht mehr!

Kennen Sie das auch: Kaum ist der «Frohe Weihnachten-Stress» überstanden, meldet sich schon die nächste Belastung: «Glückliches Neues Jahr!» – Und wenn das Zurückblicken auf das vergagene Jahr kein zufriedenes ist und der Ausblick aufs Neue Jahr anstatt Hoffnung Angst hervorruft?
Nichts geht mehr
Pfr. Reinhard H. Egg, dipl. Psychologe

Seelsorger, Therapeuten und Pfarrer bestätigen es: Nie im Jahr wird der gesellschaftliche Druck zum frohen Feiern für manche Menschen so unerträglich wie in der Weihnachts- und Sylvesterzeit. Und konnte man sich zu Weihnachten vielleicht noch mit Freunden zu einem gemütlichen Beisammensein treffen, so sind über den Jahreswechsel viele der Kolleginnen und Kollegen in den Ferien.

Darum hier einige Denkanstösse und praktische Tipps für Sylvester:

Warum überhaupt feiern?

Genau betrachtet ist der einzige Grund, Sylvester-Neujahr zu feiern, dass ein Jahr zu Ende geht und ein Neues beginnt. Das ist eigentlich nicht mehr als ein international festgelegter rechnerisch bedingter Übergang. – Tatsächlich, was gibt es da schon zu feiern?

Darum unser Tipp: Sie brauchen nicht Sylvester-Neujahr zu feiern, nur weil «man» das so tut! Sie entscheiden selbst, wie Sie Ihren Abend verbringen wollen. Wenn Sie zum Feiern keinen Grund haben, so gestalten Sie sich doch einfach einen gemütlichen Abend mit einem guten Essen, Lektüre, Musik oder einer DVD (Achtung: Auf sämtlichen TV-Stationen wird Sylvester-Neujahr «gefeiert»!). Anschliessend gehen Sie zu Bett und freuen sich, dass Sie am kommenden Tag ausschlafen dürfen.

Fahren Sie weg!

Einem meiner alleinstehenden Freunde ist es nicht möglich, den Jahresübergang in der oben geschilderten Weise zu gestalten, weil er gerade über einem Restaurant wohnt, in welchem es in jener Nacht erfahrungsgemäss laut zugehen wird. Er schenkt sich darum jeweils eine besondere Reise: Jedes Jahr wählt er sich eine andere Stadt aus, die er am 1.1. besuchen will.

Er reist mit der Bahn am Abend des 31.12. ab und trifft am Morgen an seinem Ziel ein. Meistens reist er dann am Abend auf gleiche Weise wieder nach Hause zurück. Paris, Milano und Berlin waren seine bisherigen «Neujahrsstädte», und dieses Jahr ist Wien an der Reihe. «Du erlebst eine Stadt am Neujahrstag ganz anders als in der Touristensaison», sagt er begeistert.

Wenn Angst und Sorge Sie bedrücken

Aber vielleicht sind Sie weder in der Stimmung, für sich selber einen gemütlichen Abend zu bereiten noch wegzufahren, weil der Jahreswechsel für Sie mit Angst und Sorge belastet ist.

Denn Sylvester kann ja auch heissen: Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr. Und wenn in diesem Rückblick die unerfreulichen und schweren Ereignisse wieder hochkommen und der Ausblick auf das kommende Jahr Angst weckt, dann werden die Stunden des Altjahresabends zur dunklen und belastenden Zeit.

Da kann es hilfreich sein, wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass Sie mit Ihrer Last nicht allein sind. Die Bibel zeigt uns, wie man auch in dunklen und angstvollen Zeiten die Hoffnung bewahren kann. Ein gutes Beispiel ist das Volk Israel, dessen Weg ja oft genug in dunkle und aussichtslos scheinende Situationen (beispielsweise ins babylonische Exil) geführt hat.

Aber im Lauf seiner Geschichte hat Israel gelernt, regelmässig zurückzublicken und festzustellen, dass es auf seinem bisherigen Weg auch in hoffnungslosen Lagen immer wieder die Hilfe Gottes erfahren durfte. Aus der Erfahrung: «Bis hierher hat uns der Herr geholfen!» (1.Samuel, Kapitel 7, Vers 12) lernte das Volk Gottes, Mut für die Zukunft zu schöpfen. Es wusste: Gott hat uns bis anhin nicht fallen lassen, also wird er uns auch gerade jetzt, wo wir ihn besonders nötig haben, auch nicht im Stiche lassen.

Und dieses Zurückblicken wurde für Israel zu einem Lernprozess, im Laufe dessen es einen ganz eigenen geschichtsbezogenen Glauben entwickelte. Das Zurückblicken auf die eigene Vergangenheit und auf die immer wieder erfahrene Bewahrung durch Gott ermutigte es, auch in menschlich gesehen aussichtslosen Zeiten auf den lebendigen Herrn zu vertrauen.

Darum unser Sylvester-Tipp für Belastete:

  1. Setzen Sie sich mit Papier und Schreibzeug hin und blicken Sie zurück auf Ihren bisherigen Lebensweg. Stellen Sie ihn sich als einen Weg über Höhen und durch dunkle Täler vor und halten Sie stichwortmässig fest, was Ihnen an markanten Stellen Ihres Zurückblickens auffällt. Notieren Sie auch jene Situationen und Wegstrecken, auf denen Sie sich gut gefühlt in oder in denen Sie Gottes Hilfe und Fürsorge erfahren haben. Solche Ereignisse gibt es in jedem Leben – nur nehmen wir sie oft nicht wahr. Nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie, wenn Sie Ihren Rückblick abgeschlossen haben, das Geschriebene noch einmal durch. Streichen Sie sich dabei die guten Wegstrecken farbig an.

  2. Lesen Sie den Rückblick noch einmal durch, aber diesmal nur die farbig markierten Stellen. Auf diese Weise öffnen Sie sich selbst der Erkenntnis, dass Sie auch in Ihrer gegenwärtigen Lage in Gottes Hand sind und dass er Sie auch jetzt nicht im Stiche lassen wird.

  3. Reden Sie mit Gott. Formulieren Sie Ihre Hoffnung, dass er Sie hält, mit Ihren eigenen Worten und sagen Sie es ihm – dieses Reden mit ihm über das, was Sie beschäftigt, das ist echtes Gebet!

  4. Wenn Sie ein Gesangbuch Ihrer Kirche oder Gemeinde haben, lesen Sie jetzt darin eines der vielen Vertrauenslieder (z.B. im Gesangbuch der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz die Nummern 666–707). Oder lesen Sie in der Bibel Psalmen, z.B. Psalm 23.

Wiederholen Sie die Punkte zwei bis vier unseres Tipps auch im Neuen Jahr. So trainieren Sie sich allmählich eine zuversichtliche Haltung an – und damit hat Sylvester bei Ihnen tatsächlich etwas bewirkt!

Der Autor Pfr. Reinhard H. Egg, dipl. Psychologe, führt zusammen mit seiner Frau eine Christlich-Therapeutische Seelsorge-Praxis in Erlenbach bei Zürich.

Datum: 31.12.2013
Autor: Pfr. Reinhard H. Egg
Quelle: Jesus.ch

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