Am Kreuz gab’s nichts zu feiern

Bunte Eier, Schokohasen, Passionsspiele, rührselige Gottesdienste – vor einigen Jahren wollte ich Ostern einfach nicht mehr feiern, wie ich es bisher getan hatte. Stattdessen zog ich es vor, ein paar Tage allein zu verbringen, um in Ruhe Ostern von seinem Kern her zu begreifen. Und was ich in diesen Tagen begriff, liess mich einfach nicht mehr los.
Karfreitag heisst: Einem Mensch wurde wehgetan – wegen uns!
„Die Religion hat den gekreuzigten Herrn der Herrlichkeit in ein zahmes theologisches Symbol verwandelt.“
Der Tod von Jesus ist nicht das Ende der Geschichte – deshalb gibt es Grund zum Feiern.


Ostern – da geht es nicht um theologische Auseinanderset­zungen oder blosse Theorien. Auch nicht lediglich um eine histori­sche Begebenheit. Ostern ist eine per­sönliche Angelegenheit zwischen zwei Menschen.

Für mich geschlagen

Karfreitag heisst: Einem Mensch wur­de wehgetan – wegen uns! Aufgrund Ihrer und meinen falschen (und meist sogar dummen Entschei­dungen) wurde Gottes Sohn verletzt, geschlagen und am Ende sogar hingerichtet. „Das weiss ich doch”, sagen Sie jetzt vielleicht. Aber denken Sie noch mal eine Minute darüber nach! Wie nämlich würden Sie reagieren, wenn Ihr Kind nach einem Autoun­fall querschnittsgelähmt wäre – nur weil Sie unvorsichtig und rücksichts­los gefahren sind? Wären Sie nicht ein gebrochener Mensch? Setzen Sie die Geschichte ruhig so praktisch und lebensnah um, denn Ostern war und ist schliesslich lehennah und real!

Rutsch ins Herz

Ich begann die tiefere Wahrheit der Ostergeschichte zu verstehen: Jesus wurde für meine Vergehen durchbohrt. Er wurde zerbrochen wegen meiner selbstsüchtigen Taten. Wegen meiner Dummheit wurde er geschlagen. All meine Fehler wurden auf seine Schultern gelegt (Die Bibel, Jesaja, Kapitel 53, Verse 3-6). Schon früher kannte ich diese Verse ziemlich gut. Ich hatte sie be­reits zur Zeit meiner theologischen Ausbildung zergliedert. Doch bis zu diesem Punkt hatte ich mich stets hinter einem „wir Menschen” ver­steckt. Nun hiess es für mich: „Ich“ – ganz allein mit Jesus. Und was ich in meinem Kopf längst wusste, rutsche plötzlich in mein Herz. Die Erkennt­nis in diesem Moment nahm mir beinahe den Atem!

Verletzungen

Ich weiss, was es heisst, verletzt zu werden. In meiner Kindheit bin ich öfter verletzt worden. Ich selbst hingegen wollte nie jemanden verlet­zen und leistete mir selbst gegenüber einen Schwur: Schuld würde ich immer auf mich nehmen, schwieri­gen Angelegenheiten einfach aus dem Weg gehen.

Das war einer der Gründe, warum ich mich nicht mit der Wahrheil von Ostern konfrontieren wollte. Denn es traf mich zu tief, den Jesus, den ich liebte, aufgrund der Dinge, die ich getan hatte, verletzt zu sehen. Aber so spielt sich nun einmal das Leben zwischen zwei Menschen ab auch zwischen Jesus und mir. Er wurde meinetwegen verletzt.

Nichts zu feiern

Ob Sie nun einen ähnlichen Schwur wie ich abgelegt haben oder nicht – die Tatsachen bleiben auch für Sie bestehen. Jesus wurde wegen Ihrer ganz persönlichen falschen Entscheidungen, wegen Ihren Fehlern geschlagen. Vielleicht haben Sie das Ganze niemals zuvor aus solch einer persönlichen Perspektive gese­hen. Doch ein Osterfest, das auf Distanz gehalten wird, tut nicht nur nicht weh – es verliert seine Kraft. Der amerika­nische Prediger Brennan Manning schreibt in seinem Buch „Die Unter­schrift Jesu”: „Die christliche Fröm­migkeit hat den leidenschaftlichen Gott Golgathas trivialisiert. Die christ­liche Kunst hat die unaussprechliche Gewalttätigkeit auf der Schädelstätte in ein würdevolles Juwel verwandelt. Der christliche Lobpreis hat den riesi­gen Skandal zu einer zahmen Show gemacht. Die Religion hat den gekreu­zigten Herrn der Herrlichkeit in ein zahmes theologisches Symbol ver­wandelt. Doch theologische Symbole schwitzen kein Blut in der Nacht.” Auf Golgatha gab es nichts zu feiern. Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte.

Er lebt für mich

Die Kraft der Auferstehung ist so mächtig, dass sie sowohl Jesus vom Tod auferwecken als auch Sie heilen kann. Keiner braucht verwundet und innerlich verletzt weiterzuleben, denn „durch seine Wunden sind wir geret­tet” (Die Bibel, Jesaja, Kapitel 53, Vers 5b). Ich bin befreit von der Verletzung, der Schuld und der Scham, dass ich Jesus mit meinen Fehlern verletzt habe. Ja, Jesus wurde geschlagen. Wegen Ihnen starb er. Aber im Grab blieb er nicht. Keineswegs! Durch Gottes Macht sind Sie geheilt von den Verletzungen. Die Forde­rung von Gottes Gesetz, das Sie ei­gentlich verurteilt hätte, wurde gelöscht durch Jesu Opfer am Kreuz. Und Gott erweck­te ihn am Ostermorgen. Jesus lebt! Er ist geheilt. Sie sind geheilt. Und nun möchte er ihnen neu begegnen: „Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens hei Gott angenommen sind, haben wir Frieden mit Gott. Das ver­danken wir Jesus Christus unserem Herrn” (Die Bibel, Römer, Kapitel 5, Vers 1). Er nennt Sie sogar „Freund” (Die Bibel, Johannes, Kapitel 15, Vers 15).

Grund genug, zu feiern

Jetzt gibt es genug Grund zu feiern! Also freuen Sie sich! Singen Sie und rufen Sie Ihre Freude hinaus! Aber vergessen Sie nicht einfach den ersten Teil der Geschichte, nur um den letzten in vollen Zügen zu ge­niessen. Es ist eine in sich verwobene Geschichte von Anfang bis Ende. Ohne die gesamte Ge­schichte zu betrachten, ist der Os­termorgen unvollständig und Ihre Feierlichkeiten bleiben leer und ohne Bedeutung. Der Grund, weshalb die Auferstehung soviel an Freude auslöst, liegt darin verankert, dass sie so viel gekostet hat. Es war ein hoher Preis, der zwischen zwei Personen ausgehandelt wurde – und zwar zwi­schen Jesus und Ihnen. Und der Schmerz des Anfangs bringt am Ende so viel Freude hervor. Das ist die ganze Geschichte, das ist ihr innerster Kern. Darum feiern wir.

Intime Begegnung

Bei mir hat sich die Art und Weise, wie ich Ostern feiere, verän­dert. Ich feiere seine Bedeutung öfter im Jahr - nicht nur, wenn der Kalen­der gerade Ostern anzeigt. Ostern be­inhaltet eine tiefere Realität, als mir in den letzten 30 Jahren meines Lebens mit Jesus bewusst war. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich vor Freude ein paar Tränen vergiesse und mich leise wegstehlen möchte, nur um mit Jesus allein zu sein. Nur er und ich – so können wir feiern. So wie zwei Freunde feiern würden, die die gemeinsame Erfahrung gemacht haben, dem Tod zu begegnen, aber mit dem Leben davongekommen sind. Es rührt mich jedes Mal zu Tränen. Und niemals würde ich wollen, dass es mich nicht mehr berührt.

Nehmen Sie sich an diesem Osterfest doch einmal etwas Zeit, um über das Verhältnis zwischen Ihnen und Gott intensiver nachzudenken. Erlauben Sie Gott, Sie mit in die Ge­schichte hineinzunehmen, mitten in die intime und persönliche Begeg­nung zwischen Ihnen und ihm!

Das Ostern-Magazin von Jesus.ch: www.jesus.ch/ostern

Autor: Tim Sanford
Bearbeitung: David Sommerhalder

Datum: 11.04.2009
Quelle: Neues Leben

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