Ostern – wenn Hasen schmelzen und Menschen glauben

Ostern
Osterhasen

Wissen Sie, wie man Osterhasen herstellt? Ich hatte eine Ahnung. Zumindest wusste ich, dass man dazu Formen verwendet, in die Schokolade gegossen wird. Komplizierter wird es aber, wenn die Hasen scheckig sind, wenn mit schwarzer, weisser und brauner Schokolade gearbeitet wird.

Dann werden zuerst die farbigen Stellen mit dem Pinsel auf die Innenseite der Form gemalt: schwarz, weiss; weiss und schwarz oder schwarz und weiss – je nach gewünschtem Muster. Die übrige Fläche wird dann mit der braunen zähflüssigen Masse bestrichen.

Entscheidend ist die Schokoladentemperatur. Sie muss sehr genau stimmen. Die sorgfältig bestrichenen Formhälften der Plexiglasform werden gekühlt und dann mit Klammern zusammengeheftet. Danach füllt der Konditor die Form vom offenen Boden her mit Schokolade und leert sie – bis auf eine möglichst gleichmässig dünne Schicht am Formrand – wieder aus.

Wieder wird gekühlt. Zum Schluss wird noch der Boden gegossen. Zuckereier und andere Verzierungen sind erst an der Reihe, wenn der gekühlte Hase aus der Form entlassen wurde. Osterhasen giessen ist ein komplexer Vorgang, über den man sich sorgfältig informieren muss.

Und Ostern? Ostern ist das Fest der Auferstehung. Gott wurde in Jesus Christus Mensch.
Gott lebte unter uns. Gott starb für uns. Gott nahm unsere Schuld auf sich und besiegte den Tod. Die christliche Osterbotschaft ist mit der eigenen Vorstellungskraft unmöglich zu fassen. Sie ist zu komplex. Aber es lohnt sich, diese grandiose Nachricht Gottes an uns Menschen genauer zu erforschen. Die Evangelien im Neuen Testament enthalten die nötigen Informationen vgl. www.jesus.ch/www/index.php/D/article/378/205

Thomas Aeschlimann ist gelernter Konditor. Er steht zur Zeit in der Ausbildung zum Sozialpädagogen und arbeitet als Leiter der Konditorei Westtor im Christuszentrum Zürich, einem Haus für sozialtherapeutische Begleitung und Betreuung. Sechs Personen arbeiten regelmässig bei Thomas. In der Zeit vor Ostern werden Schoggihasen produziert und Osterhasenkurse angeboten. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Gespräch über Hasen, Ostern und den christlichen Glauben.

Thomas, Osterhasen giessen ist seit vielen Jahren dein Hobby. Als ich dich vorhin beim Bemalen der Formen beobachtete, spürte ich etwas von deiner Liebe und Begeisterung für die süssen Hoppler. Woher kommt deine Leidenschaft?
Es begann in der Lehre als Konditor. Wir hatten viele schöne, alte Blechformen für Hasen. Ich kannte jeden mit seinen Tücken, wusste genau wie man die Hasenform am besten und schönsten bestreichen muss und an welcher Stelle die Gefahr bestand, dass die dünne ‘Hasenhaut’ bricht.

Als ich dann nach der Lehre nicht mehr auf dem Beruf arbeitete, schaute ich in der Vorosterzeit immer wieder mal in der Konditorei vorbei. Ich musste ‘meine’ Hasen sehen. Eines Tages sagte ich mir: «Jedes Jahr eine Form, dann hast du mit der Zeit deine eigene Hasenfamilie zusammen. » Das war der Anfang meiner privaten ‘Osterhasenfabrik’.

Du kennst jede einzelne Hasenform sehr genau. Haben deine Hasen Namen?
Nein. Aber jede Form hat eine Geschichte. Wir kauften jedem Kind eine eigene Form zur Geburt. Der Traktor gehört Timon, die Hasenmutter mit Kind dem Michael und der Kinderwagen Marjanka. Das alte, stehende Hasenpaar gossen wir in unserer Konditorei mit sehr alten Blechformen. Als mein Lehrmeister seinen Betrieb schloss, fragte ich, ob ich ihm diese Formen abkaufen könnte. Doch er wollte sie selber behalten. Später fand ich sie exakt nachgebaut als neue Plexiglasformen wieder. Ich musste sie natürlich sofort kaufen.

Die Hasenproduktion beginnt für den Konditor schon bald nach Weihnachten. Hat man da die Osterzeit nicht schon überdrüssig, bevor sie wirklich beginnt?
Nein, eigentlich nicht. Ich unterscheide zwischen der Produktion und dem Osterfest. Die Herstellung ist mit viel Arbeit verbunden. An Ostern steht das Schenken im Vordergrund. Es bereitet mir viel Spass, selbstgemachte Hasen zu verschenken. Aber schon das Hasengiessen ist mit Freude verbunden. Unser Giesstag in der Familie ist immer ein grosses Fest. Danach sind Küche, Kleider und Kinder braun verschmiert und die ganze Wohnung duftet nach Schokolade.

Und das Osterfest? Was bedeutet dir Ostern als christlicher Feiertag?
Ich beobachte, dass sich immer mehr alles auf Ostern konzentriert. Doch für mich hat der Karfreitag und der Tod von Jesus ebenfalls eine sehr zentrale Bedeutung. Ostern ist der Tag der Auferstehung von Gottes Sohn. Jesus Christus besiegte an Ostern den Tod. Diesen Sieg konnte es nur geben, weil sich Jesus kreuzigen liess.

Wir dekorieren unsere Wohnung ganz bewusst nicht nur für Ostern. Meine Frau versucht auch den Karfreitag zu symbolisieren. Sie verwendet dazu manchmal ein schwarzes Tuch, ein Kreuz, einen Kelch und ein Brot, die Symbole für den stellvertretenden Tod. Erst am Ostersamstag wird österlich dekoriert. Dann steht die Freude und das Leben im Vordergrund: frische Frühlingsfarben, blühende Blumen, Eier und natürlich unsere selbstgegossenen Hasen.

Die Hasen sind ursprünglich keine christlichen Symbole. Müsste man sie aus christlicher Sicht nicht eher weglassen?
Es stimmt, die Hasen sind ursprünglich Fruchtbarkeitssymbole. Aber sie haben auch einen festen Platz in der christlichen Tradition bekommen. Ostern ist Leben. Und Ostern ist Freude! Da passen die Hasen gut dazu. Ich selber lege nicht viel Wert auf die Symbolik. Ich liebe Osterhasen, weil sie schön sind und süss zum Essen.

Die Symbolik des Ostereis finde ich treffender. Da springt aus der verschlossenen Schale Leben. Von aussen kann man es nicht sehen. Es ist verborgen. Erst wenn die Schale aufbricht, wird Leben sichtbar. Als Jesus nach seinem Tod seinen Freunden wieder begegnete, war die ‘Schale’ der Trauer plötzlich durchbrochen. Es entstand eine unglaubliche Kraft. Die Botschaft von der Auferstehung verbreitete sich sehr schnell.

Du sagst, dass dir der Karfreitag vor Ostern sehr wichtig ist. Warum?
Karfreitag bedeutet, dass der Sohn Gottes meine Schuld übernommen hat. Diese Botschaft überwältigt mich immer wieder. Der Reformator Martin Luther sagte, durch den Tod des Gottessohnes habe ein fröhlicher Tausch stattgefunden. Ich kann meine Schuld abgeben. Jesus übernimmt sie und trägt die Konsequenzen meiner Gottlosigkeit und Fehlbarkeit durch seinen Tod ans Kreuz. Er schenkt mir neues Leben. Er schenkt mir Vergebung und Gerechtigkeit. Ich kann alle meine Fehler und Schuld loslassen und abgeben, weil Jesus am Karfreitag starb.

Ist diese Stellvertreterlehre nicht einfach ein egoistischer Versuch, die eigene Fehlbarkeit billig loszuwerden?
Als Theorie tönt es einfach und billig. Aber Glaube führt in eine Beziehung, und in einer Beziehung kann Schuld nicht billig abgetan werden. Wenn ich vor Gott schuldig werde, enttäusche ich einen Freund. Meinen besten Freund! Schuld betrübt die Beziehung. Wenn wir Karfreitag und Ostern als Anfang einer neuen Beziehung zu Gott verstehen, geht es nicht um einen billigen Tausch, sondern um meine Rettung und den Anfang eines Lebens mit Gott.

Aber neue Schuld zerstört diese Beziehung. Wird dann Ostern nicht zur Illusion?
Ja, Schuld belastet und zerstört Beziehungen. Auch die Beziehung zu Gott. Da stellt sich natürlich die Frage, wie Schuld wieder in Ordnung kommt. Es gibt einen Weg: Eingestehen, um Vergebung bitten, nichts vertuschen! Ich kann und muss vor Jesus zugeben: «So bin ich. Ich habe nicht so gelebt, wie ich gerne leben möchte. Ich habe auch nicht so gelebt, wie du es dir von mir wünschst.»

In einer Beziehung erfordern Fehler ein Bekenntnis. Dann wird ein neuer Anfang möglich. Jesus hat durch seinen Tod den Grundstein gelegt. Seither ist Ostern nicht mehr Theorie, sondern erfahrbare Realität. Ich bin überzeugt, Gott holt vergebene Schuld nicht wieder hervor. Wir belasten uns unnötigerweise oft selber mit alten Fehlern.

Wir haben nun länger über den stellvertretenden Tod des Sohnes Gottes gesprochen. Jesus ermöglicht uns Schuld abzugeben und neue Schuld immer wieder Gott zu überlassen. Aber wozu dieser Umweg über Jesus? Hätte Gott nicht einfach ein Auge zudrücken können?
Er müsste wohl beide Augen zudrücken! Dass er die Schuldfrage nicht so ‘billig’ löst, hängt mit seiner Gerechtigkeit zusammen. Gott ist heilig und gerecht. Er kann aus seiner göttlichen Perspektive Schuld nicht einfach übersehen. Gott hat für das Leben Richtlinien gesetzt, die zu seiner Heiligkeit passen und gehören. Wenn unser Leben nun daran gemessen wird, heisst das Urteil zwangsläufig: Schuldig! Gott umgeht das Gericht nicht. Er führt die Verhandlung und vollstreckt das Urteil an seinem eigenen Sohn. Dieses Handeln bleibt für uns schwer fassbar. Es ist die einmalige und unübertroffene Botschaft der Bibel.

Eure Dekoration ändert sich für den Ostermorgen radikal. Was steht an Ostern inhaltlich im Mittelpunkt?
Leben und Licht! Vorher war der Tod Sieger. An Ostern siegte das Leben. Vorher stand die Schuld im Zentrum. Nun geht es um das Leben aus der Vergebung. Wer Jesus vertraut, kann an seinem Auferstehungsleben teilhaben. Jesus lebt. Und mit ihm lebe auch ich!

Das scheint mir nun doch sehr theoretisch. Wie gestaltet sich das konkrete Leben für einen Menschen, der an Ostern glaubt?
Ich habe durch den Glauben eine unglaublich starke Perspektive. Zu wissen, dass dieser Jesus, dem ich vertraue, lebt und Herr ist über Himmel und Erde, verändert meine Lebenssicht. Ich weiss, dass einer für mich da ist, der unendlich viel grösser und stärker ist als ich. Besonders in extremen Situationen ist diese Perspektive eine unbeschreibliche Kraft. Ich denke da an eigene Situationen, in denen ich überfordert bin. Dann bin ich zuerst meist auf mich und die Situation fixiert.

Erst nach einiger Zeit wird mir bewusst, dass jemand über meinem Leben steht, der alle Macht zur Verfügung hat. Ich muss mir diese Perspektive verschaffen. Zu leicht geht sie verloren. Ich sage mir: «Das ist Gottes Sache. Du kannst abgeben.» Ostern heisst: meine Schuld ist vergeben und mein Leben hat eine ewige Perspektive.

Quelle: BordZEITung, TextLive, Ländli

Datum: 11.04.2004
Autor: Hans Ueli Beereuter

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