Die Auferstehung – was bringt das?

Kreuz

„Mich widerte es an, dass Christus am Kreuz sterben musste. Was soll dieses grausame Opfer? Hätte Gott nicht einen anderen Weg finden können, die Menschheit zu erlösen?“, bemerkte kürzlich eine Journalistin, mit der ich in der Cafeteria des Kunsthauses ins Gespräch kam.

Ich gebe zu, dieser Gedanke ist mir auch schon oft gekommen. Menschenopfer sollte es nicht geben. Erst recht keine so blutigen. Und schon gar nicht in unserer hochzivilisierten Gesellschaft. Es genügt ja wohl, dass wir vergänglich sind, krank werden und sterben.

Und nun bietet der Schöpfer der Welt uns, die doch so das Gute wollen in einer Gesellschaft, die sozial durchorganisiert und human ist, an, für sie zu sterben – nicht irgendwie, sondern archaisch brutal, blutig, Ekel erregend durch ein heute bei uns längst abgeschafftes Folterinstrument: am Kreuz!

Sind wir doch nicht so gut, wie wir gern wären? Was sagen uns denn die Opfer, die wir freiwillig bringen: dem Gott „Mobilos“ zum Beispiel, dem jede Woche zwölf Menschen als Verkehrs-Opfer dargebracht werden. Oder was sagt uns die Tatsache, dass noch heute unzählige Menschen tagtäglich gefoltert werden, in keinem Jahrhundert so viele wie in diesem?

Ist dieses Angebot Gottes doch nicht so unnötig?

Das Kreuz lässt viele Fragen offen

Es wäre schön, wenn seit dieser Opferung für die Christen alles glatt gelaufen wäre. Das ist es leider nicht. Auch die, die diesen Opfertod gläubig annehmen, werden alt, krank, können verunfallen und sich gegenseitig plagen. Was also nützt der Glaube an einen gekreuzigten und wieder auferstandenen Gott, der zum Himmel gefahren und dann in den Wolken verschwunden ist?

Auch ich bin ein Nutzen orientierter Mensch und stelle solche Fragen. Dieser sich aufopfernde Gottessohn predigte die Nächstenliebe als das wichtigste Gebot. Da liegt der springende Punkt! Weil wir dieses Gebot nicht ernst nehmen, es nicht schaffen, selbstlos zu lieben, darum klappt es nicht. Nächstenliebe zu fordern, reicht nicht.

Sind Christen die besseren Menschen?

Ich habe viele Freundinnen und Freunde, die sehr fürsorglich mit mir umgehen. Nicht aus christlicher Nächstenliebe, sondern aus Sympathie. Und ich kenne Christen, die herzlos sind. Christen sind nicht durchwegs besser und liebevoller als Nichtchristen.

Auf der anderen Seite bringt es wenig, schlechte Christen und humane Nichtchristen miteinander zu vergleichen. Wenn schon, müsste man einen Menschen mit sich selbst vergleichen: Macht sein Glaube an Christus ihn zu einem besseren Menschen?

Aber der springende Punkt am Christsein ist noch ein anderer. Wir alle brauchen Erlösung, nicht nur etwas humanistische Kosmetik (ein bisschen lieber werden). Erlösung geht viel weiter und greift tiefer als moralische Appelle. Christus hat mit seinem Tod am Kreuz diese Erlösung geschaffen und bietet sie uns an.

Was bringt uns das?

Was nützt es, Christus als Gott und Schöpfer der Welt zu sehen, zu glauben, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung etwas Weltbewegendes zustande gebracht hat: Unsere Rettung? Und dass die erlösende Macht dieser Tat erfahren? Dass er in uns wohnt und unser Leben in eine erfüllte Ewigkeit lenkt? Was bringt er mir jetzt, hier und heute?

Ich danke meinem Gott und Schöpfer für mein Leben und das, was ich habe. Es hilft mir, nicht immer noch mehr leisten zu müssen, um wertvoll zu sein. Dieses Gefühl von Geborgenheit und Angenommensein möchte ich nicht missen, und in verzweifelten und schmerzvollen Situationen ist ein Gespräch mit Gott erst recht ein Halt.

Die Fragen „Was bringt es? Was nützt es mir?“ greifen zu kurz. Wer so fragt, denkt ja nicht daran, was im Angesicht der Ewigkeit wahres Glück bedeutet.

Nun sind auch Nichtchristen an Dinge, die über dieses Leben hinausgehen, dankbar für alles, was sie jetzt geniessen können. Sie sind auch am Jenseits interessiert, wissen aber nicht so genau, ob es einen persönlichen Gott oder nur eine höhere Macht gibt. Sie meditieren und saugen „Kosmische Energie“ ein. Esoterik ist auch in unserem Land in.

Nur eine Frage des Blickwinkels?

An einer Diskussion zum Thema „Was ist Esoterik erklärte der Moderator, es gebe weder Gut noch Böse. Das sei alles nur eine subjektive Empfindung. Ein Betriebswirtschafter machte deutlich, dass er seine in kürzester Zeit verdienten Millionen eigentlich seinem Chef zu verdanken habe, der ihm aufgrund seiner permanenten kritischen Äusserungen gekündigt habe. Als Arbeitsloser hätte er sich nämlich Gedanken über die Geheimnisse des Lebens gemacht, und so sei sein erfolgreiches Buch entstanden. Fazit: Man könne aus jeder Situation das Beste machen, wenn man sie annehme und nach neuen Möglichkeiten Ausschau halte. Jeder könne sein Leben gestalten. Das waren für mich verlockende Worte eines gesunden Mannes in einem friedlichen, reichen Land. Mir lag die Frage auf der Zunge, wie es ihm wohl ergangen wäre, wenn er vor zehn Jahren in Jugoslawien gelebt hätte. Oder vor 62 Jahren als Jude in Deutschland.

Wenn die Werte wanken

Ich selbst bin mir in meinem Handeln auch nicht immer sicher. Ob ich nun Gutes oder Verwerfliches tue, stellt sich oft erst im Nachhinein heraus. Manchmal muss ich mutig einfach handeln, und erst das Ergebnis zeigt dann, ob es richtig oder falsch oder unnötig war. Unser Leben ist so komplex.

Und dennoch ist mir wieder klar geworden: Immer wenn ich meinte, mit der Einhaltung der Zehn Gebote etwas freier umgehen zu dürfen, geriet ich in einen Strudel, der meine Fähigkeit trübte, Richtig und Falsch unterscheiden zu können, und ich stürzte in Gefühlsverwirrungen. Ich bin froh, dass ich für meine Fehler dann nicht mich oder andere foltern und quälen musste, sondern mich auf das Opfer Christi berufen konnte. Dass er sich Gewalt antun liess, lässt mich gewaltfrei leben und von Rache oder Selbstzerstörung absehen.

Die Hoffnung

Der Glaube an Christi Opfertod macht aus mir keinen perfekten Menschen, zeigt mir aber die Richtung in die ich mich entwickeln soll. Uns gelingt nicht alles, wir werden keine „Gewinner-Typen“, aber wir erkennen, was das Ziel allen Lebens ist. Christen können sich zu Menschen entwickeln,

- die gelassen und voller Hoffnung auf eine Glück erfüllte Ewigkeit sehen,

- die sich an göttlichen Gesetzen orientieren und deshalb liebevoll miteinander umgehen,

- die sich für andere und deren Wohlergehen mindestens ebenso interessieren wie für ihr eigenes,

- die sich bewusst sind, dass sie Fehler machen können, auch wenn sie es noch so gut meinen und

- die neuen Mut aus der Vergebung schöpfen.

Gemeindebote. Mitteilungsblatt der Schweizer Baptistengemeinden (bearbeitet durch Jesus.ch)

Datum: 29.03.2002
Quelle: Gemeindebote

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