Advent 19. Dezember

Bald gehen die Lichter aus

In der Adventszeit lässt diese Homepage verschiedene Zeitzeugen rund um die Botschaft von Weihnachten zu Wort kommen. Heute öffnen wir die neunzehnte Türe unseres Adventskalenders.
Leuchter

«Hallo, ich bin ganz schön helle. Muss ich auch. Ich bin schliesslich ein Kronleuchter. In Vollbestand zähle ich mehr als ein Dutzend Kerzen. Ich hänge im Amtszimmer von Pontius Pilatus. Er ist ein anständiger Richter, pflichtbewusst, treu, fleissig. Einfach einer von vielen Beamten. Wenige Jahre nach seiner Pensionierung hätte wohl keiner mehr nach ihm gefragt und er wäre in Vergessenheit geraten. Und ich genauso. Ich bin nämlich eher ein altehrwürdiger Leuchter. Sein Nachfolger würde mich bestimmt durch einen schicken Neuen ersetzen. Würde und wäre ... Wäre da eben nicht plötzlich dieser Jesus von Nazareth vor ihm gestanden. Denn mit diesem nahm Pilatus’ Leben eine Wende.

Kurzes Aufflackern

Angebahnt hat es sich schon lange. Irgendwie habe ich es wohl sogar noch vor meinem Arbeitgeber Pontius Pilatus gewusst. Denn er lässt die Türen meist offen und da ich viel besser höre als ihr Menschen, habe ich auch einiges vernommen, das Pilatus nicht zu Ohren gekommen ist. Ich hörte das Getuschel und die geheimen Abmachen. Es war ein riesiger Politfilz, der da lief.

Rechthaberische Menschen hatten diesen Jesus schon lange auf der Latte. Die Römer sahen in ihm einen Unruhestifter. Die Pharisäer hassten ihn, weil sie glaubten, er würde Gott lästern. Ich bekam mit, wie sie ihn um jeden Preis loswerden wollten. Wenn Pilatus nicht da war, waren die Hetztriaden noch schlimmer. Wenn ich dann ein bisschen mit den Kerzenflammen flackerte, wurde ihnen das Ganze aber etwas unheimlich. Von Woche zu Woche wurde die Sache übler.

Heller und heller

Und ich sah, dass Pilatus nervös wurde. Wenn er alleine mit mir war, wurde er immer zappliger. Und dann stand dieser Jesus da. Ich hatte ja schon viele gesehen, die wegen eines Verbrechens angeklagt waren. Diesem Jesus sah ich sofort an, dass er unschuldig ist. Ich habe es einfach gesehen. Fragen Sie mich nicht warum. Ich bin ein Kronleuchter, der Statistik führt. In 99,7 Fällen habe ich die Situation richtig eingeschätzt.

Und über diesen Jesus hatte ich durch all die Suche nach Dreck in seinem Leben einiges erfahren. Doch nie konnte jemand fündig werden. Aber man wollte ihn einfach loswerden. Dabei war er aus meiner Sicht der grösste Antiverbrecher aller Zeiten: Er brachte keine Menschen um, sondern erweckte Tote zurück ins Leben. Nun sollte er sterben. Ich bin kein dummer Kronleuchter. Aber hier wollte mir gar kein Licht aufgehen. Man versuchte ihm alles Mögliche anzuhängen. Ich versuchte heller und heller zu scheinen. Auch wenn ich weder Auge noch Licht, noch Augenlicht des Gesetzes bin. Ob es mit mir zusammenhing, dass sie nichts fanden, weiss ich nicht.

Die Lichter gehen aus

Dann wollten Sie ihn wegen Blasphemie bestrafen. Wegen Gotteslästerung. Als neulich ein paar Leute zusammen tuschelten, kriegte ich mit, dass man ihn sonst nicht kriegen würde. Pilatus wurde immer härter bedrängt.

Es ist Brauch, dass man alle Jahre einen Verbrecher freilässt. Pilatus sah dies als Chance, Jesus, den Unschuldigen, freizukriegen. Er liess die Leute zwischen dem üblen Verbrecher Barabbas und Jesus wählen. Doch die entschieden sich nicht für Jesus ... Ich merkte, wie unwohl es Pilatus dabei war. Sein moralisches Licht war am Untergehen. Er hing irgendwo zwischen Gewissen und diesen Menschen, die den Tod von Jesus forderten. Dann entschied er sich für diese Menschen und gab ihnen ihren Willen. – Danach war er nie mehr derselbe. Ich konnte leuchten wie ich wollte: Er selber strahlte nicht mehr zurück. Wenn das so weitergeht, gehen in dem ganzen Reich bald die Lichter aus.»

Kronleuchter-Infos:

Zum Dossier:
«Adventskalender»

Datum: 19.12.2011
Quelle: Jesus.ch

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