Weihnachten auch ohne Licht und Freude?

Vielleicht möchten Sie an Weihnachten anderen Menschen etwas zu Liebe tun?
Pfr. Reinhard H. Egg, Dipl. Psychologe

Weihnachten, sagt man, sei das Fest des Lichtes und der Freude. Kann man das wirklich so sagen?

Wenn wir die biblischen Berichte um die Geburt des Jesuskindes genau lesen, so bestätigen sie, was uns die Geschichtsforscher über jene Zeit sagen: Die Menschen in der damaligen römischen Provinz Judäa lebten in einem in sozialer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht äusserst schwierigen Umfeld - ausgenommen jene, die entweder zur Oberschicht gehörten oder sich mit den römischen Herren arrangiert hatten.

Es war also eine dunkle Zeit, in die Jesus hineingeboren wurde. Mit ihm wurde sie nicht plötzlich hell und licht. Das wird uns auch in der Bibel berichtet, wenn wir sie aufmerksam lesen. So musste die junge Joseph-Familie fluchtartig ihre Heimat verlassen, um ihr Kind zu retten, und das Böse trug auch ? vordergründig ? mit dem Tod Jesu als Verbrecher am Kreuz den Sieg davon. Selbst heute, rund zwei Jahrtausende später, können wir nicht ernsthaft behaupten, dass sich die Botschaft der Engel „Friede auf Erden!“ verwirklicht hätte.

Die Welt ist auch heute noch dunkel

Darum gibt es durchaus verschiedene Möglichkeiten, das Gedenken an die Geburt des Sohnes Gottes zu begehen. Welche Möglichkeit wir wählen, hängt davon ab, was uns persönlich näher liegt.

Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass mit der Menschwerdung Gottes im Säugling Jesus das Licht der Erlösung in die Welt gekommen ist, und diese seither allmählich an immer mehr Stellen hell macht. Wer seiner Freude hierüber Ausdruck verleihen möchte, hat an Weihnachten in vielfältiger Weise Gelegenheit dazu.

Eine genauso unbestreitbare Tatsache ist aber auch die Finsternis, die heute so bedrückend ist, wie damals vor 2000 Jahren. Wer mit offenen Augen durch das Leben geht, erlebt die Finsternis in seiner nächsten Umgebung ? wenn nicht gar im eigenen Leben. Von dieser Erfahrung sind auch Menschen, die im Glauben an Jesus Christus stehen, nicht ausgeschlossen.

Krankheit (eigene oder eines Menschen, der zu uns gehört), materielle Not, Unfriede in der Familie oder am Arbeitsort sind nur einige der dunklen Bereiche, die uns in Unsicherheit, Angst oder Verzweiflung versetzen können. Wie nahe ist uns da das Bekenntnis des verzweifelten Vaters: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben“ (Lukas 9,24) oder das hilflose Stöhnen Jesus, als er am Kreuz hing: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Markus 15,34).

Stehen Sie zu sich selbst!

Es gehört zu den Besonderheiten der Bibel, dass sie uns häufig Menschen beschreibt, die trotz ihres Glaubens in Zweifel, Not und Anfechtungen geraten. Aber sie zeigt uns auch, worauf es in solchen Lebensphasen ankommt: Dass wir uns selber gegenüber ehrlich sind und uns zugeben: „Es ist dunkel in mir. Meine Beziehung zu Gott ist mir verloren gegangen. Ich bin voller Zweifel“. Denn erst wenn wir unsere Not und unseren Mangel erkennen und dies uns selber eingestehen, erst dann haben wir die Voraussetzung in uns geschaffen, dass Gott unser Defizit auffüllt ? dann, wenn er es für gut hält. So kann Weihnachten für uns zum Anlass werden, vor Gott ganz wir selbst zu sein.

Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die sich nicht gerne in „vorprogrammierte Atmosphären“ hineinziehen lassen. So kann es durchaus sein, dass Weihnachten für Sie einen anderen, vielleicht durchaus positiven Inhalt hat, der sich aber nicht in Licht und Freude ausdrücken lässt.

Suchen Sie Ihren eigenen Weg!

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Weihnachten allein oder mit anderen Menschen zu begehen. Hier finden Sie einige Tipps, die sich auch kombinieren lassen:

Suchen Sie Gleichgesinnte (am Arbeitsort, im Freundeskreis, in der Gemeinde), mit denen Sie einen Abend planen und durchführen, der allen Beteiligten zusagt.
Holen Sie aus der Bibliothek oder aus dem Laden endlich das Buch, das Sie schon lange lesen wollten. Oder den Film, den Sie sich schon lange mal ansehen wollten. Und schenken Sie sich den Abend, um das Buch oder den Film richtig zu geniessen.
Gönnen Sie sich die Zeit, um endlich einmal jene Briefe an Ihre Bekannten oder Freunde zu schreiben, für die Sie in den vergangenen Monaten keine Musse gefunden hatten.
Das Ordnen, vielleicht auch Bearbeiten und Einkleben der Fotos des Jahres gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in aller Ruhe die zurückliegenden Höhepunkte noch einmal in Erinnerung zu rufen.
Vielleicht möchten Sie an Weihnachten anderen Menschen etwas zu Liebe tun? In verschiedenen Städten veranstalten die Heilsarmee und andere christliche Organisationen Weihnachtsfeiern für Einsame und/oder Randständige. Sie sind oft dankbar für freiwillig Mitarbeitende. Einsatz-Möglichkeiten finden Sie beispielsweise im „Google“ mit den Suchwörtern „Weihnachten Freiwillige“ oder telefonisch bei den betreffenden Organisationen.
Noch ein Tipp: Ich schenke mich selbst

Gerade der letzte der obigen Tipps könnte noch weiterführen: Möglicherweise haben Sie Angehörige oder Freunde, denen das Feiern mit Ihnen ein Anliegen ist ? auch wenn dieses Feiern in einer Form geschieht, die Ihren Vorstellungen von Weihnachten nicht entspricht. Wäre es nicht auch eine Idee, dass Sie sich selbst schenken, Ihre Anwesenheit, die Möglichkeit, mit Ihnen zu sprechen, Gemeinschaft zu haben?

Weihnachten ist das Geburtstagsfest des Erlösers

Jesus wurde in die Finsternis einer Welt hineingeboren, die nicht bewusst auf ihn gewartet hatte. Dennoch scheint seit jener Nacht sein Licht in der Finsternis und erhellt an immer mehr Orten die Welt.

Darum: Verbringen Sie Weihnachten so, wie es für Sie „stimmt“. Es genügt schon, wenn Sie sich dem Licht aus der Futterkrippe in Bethlehem nicht von vornherein verschliessen. Denn möglicherweise will Jesus gerade an dieser Weihnacht Ihr Herz mit seinem Licht und mit seiner Freude erfüllen.

Webseite des Autors
Mehr zu Weihnachten: Das Weihnachtsdossier von Jesus.ch

Datum: 24.12.2007
Autor: Reinhard H. Egg führt eine biblisch-therapeutische Seelsorge-Praxis
Quelle: Jesus.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service