Alex Kurz, Blueser und Pfarrer

Den Feiertags-Blues verarbeiten

Bei manchen Menschen kommt der Blues über die Feiertage. Schwere Gefühle, die sich breit machen. Doch diese können ein Gewinn sein, sagt Alex Kurz, Blueser und Pfarrer.
Alex Kurz.
"Der Chrischtboum", gibt es als Buch und Hörbuch.
"Churzum Wiehnacht", Geschichten von Alex Kurz.

Alex Kurz ist Pfarrer im Schweizerischen Rohrbach (BE) unterrichtet daneben in der Schule Musik, wo er eine Schülerband aufgebaut hat. Kurz publizierte zudem eine CD mit Blues-Rock sowie mehrere Bücher mit Weihnachtsgeschichten; erschienen sind diese im Berner "Zytglogge-Verlag" (Link siehe unten).

Jesus.ch: Alex Kurz, warum fällt man manchmal rund um die Feiertage in ein Loch?
Alex Kurz: Ich denke, das ist eine Kombination von zwei Dingen. Vor den Festtagen ist der Rhythmus des Alltags sehr hoch. Und die Festtage provozieren dann sehr grundsätzliche Fragen, die man sich im Alltag nicht stellt. Müdigkeit und Stress des Alltags einerseits und das Grundsätzliche, das wieder hochkommt, gibt dann zusammen die Krise.

Kennen Sie das persönlich auch, und wenn ja, wie finden Sie da raus?
Das kenne ich, es sind die Sachen, die um die Weihnachtszeit besonders hochkommen, wie: Was ist meine Familie für eine Familie? Habe ich Freunde? Wie sieht das nächste Jahr aus? Ich bin der Meinung, solche Fragen erfreuen die Gemütslage nicht, aber es ist wichtig, dass man sie zulässt. Das oberste Ziel ist also nicht, ein Rezept zu finden, wie man die Weihnachtstage so übersteht, dass es mir gut geht dabei, sondern ob ich mich diesen Fragen gestellt habe und ob ich sie mir gestellt habe. Denn das kann auch eine Chance sein zu einer Veränderung, zu einer Neuausrichtung, zu einem neuen Weg.

Wie kann man den Blues der Feiertage bekämpfen?
Mit allen Sachen, die die wichtigen Fragen zulassen und dennoch eine heitere Stimmungslage erbringen. Zum Beispiel mit Gemeinschaft. Aber mit einer offenen Gemeinschaft, in der man auch über ehrliche und persönliche Dinge reden kann. Kirche, Feiern, stimmungsvolle Sachen, Musik die man zusammen spielt, alles Dinge, bei denen man sich selbst ausdrücken kann. Und dass man sich gleichzeitig nicht vor den aufkommenden Fragen, die mit diesem Blues zusammenhängen, drückt oder sie gar unterdrückt.

Sie selbst machen Blues-Musik - schildern Sie das doch bitte.
Ich habe das Glück, dass ich neben dem Pfarramt auch noch Musikunterricht in der Schule geben kann. Dort haben wir eine Schülerband, und wir einigten uns auf Blues-Rock, weil dort zwei Elemente zusammenkommen. Der Blues - wir lassen diese schweren und traurigen Gefühle in der Musik auch zu. Und das andere ist der Rock. Das heisst, wir lassen uns bewegen, vom Schweren, vom Traurigen, dass wir neue Wege suchen, dass das nicht einfach der Weltuntergang ist, sondern dass wir uns auch neu ausrichten. Vielfach kommt dann auch noch ein wenig Gospel rein. Eine Neuausrichtung kann auch ein Anfang mit Gott sein.

Welche Rezepte, die darüber hinweg helfen, kennen Sie?
Das erste Rezept ist einfach mal anhalten und merken, wie es mir geht. Merken, dass ich schwere Gefühle habe und dass das vielleicht auch mit grundsätzlichen Fragen zusammenhängt. Und mich mal aus der Ruhe heraus diesen Fragen stellen. Denn vielfach sind es Anstösse zu neuen Wegen. Und dann hat sich der Blues, der damit zusammenhing, immer auch gelohnt. Und er war eine Zeit, die es brauchte, um reifer zu werden, zum Weiterkommen. Nicht jedes schlechte Gefühl muss schlecht sein.

Datum: 27.12.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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