Von Gott überrascht (3)

Windsturm von oben

Be
Jerusalem.
Giotto di Bondone (1267-1337), Cappella Scrovegni a Padova, Pentecost (ca. 1305).

vor er in den Himmel auffuhr, hat Jesus von der weltweiten Verbreitung seiner Botschaft gesprochen. Das ist leichter gesagt als getan...

In Jerusalems Gassen wird es eng. Wie jedes Jahr sind sieben Wochen nach dem Pessach-Fest Juden aus allen Herren Ländern zum Ernte-Fest in die Tempelstadt gepilgert. 50 Tage sind vergangen seit das Grab von Jesus leer war; die Stadt nahm dies kaum zur Kenntnis. Heute Vormittag hält ein ungewöhnliches Ereignis viele vom Gang in den Tempel ab. Es betrifft die Gruppe von Jesus-Anhängern aus der jüdischen Nordregion Galiläa, die in einem Haus zusammen beten. Doch wird es auch von vielen Pilgern wahrgenommen.

Brausen und Feuerzungen

Nach dem Bericht von Lukas, einem Zeitgenossen, «entstand auf einmal vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen; und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jeden von ihnen liess eine sich nieder.» Die Feuerzungen sind gemäss Lukas ein sichtbarer Ausdruck des Heiligen Geistes von Gott: «Und sie wurden alle erfüllt von heiligem Geist und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab» (Die Bibel, Apostelgeschichte, Kapitel 2, Verse 2-4).

Überwältigende Erfahrung

Das hat es noch nie gegeben! Die Feuerzungen und die neuen Sprachen sind eine überwältigende Erfahrung: Die Anhängerinnen und Anhänger von Jesus strahlen und lachen einander an. Das also meinte Jesus, als er versprach, die Kraft des Heiligen Geistes von Gott würde sie bald erfüllen (1,8). Doch sie haben nicht viel Zeit, darüber zu staunen.

In jeder Sprache

Das weithin vernehmbare Tosen und Brausen vom Himmel hat eine bunt gemischte Schar beim Haus zusammenströmen lassen – «und sie waren verstört, denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos und sagten völlig verwundert: ‚Sind das nicht alles Leute aus Galiläa, die da reden? Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache hört?‘» Mit offenem Mund stehen sie da, Leute aus allen Teilen des Nahen Ostens, von Persien und der Schwarzmeerküste, von Ägypten und Libyen, Kreter und Araber, auch Römer und Menschen, die erst vor kurzem zum Judentum übergetreten sind (Apostelgeschichte, Kapitel 2, Verse 6-11).

Absolut sensationell: Die Galiläer reden die Sprache eines jeden – und sie plappern nicht einfach daher, sondern loben Gott für seine grossen Taten! Das können sie nicht gelernt haben. Fassungslos, verwirrt fragt einer den andern: Was soll das bedeuten? Wie bei jedem unerklärlichen Ereignis sind auch diesmal Spötter zur Stelle: Wer so rede, habe einfach zu viel Wein hinter die Binde gegossen…

Eine alte Weissagung wird Wirklichkeit

Da verschafft sich einer der Jesus-Leute Gehör. Zusammen mit elf anderen Männern stellt sich der Galiläer mit dem Namen Simon hin und versucht zu erklären: Das ist kein Besäufnis – morgens um neun. Das ist die Erfüllung einer alten Prophetie, einer vor Jahrhunderten gegebenen Weissagung: Gott hat durch den Propheten Joel angekündigt, dass er seinen Geist ausgiessen und mit ihm zahlreiche Menschen erfüllen will.

Dass dies mit ungewöhnlichen Ereignissen verbunden sein werde, das sollte man verstehen, sagt Simon und zitiert aus der Bibel. Das Ganze erklärt er als Handeln Gottes: Gott hat Jesus, der vor sieben Wochen auf Betreiben der Mächtigen der Stadt hingerichtet wurde, «zum Leben erweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Er ist nun zur Rechten Gottes erhöht.» Jesus hat «den heiligen Geist jetzt ausgegossen, wie ihr seht und hört.»

Zu Jesus umkehren

Was bedeutet dies nun für die Juden? «Erkennt alle», ruft Simon in die Menge, «dass Gott ihn zum Herrn und zum Gesalbten 1) gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!» Nun geschieht, was sich noch vor Stunden niemand hätte vorstellen können: Die Leute reagieren, als wären sie mitten ins Herz getroffen. Sie fragen, was sie tun sollen, um mit Jesus klar zu kommen.

Simon bringt es auf den Punkt: «Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen von Jesus, dem Gesalbten.» Gott vergibt all denen, die umkehren, die Sünden, sagt er – «und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.» Umkehren ist angesagt, nachdem die Jerusalemer vor sieben Wochen Jesus abgelehnt und seiner Hinrichtung zwischen Verbrechern zugeschaut haben. Er ist – Simon lässt keinen Zweifel daran – der Herr, der die Schlüssel zur Zukunft des Volks in der Hand hält.

Die Erklärungen und Appelle von Simon haben eine unerwartete Wirkung: Etwa 3000 Männer und Frauen wollen zu diesem Jesus gehören. An diesem Tag 2) entsteht in Jerusalem eine neue Gemeinschaft, wie es sie nie zuvor gegeben hat.



1)Der Gesalbte, hebräisch: ha Mashiach (Messias), griechisch: ho Christos, ist in der jüdischen Tradition der Titel des von Gott gesandten und mit dem Heiligen Geist gesalbten, das heisst von ihm bevollmächtigten Retters des Volks.

2)Es ist der der 50. Tag nach Pessach. Aus dem griechischen Wort „der fünfzigste“ (pentekoste) ist unser Wort Pfingsten entstanden.

Pfingstserie "Von Gott überrascht" (1): Jesus auf der Wolke
Pfingstserie "Von Gott überrascht" (2): Ein komplettes Team

Datum: 12.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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