Freikirche mit Tradition

Der Evangelische Brüderverein will geistliche Heimat bieten

Der Evangelische Brüderverein (EBV) ist eine Freikirche mit Tradition. Er besteht in der Schweiz seit rund 100 Jahren. Seine Versammlungen werden regelmässig von 5'000 bis 10'000 Menschen besucht.
Hauptsitz des Evangelischen Brüdervereins in Herbligen (BE).
Beat Strässler präsidiert den EBV.
Blick in die Bibelschule der Gemeinde.
Gottesdienst in Papua Neu Guinea.
Hier wurde 50 Jahre Mission in Neu Guinea gefeiert.

"Wir sind eine von vielen Freikirchen, die sich in der Schweiz ausgebreitet haben", erläutert Beat Strässler, Präsident des Evangelischen Brüdervereins (EBV). Schwerpunkt sei der Kanton Bern.

Mit den anderen christlichen Gemeinden habe man das biblische Glaubensbekenntnis gemeinsam. Anders sei, "dass wir, geprägt durch die Vergangenheit, ein eher konservatives Christentum ausleben". Es gehe aber nicht darum, nun zu debattieren, was genau nun anders oder "falsch" sei oder gar um ein gegenseitiges Verurteilen der christlichen Gemeinden und Kirchen.

"Unsere Grundlage ist Jesus Christus, und die Gemeinde wird so geleitet, wie wir Gottes Wort verstehen. Da und dort werden wir anders geführt als andere Gemeinden, aber wir müssen über die Entwicklung wachen, damit wir kein Sonderzüglein in Tradition fahren."

Eine geistliche Heimat

Es gibt in der Schweiz viele Freikirchen; warum sollte man in den EBV? "Wir sind nicht besser als andere. Für Menschen, die sich zu uns geführt sehen, sind wir gern eine Familie. Ihnen bieten wir gerne eine geistliche Heimat - aber nicht in einer Konkurrenz zu anderen", sagt Beat Strässler.

Am wichtigsten sei, dass die Menschen an Gott glauben und ganz real erkennen, dass er, der Schöpfer, sich uns Menschen zuwendet. "Jesus ist der Erlöser, dem sich niemand verschliessen sollte."

Das Rotationsprinzip

Hingegen wolle man kein geistliches Steckenpferd reiten. "Wir versuchen die Bibel ausgewogen und ganzheitlich umzusetzen." Eine Besonderheit hat der EBV dennoch: Die Prediger wechseln einander ab. Beat Strässler: "Das ist eine Besonderheit aus der Vergangenheit. Die Prediger sind nicht ortsansässig, sondern besuchen die Gemeinden nach dem Rotationsprinzip. Man hört also jeden Sonntag einen anderen Prediger." Das schafft Abwechslung und Unabhängigkeit.

Der Auftrag

"Wir können immer alles noch besser machen", sagt Strässler. Man wolle wahrgenommen werden als Gemeinde, die Jesus Christus nachfolgt und seinen Auftrag wahrnimmt. Dieser laute: "Weitersagen der frohmachenden und befreienden Botschaft von Jesus Christus, dass der Mensch, so wie er lebt, verloren ist - aber er ist eingeladen, durch den Glauben ein neues Leben mit Jesus zu beginnen; das ist durch den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus möglich geworden."

Der Verband in Zahlen

Gegründet: 1909.

Anzahl der Gemeinden: Zirka 50 Gemeinden in der Schweiz (die sich in knapp 100 Versammlungsplätzen formieren). In Österreich rund 5.

Anzahl der Besucher: Der Brüderverein hat keine eingeschriebenen Mitglieder. Anhand der Stühle, die bei Konferenzen aufgestellt werden, könne man abschätzen, wie viele Menschen sich zur Gemeinde zählen. Die Zahl sei aber nicht fünfstellig.

Tendenz der Besucher: In Vergangenheit etwa konstant, manche kommen, andere gehen. Teils wurden kleinere Ortsgemeinden zusammengenommen. Früher habe es viele Stubenversammlungen gegeben, in denen Bibelstunden abgehalten wurden. Weil der Aufwand enorm gewesen sei, habe man solche zu einer Gemeinde zusammengenommen. Denn ein Gemeindehaus stehe immer bereit, ohne viel Vorbereitung.

Anzahl der Mitarbeiter in der Schweiz: Rund 50 Leute auf der Lohnliste, inklusive verschiedener Dienste wie einer Druckerei. Die meisten arbeiten vollzeitlich.

Anzahl der Missionare im Ausland: Rund 60, davon sind zirka zwei Drittel Familien.

Missionsländer: Papua-Neuguinea, Rumänien, Österreich, Afrika, Lateinamerika sowie je eine Familie in Kanada und London.

Zeitschrift: Die "Friedensbotschaft"; für Kinder "Schäflihirt".

Aktivitäten: Gottesdienste, Bibelstunden, Sonntagsschule, Teenager- und Jugendarbeit. Fast jede Gemeinde hat einen Chor, je nach Ort gibt es ein missionarisches Angebot, Besuchsdienste, Seniorennachmittag. An manchen Messen gibt es einen Stand. Zudem hat die Gemeinde eine eigene Bibelschule.

Letzte gegründete Gemeinde: Beat Strässler: "Da wollen wir dran sein. Wir haben realisiert, dass wir überwiegend Bestehendes gepflegt haben. Die letzte neue Gemeinde entstand vor einigen Jahren im Tessin."

Nächste Gemeindegründung: Offen. Absichten vorhanden, an Orten, wo mit einem Hauskreis begonnen wurde. Im Ausland, gerade in New Guinea, grosses Wachstum. In Afrika schliesst gerade dieses Jahr ein Missionsehepaar sein Sprachstudium ab und beginnt eine neue Arbeit.

Befreundete Gemeinden: Nicht Mitglied der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Das bedeute aber nicht, dass man sich als "alleinseligmachend" verstehe. Beat Strässler: "Ich freue mich über Kontakte mit Christen aus anderen Gemeinden."

Struktur: Vereinsrechtlich und stark zentralistisch. Die Gemeinde wird von einem Rat geführt, dessen Mitglieder aus den verschiedenen Ortsgemeinden stammen.

Ausländer: Ein Mitarbeiter im Engadin arbeitet unter Portugiesen, dort sind Hauskreise entstanden. Jemand anderes lernte Jugoslawisch, damit er sich um diese Volksgruppe kümmern kann. Inzwischen wird auch eine Schrift auf italienisch und spanisch publiziert, auch um damit Südamerika zu erreichen. Andere Teams arbeiten unter Asylanten. Gottesdienste oder Gesprächsrunden werden da manchmal gleich in mehreren Sprachen gleichzeitig abgehalten. Wenn ein Missionar da ist, der eine bestimmte Sprache spricht, dann versucht man gemeinsam mit ihm, Menschen zu erreichen.

Liegenschaften: Gemeindehäuser; manche Gemeinden haben auch bestehende Gebäude gemietet. Freizeit- und Seminarhaus in Herbligen. Da dies nicht in einer Ferienregion liegt, werden dort eher Seminare durchgeführt.

Datum: 11.02.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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