Kontrapunkt zur Geschichte

Archäologen entdecken christliche Inschriften in der Karibik

Die in der Karibik entdeckten Höhleninschriften werfen ein neues Licht auf den Dialog zwischen Europäern und bereits ansässigen Menschen. Die Zeichen an der Wand stammen aus dem 16. Jahrhundert, wurden von Forschungsreisenden angebracht und reihen sich neben alter, indigener Kunst ein.
Evangelistische Höhleninschrift auf der Insel Mona

Ein von der Universität von Leicester und dem Britischen Museum entsandtes Team begutachtete die lateinischen Inschriften und die Christogramme, die neben indigener Ikonen-Malerei hinterlassen worden waren. Aufgefunden worden waren die Werke tief in einer Höhle auf der entlegenen, unbewohnten Insel Mona, die im karibischen Meer liegt und zu Puerto Rico gehört.

Jago Cooper, Kurator des Britischen Museums, spricht von «einem wirklich aussergewöhnlichen Fund»: «Er bestätigt, dass die erste Generation Europäer in Höhlen gegangen ist und dort eine indigene Weltsicht entdeckt hat. Mir ist keine vergleichbare Stätte auf den amerikanischen Kontinenten bekannt.»

Hinweis auf Golgatha

Entdeckt wurden dreissig europäische Inschriften an den Höhlenwänden. Sie liegen nahe der vorher angebrachten, indigenen Hinterlassenschaft. «So steht beispielsweise 'Gott hat viel getan' und 'Möge Gott dir vergeben'. Weiter wurde ein Bibelvers an der Wand angebracht: 'Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns'.» Damit dokumentierte Johannes in seinem Evangelium (Kapitel 1, Vers 14) das Wesen Jesu.

In einer anderen Gegend in der Höhle sind die Geschehnisse von Golgatha wiedergegeben, unter anderem beinhaltet die Darstellung drei Kreuze. Die Entdecker gehen davon aus, dass die Werke von den ersten europäischen Ankömmlingen angebracht wurden.

Respektvoller Umgang

Die Wissenschaftler stellen die Prognose, dass dieser Umgang respektvoll gewesen ist. Denn die indigenen Arbeiten waren nicht einfach übermalt worden, sondern die neuen Wandmalereien waren daneben erstellt worden.

Alice Sampson von der Universität Leicester: «Wir hatten die Vorstellung, dass die ersten Europäer in der 'neuen Welt' ein rigides Christentum propagierten. Wir wissen vieles über die Inquisition in Mexiko und Peru und das Niederbrennen von Bibliotheken sowie das Unterdrücken indigener Religionen.»

Nicht so in der Karibik: «Was wir in dieser Höhle in der Karibik sehen, ist etwas anderes. Da kamen nicht eifrige Leute, sondern Personen mit einer neuen, spirituellen Ansicht. Es handelte sich um individuelle Antworten in der Höhle und nicht einem automatischen Löschen. Es war ein Sich-damit-beschäftigen.» Der Fund setze nicht nur einen Kontrapunkt in der offiziellen Weltgeschichte, sondern zeige auch den Beginn eines neuen, religiösen Engagements und der Veränderung kultureller Identität des amerikanischen Kontinents.

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Datum: 09.08.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch / Gospel Herald / Christian Headlines

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