Waren es Hebräer?

Massengrab von jungen Sklaven ausgewertet

Im biblischen Buch Exodus ist beschrieben, dass die Hebräer in Ägypten versklavt waren. Funde in der antiken ägyptischen Stadt Amarna werfen nun ein neues Licht auf den Umgang mit Sklaven in der damaligen Zeit. Die Arbeit war hart, viele waren verletzt. Nun soll anhand von DNA-Analysen ermittelt werden, aus welchen geografischen Gegenden diese Menschen stammten.
Der Fund aus Amarna
Amarna

Die Stadt Amarna liegt rund zehn Kilometer vom Nil entfernt und war das damalige Machtzentrum unter Pharao Akhenaten, der Ägypten während 17 Jahren bis zu seinem Tod 1332 vor Christus regierte.

Die in den letzten beiden Jahren ausgehobenen und ausgewerteten Massengräber in Amarna liefern einen neuen Einblick in seine Regentschaft sowie in die damalige Zeit. Die Archäologin Mary Shepperson berichtete im «Guardian» über die beiden Hauptgräber: «Sie zeichnen ein Bild von Armut, harter Arbeit, kargem Essen, schlechter Gesundheit, regelmässigen Verletzungen und einem relativ frühen Tod.»

Das unübliche Grab

Im südlichen Massengrab seien Verstorbene beiden Geschlechts und aller Altersstufen beigesetzt worden, es habe sich um gewöhnliche Ägypter gehandelt.

Das nördliche hielt jedoch eine Überraschung bereit: «Beim ersten Skelett stellten wir fest, dass es sich um eine einfachere Grabstätte handelte. Es waren nahezu keine Gegenstände mit in die Gräber gegeben. Zudem waren nur raue Unterlagen verwendet worden, um die Körper zu betten.»

Mehr und mehr stellten die Archäologen fest: «Fast alle Skelette stammten von Kindern, Teenagern und jungen Erwachsenen. Doch wir fanden keine Kleinkinder und keine älteren Menschen. Das ist sehr unüblich.»

Ägypter oder nicht-ägyptische Sklaven

Die Untersuchungen zeigen, dass dieses Grab Menschen zwischen 7 bis 25 Jahren beinhaltet, die meisten von ihnen unter 15. Die Mehrheit jener zwischen 16 bis 25 scheinen schwer verletzt gewesen zu sein. Und bei 16 Prozent der unter 15-Jährigen lagen Rückgrat-Brüche und andere Verletzungen vor, die normalerweise von schwerer Arbeit kommen. «Dies war hauptsächlich eine Grabstätte für Jugendliche.»

Daraus schliessen die Forscher, dass es sich um Kinder eines sehr tiefen Status oder um Sklaven handelte. «Unbezahlte Zwangsarbeit war im antiken Ägpyten bei Grossprojekten üblich», erklärte Shepperson. Es könnte sich um Ägypter oder die Nachkommen von nicht-ägyptischen Sklaven gehandelt haben.

Bald DNA-Analyse

«Eine weitere Möglichkeit ist, dass das nördliche Grab für eine gefangene oder deportierte Population steht, die nach Amarna gebracht wurde. Das ist absolut möglich und würde den fehlenden Familienkontakt und die Vernachlässigung in diesem jungen Alter erklären. Wir hoffen, dass die DNA-Analyse der Knochen Aufschluss über den geografischen Ursprung geben wird.»

Die «Times of Israel» schliesst nicht aus, dass es sich dabei um Hebräer handelt. Der britische Archäologe, Ägyptologe und Direktor des Ausgrabungsprojekts, Barry Kemp, macht geltend, dass er das Alte Testament nicht als historische Aufzeichnung werte und dass er somit auch keinen Bezug zu hebräischen Sklaven mache. Laut ihm können diese Menschen in der damaligen Kapitale aus verschiedenen internationalen Kontakten stammen. Kemp erklärt, dass eine DNA-Analyse darauf  hindeuten wird, woher die Beerdigten stammen.

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Datum: 20.06.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Times of Israel / The Guardian

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