Der Ursprung des Fliegens - ein Rätsel der Evolution

Der Ursprung des Fliegens sollte einen ausgezeichneten Testfall abgeben, um zwischen dem Evolutions- und dem Schöpfungsmodell zu wählen. Quasi jede Struktur eines nichtfliegenden Tieres müsste, um flugfähig zu werden, verändert werden und die daraus resultierenden Übergangsformen sollten leicht unter den Fossilien zu entdecken sein. Überdies hat sich die Flugfähigkeit angeblich viermal getrennt und unabhängig voneinander entwickelt - bei den Insekten, den Vögeln, den Säugetieren (Fledermäusen) und den Reptilien (den Pterosauriern, heute ausgestorben). In jedem Fall soll die Entwicklung zur Flugfähigkeit viele Millionen Jahre in Anspruch genommen haben und müsste eigentlich in jedem Fall fast unzählbare Übergangsformen hinterlassen haben. Und doch lässt sich für keinen Fall etwas vorweisen, das einer Übergangsform auch, nur annähernd gleichkäme.

Abbildung 6: Saltoposuchus, ein Thecodontier, gilt laut Romer und anderen als Vorfahre der Dinosaurier, Vögel und fliegenden Reptilien. Aus Romer: Vertebrate Paleontology mit Erlaubnis der University of Chicago Press.Abbildung 6: Saltoposuchus, ein Thecodontier, gilt laut Romer und anderen als Vorfahre der Dinosaurier, Vögel und fliegenden Reptilien. Aus Romer: Vertebrate Paleontology mit Erlaubnis der University of Chicago Press.

E.C. Olson, ein Evolutionstheoretiker und Geologe, schreibt in seinem Buch „The Evolution of Life"3: "Was das Fliegen anbelangt, gibt es in der Fossilien Überlieferung noch einige grosse Lücken" (S. 180). Bezüglich der Insekten sagt Olson: „Es gibt für uns so gut wie keine Informationsquelle über die Entwicklungsgeschichte der Flugfähigkeit bei Insekten" (S. 180). Über die fliegenden Reptilien berichtet Olson: „Eine richtige Flugfähigkeit bei Reptilien ist zuerst bei den Pterosauriern im Jura zu entdecken. Zwar waren die frühen Pterosaurier weniger auf das Fliegen spezialisiert als die späteren, aber es gibt keinerlei Anzeichen von Zwischen-stufen" (S. 181). Hinsichtlich der Vögel bezeichnet Olson den Archaeopteryx als „reptilähnlich", bestätigt jedoch, dass der Besitz von Federn „ihn selbst als einen Vogel ausweist" (S.182). Und in Bezug auf die Säugetiere schreibt Olson schliesslich: „Der erste Nachweis für flugfähige Säugetiere sind die vollentwickelten Fledermäuse des Eozäns" (S. 182).

Abbildung 7: Rhamphorhynchus, einem langschwänzigen Pterosaurier. Aus Williston: The Osteology of the Reptiles, mit Erlaubnis der Harvard University Press.Abbildung 7: Rhamphorhynchus, einem langschwänzigen Pterosaurier. Aus Williston: The Osteology of the Reptiles, mit Erlaubnis der Harvard University Press.

Es kann also in keinem einzigen Fall der Flugentwicklung aus der fossilen Überlieferung eine Reihe von Übergangsformen zwischen dem angeblichen nichtfliegenden Vorfahren und dem flugfähigen Tier geliefert werden. Im Fall der fliegenden Insekten (wie zuvor in diesem Kapitel erörtert), der fliegenden Reptilien und der fliegenden Säuger gibt es auch nicht die Spur eines Hinweises auf Übergangsformen.

Fliegende Reptilien

Die Unterschiede zwischen nichtfliegenden und fliegenden Reptilien waren besonders drastisch. In Abbildung 6 ist die Rekonstruktion von Saltoposuchus zu sehen, einem thecodontischen Reptil, aus dem sich laut Romer die fliegenden Reptilien, Dinosaurier und Vögel entwickelt haben sollen. Die grosse Kluft zwischen diesem Tier und den Vertretern der beiden, in Abbildung 7 und 8 gezeigten Unterordnungen der Pterosaurier ist offensichtlich.

Nahezu jede Struktur des Rhamphorhynchus, einem langschwänzigen Pterosaurier, war nur ihm eigen. Besonders auffallend (wie bei allen Pterosauriern) war die enorme Länge des vierten Fingers im Gegensatz zu den anderen drei Fingern dieses Reptils. Dieser vierte Finger sorgte hauptsächlich für die Aufspannung der Flughaut. Es war mit Sicherheit keine zarte Konstruktion und wenn der Pterosaurier wirklich von den Thecodontiern oder irgendeinem anderen flugunfähigen Reptil abstammte, hätten sicherlich Übergangsformen gefunden werden müssen, die eine schrittweise Verlängerung des vierten Fingers aufzeigten. Aber nicht einmal die Andeutung solch einer Übergangsform ist jemals entdeckt worden.

Noch einzigartiger war die Pterodaktyloid-Gruppe (Flugfingergruppe) der Pterosaurier (Abb. 8). Der Pteranodon hatte nicht nur einen grossen, zahnlosen Schnabel und einen rückwärts gerichteten Knochenkamm, sondern sein vierter Finger stützte eine Flügelspannweite von bis zu 16 Metern. Wo sind die Übergangsformen, die einen evolutionistischen Ursprung dieser und anderer, dem Pterosaurier eigenen Strukturen belegen könnten? Wie können sich diese seltsamen Lebewesen über unzählige Übergangsformen und einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren hinweg entwickelt haben, ohne eine einzige dieser Zwischenstufen in der fossilen Überlieferung zu hinterlassen?

Stellen wir uns ausserdem die evolutionistische Situation vor. Ein genetischer Irrtum verursacht eine geringe Veränderung, die sich irgendwie in der leichten Verlängerung beider vierten Finger eines nichtflugfähigen Reptils (vielleicht ein dem Saltoposuchus ähnliches Reptil) äussert. Es wird vermutet, dass diese leichte Verlängerung des vierten Fingers der Mutante einen Vorteil gegenüber dem Original bescherte, wobei jedoch keiner fähig war zu erklären, worin dieser Vor-teil bestanden haben könnte. Nach vielen Generationen des Existenzkampfes ersetzte die „gute" Mutante mit dem leicht verlängerten Finger das Original. An dieser Stelle haben wir also ein Reptil mit einem leicht verlängerten vierten Finger. Nach vielen hundert oder tausend Jahren und vielen schlechten Mutationen tritt in derselben Abstammungslinie eine weitere „gute" Mutation auf, die noch einmal eine Verlängerung des vierten Fingers hervorruft. Diese „gute" Mutante ersetzt dann wiederum nach tausenden von Generationen das Original. Nach vielen solcher Mutationen und Kämpfen wird der vierte Finger unseres Kandidaten immer länger und länger. Zur gleichen Zeit, durch einen wunderbaren Zufall, verursachen andere genetische Mutationen (oder genetische Irrtümer) die Entwicklung von Flügelmembranen, flugunterstützenden Muskeln, Haut, Nerven, etc., die notwendig sind, um ein nichtfliegendes Reptil: in ein fliegendes Reptil umzuwandeln.

Abbildung 8: Pteranodon, ein riesiges fliegendes Reptil mit einer Flügelspannweite von über 15 Metern. Aus Romer: Vertebrate Paleontology, mit Erlaubnis der University of Chicago Press.Abbildung 8: Pteranodon, ein riesiges fliegendes Reptil mit einer Flügelspannweite von über 15 Metern. Aus Romer: Vertebrate Paleontology, mit Erlaubnis der University of Chicago Press.

Es darf nicht vergessen werden, dass jede Stufe in der Entwicklung nicht nur voll funktionsfähig ist, sondern auch noch besser ist als die Vorstufe. Somit muss angenommen werden, dass die Anfangsstadien der Flügelbildung einen Vorteil gehabt haben müssen, obwohl das Tier noch nicht fliegen konnte und die beginnenden Flügel sicherlich ein Nachteil für ein Reptil im Kampf mit anderen, bodenlebenden Tieren gewesen sein mussten. Bei dem Pteranodon müssen sich die normalen reptilienartigen Kiefer und Zähne zu einem langen und zahnlosen Schnabel entwickelt haben. Was dieses Tier während dieser Verwandlung gegessen und wie es gekaut haben könnte, ist ein weiteres Rätsel. Ausser-dem konnten diese Tiere entweder gar nicht laufen oder zumindest nicht sehr gut. Wie haben sie sich dann während des Übergangs von Land- zum Luftleben fortbewegt? Die evolutionistische Situation kann daher nur als Absurdität bezeichnet werden, und wie erwartet sind auch keine Fossilien vorhanden, die eine solche Situation auch nur im entfern-testen unterstützen könnten. Alle, in der fossilen Überlieferung entdeckten fliegenden Reptilien waren vollentwickelte und -funktionsfähige fliegende Reptilien, genau wie aufgrund der Schöpfungslehre vorauszusehen war.

Fliegende Säugetiere (Fledermäuse)

Die Fledermaus hat sich angeblich aus einem insektenfressenden, ' nichtfliegenden Säuger entwickelt. (Insektivoren umfassen Tiere wie Maulwürfe, Spitzmäuse und Igel.) In Abbildung 9 ist eine fossile Fledermaus zu sehen. Es wäre wahrhaftig eine Revolution in der gesamten Struktur erforderlich, um ein Tier wie einen Maulwurf, Igel oder eine Spitzmaus in eine Fledermaus zu verwandeln. Bei der Fledermaus sind vier der fünf Finger verglichen mit der normalen Hand extrem lang und sie stützen die Flügelmembran. Gemäss der evolutionistischen Situation müsste diesmal eine Reihe genetischer Irrtümer die schrittweise Verlängerung der vier Finger des Säugervorfahren verursacht haben, während andere zufällige Mutationen die Bildung einer Flügelhaut, der flugunterstützenden Muskulatur, etc. zur Folge hatten. Ach ja, nicht zu vergessen ist das bemerkenswerte Sonarsystern der Fledermäuse, welches ihnen ein unfehlbares Fliegen in völliger Dunkelheit ermöglicht. Und auch diese Entwicklung wurde angeblich durch eine Reihe genetischer Irrtümer hervorgerufen.

Wenn die Fledermäuse wirklich von einem Insektivoren oder einem anderen Tier abstammen, müssten Übergangsformen zu finden sein, die den Ursprung belegen, sowie Strukturen, die den Fledermäusen eigen sind.

Wie wir bereits erwähnten, wurden bisher nirgendwo solche fossilen Übergangsformen gefunden. In Abbildung 10 ist die angeblich älteste, bekannte Fledermaus abgebildet. Diese Versteinerung wurde in Gestein mit einem angeblichen Alter von 50 Millionen Jahren gefunden. Der Begleitartikel erklärte, dass bisher noch kein mit der Fledermaus verwandtes Fossil gefunden worden sei. Das Bild (Abb. 10) umfasst eine Fotografie der Fledermausknochen sowie eine Rekonstruktion des angeblichen Aussehens dieser Fledermaus.

Abbildung 9: Skelett einer fossilen Fledermaus, Palaeochiropteryx. Aus Romer: Vertebrate Paleontology mit Erlaubnis der University of Chicago Press.Abbildung 9: Skelett einer fossilen Fledermaus, Palaeochiropteryx. Aus Romer: Vertebrate Paleontology mit Erlaubnis der University of Chicago Press.

Hier ist sie also, die älteste, bekannte Fledermaus. Und wie sieht sie aus? 100-prozentig wie eine Fledermaus! Das völlige Fehlen angeblicher Übergangsformen zwischen der Fledermaus und ihrem vermutlichen Vorfahren lässt auf der Evolutionshypothese beruhende Fragen wie: „Wann, aus wem, wo und wie entwickelten sich Fledermäuse?" unbeantwortet.

Der Ursprung der Vögel

Die Evolutionisten rufen: ,Warten Sie, wir haben Aryhaeopteryxl " In der Tat, warten Sie. In vier Fällen - bei den fliegenden Insekten, den fliegenden Säugetieren, den fliegenden Reptilien und den Vögeln - entstanden die flugfähigen Tiere angeblich schrittweise aus nichtfliegenden Tieren, wobei jede Entwicklung Millionen von Jahren in Anspruch nahm. Bei jedem dieser Fälle muss es eine grosse Anzahl von Zwischenstufen gegeben haben. Viele tausend unbestreitbare Übergangsformen sollten die Museumsschaukästen füllen, die anschaulich diese Übergänge verdeutlichen sollten. Aber die Evolutionstheoretiker können nur ein einziges Tier bei-bringen - ein einziges fossiles Tier -, welches vielleicht den Anschein eines Arguments erwecken kann. Dieses Tier ist natürlich Archaeopteryx, von dem ca. fünf fossile Exemplare und eine Feder in Gesteinen des oberen Jura gefunden wurden (das Alter der Gesteine wurde von Evolutionsgeologen auf ca. 150 Millionen Jahre geschätzt). Alle Exemplare wurden im Solnhofener Plattenkalk in Franken (Westdeutschland) gefunden und Archaeopteryx wird als der weltweit älteste, bekannte Vogel bezeichnet.

Abbildung 10: Foto des ältesten Fledermausfossils über eine Rekonstruktion gelegt, von G.L. Jepsen. Aus der Titelseite des Science, vom 9. Dezember 1966. Copyright 1966 by the American Association for the Advancement of Science. Abbildung 10: Foto des ältesten Fledermausfossils über eine Rekonstruktion gelegt, von G.L. Jepsen. Aus der Titelseite des Science, vom 9. Dezember 1966. Copyright 1966 by the American Association for the Advancement of Science.

In Bezug auf Archaeopteryx, Ichthyornis und Hesperornis stellte Beddard fest: „Diese Tiere' waren so eindeutige Vögel, dass die tatsächliche Herkunft der Vögel in der Struktur dieser bemerkenswerten Überreste kaum zu erahnen ist."41 Während der 85 Jahre seit dem Erscheinen von Beddards Buch, ist kein besserer Kandidat als Archaeopteryx als Zwischenstufe zwischen Reptilien und Vögeln gefunden worden. Vielleicht wurde deshalb Archaeopteryx im Laufe der Zeit für einige Evolutionstheoretiker immer „reptilähnlicher"! Im Gegensatz zu Beddards Beurteilung des Archaeopteryx, vermuten einige Evolutionisten heute nicht nur, dass dieser Vogel zweifellos mit den Reptilien verbunden ist, sondern auch dass Archaeopteryx, wenn keine eindeutigen Federabdrücke gefunden worden wären, als Reptil klassifiziert worden wäre. Das ist, um es milde auszudrücken, eine starke Übertreibung. Ist ein einziges Reptil bekannt, in welches man einen Haufen Federn stecken könnte, ihm einen Tritt versetzen würde und es flöge davon?

Aus der in Abbildung 11 gezeigten Rekonstruktion ist klar ersichtlich, dass Archaeopteryx mit seinem vogelähnlichen Schädel, seinen Krallen, Flügeln, Federn und einer Furcula (Gabelbein) doch sehr einem Vogel ähnelte. Ausser den Vögeln besitzt kein anderes Tier Federn und eine Furcula. Die Federn waren identisch mit den Federn rezenter Vögel. Daher musste Pycraft feststellen: „Aber bei Archaeopteryx ist festzustellen, dass seine Federn sich in nichts von den uns bekannten, perfekt entwickelten Federn unterscheiden."42 Federn sind hochkomplexe Strukturen, die optimal für die ihnen zugedachten Wärmespeicher- und aerodynamischen Funktionen konstruiert sind. Die Behauptung, Federn hätten sich aus ausgefransten Schuppen entwickelt, ist reine Phantasie. Schuppen und Federn entwickeln sich auf vollkommen unterschiedliche Weise.

Abbildung 11: Mutmassliches Aussehen des „UrvogelsAbbildung 11: Mutmassliches Aussehen des „Urvogels" Archaeopteryx. Umgezeichnet nach einem Original von Maurice Wilson in W.E. Swinton: Fossil Birds, London 1965.

Lange wurde behauptet, Archaeopteryx hätte nicht fliegen können oder zumindest nur sehr schlecht. Wie Feduccia und Tordoff jedoch erklärten, waren die Handschwingen von Archaeopteryx gleich denen rezenter, fliegender Vögel.43 Die Handschwingen flugunfähiger Vögel sind symmetrisch mit einem in der Mitte verlaufenden Keil. Bei allen rezenten fliegenden Vögeln sind die Handschwingen asymmetrisch mit einem mehr zur Federvorderkante verlaufenden Kiel. Diese Asymmetrie hat beim Fliegen aerodynamische Funktionen. Feduccia und Tordoff erklärten ebenso, dass die Hauptmuster und -proportionen der rezenten Flügel auch bei Archaeopteryx vorhanden waren.

Überdies belegten Olson und Feduccia die Tatsache, dass nichts an der Anatomie des Archaeopteryx ihn daran hinderte, ein guter Flieger zu sein.44 Diejenigen, die Archaeopteryx Flugunfähigkeit bescheinigten, beriefen sich auf den angeblich fehlenden Kiel (verknöchertes Brustbein) beim Archaeopteryx. Olsön und Feduccia machten jedoch auf die Tatsache aufmerksam, dass Archaeopteryx ein besonders robustes Gabelbein besass. Dieses robuste Gabelbein stellte einen passenden Ansatzpunkt für einen gutausgebildeten Brustmuskel dar, der die nötige Kraft für den Flügelschlag während des Fliegens geliefert haben könnte.

Es wurde behauptet, dass der Schädel des Archaeopteryx eher dem eines Reptils als dem eines Vogels ähnlich war. Kürzlich löste Whetstone jedoch den Schädel des „London"-Exemplars von seiner Kalksteinplatte 45 Untersuchungen ergaben, dass der Schädel wesentlich breiter und vogelähnlicher war als zunächst angenommen.46 Diese Tatsache veranlasste Benton zu der Feststellung: „Details der Schädelkapsel und den damit verbundenen Knochen am Rückenteil des Schädels lassen vermuten, dass Archaeopteryx nicht der Vor-fahre der Vögel ist ..."47 Benton kann nur vermuten, dass Archaeopteryx ein Ableger des frühen Vogelstammes gewesen sein muss.

Evolutionisten vertreten heute drei Ansichten über die Herkunft des Archaeopteryx.48 Einige vermuten eine Verwandtschaft mit Krokodilen, andere mit thecodontischen Reptilien und wieder andere vermuten, er habe sich aus theropoden Dinosauriern entwickelt. lohn Ostrom war in letzter Zeit einer der stärksten Befürworter eines Vorfahren unter den Dinosaurier für Archaeopteryx. Tarsitano und Hecht kritisierten allerdings Ostroms Hypothese, indem sie unter anderem seine Fehlinterpretation der homologen Gliedmassen von Archaeopteryx und den theropoden Dinosauriern beanstandeten.49

Ostrom hielt das Schambein von Archaeopteryx eher für das eines Dinosauriers als für das eines Vogels. Er rekonstruierte das Schambein in abwärtszeigender Richtung, eine Position, die zwischen der der Reptilien und der der Vögel liegt. Walker jedoch hielt Ostroms Rekonstruktion für falsch und rekonstruierte das Schambein in einer mehr rückwärts gerichteten, vogelähnlichen Stellung.50

Auch Martin, Stewart und Whetstone fochten Ostroms Behauptung, Vögel stammten von Dinosauriern ab, an.51 Ihre Analyse konzentriert sich auf die Struktur der Vogelfuss-glieder (Knöchel) und der Vogelzähne. Sie sagen:

„Ostrom ... behauptete, das Skelett des Archaeopteryx sei im wesentlichen identisch mit dem einiger kleiner theropoden Dinosaurier. ... Wir sind der Meinung, dass diese ,coelurosaurischen' Eigenschaften falsch ausgelegt worden sind. Dies gilt zumindest für die Fussgliedregion, wo bei Archaeopteryx ein vogelartiger pretibialer Knochen, ein Wadenbein und Fersenbein zu finden sind. Sein Gebiss bestand aus ungezackten Zähnen mit einer verengten Basis und erweiterten Wurzeln, wie die von anderen mesozoischen Vögeln."

Das Vorhandensein der Krallen an den Flügeln bei Archaeopteryx wird häufig als Beweis für einen Reptilvorfahren angeführt. Es gibt jedoch auch heute noch zumindest drei sehr muntere und lebendige Vögel, die an ihren Flügeln Krallen besitzen, aber keiner käme zu irgendeiner Zeit auf die Idee, einen dieser Vögel als Zwischenstufe zwischen Reptilien und Vögeln zu bezeichnen. Der Hoatzin (Opisthocomus Hoatzin), eine südamerikanischer Vogel, hat als Jungtier zwei Krallen an seinen Flügeln 52 Eine weitere, dem Archaeopteryx zugesprochene Eigenschaft ist eine geringe Flugfähigkeit aufgrund seines erstaunlich kleinen Kiels. Das Junge des afrikanischen Turako-Vogels (Touraco corythaix) hat Krallen und ist als ausgewachsener Vogel ebenfalls ein schlechter Flieger.53 Der Strauss hat an jedem Flügel drei Krallen, die, wenn man so will, eher als reptilartig bezeichnet werden könnten als die des Archaeopteryx.

Ein weiteres angebliches Reptilienmerkmal bei Archaeopteryx waren seine Zähne. Wenn dieses Merkmal von einem ReptiIvorfahren abstammt und sich bezahnte Vögel später zu zahnlosen entwickelten, dann müssten fossile Zwischenstufen zu finden sein, die den schrittweisen Verlust der Zähne belegen. Es wurde jedoch niemals eine solche Übergangsform gefunden. Einige fossile Vogelfunde besassen Zähne, andere nicht. Dass dies wahr sein soll, ist nicht überraschend, da es für alle anderen Wirbeltierklassen auch gilt - für Fische, Amphibien, Reptilien und Säugetiere. Und wenn man bedenkt, dass das Fehlen der Zähne einen „fortgeschritteneren" Zustand beschreiben soll, dann müssten das Schnabeltier und der Ameisenbär, zahnlose Säugetiere, als fortgeschrittener oder höher entwickelt als der Mensch angesehen werden. Bezüglich anderer Eigenschaften können Schnabeltier und Ameisenbär, wie zuvor schon erwähnt, als die primitivsten Säuger bezeichnet werden. Daher beweist der Besitz oder das Fehlen von Zähnen nichts über einen endgültigen Vorfahren.

Wie zuvor schon beschrieben, stellt das Schnabeltier ein seltsames Mosaik aus säuger-, reptil- und vogelähnlichen Eigenschaften dar, ein Lebewesen also, das unmöglich Vor-fahre oder Abkömmling eines anderen Tieres gewesen sein kann. In gewisser Weise stellt auch Archaeopteryx, obwohl er ohne Zweifel ein Vogel war, ein Mosaik dar mit einigen normalerweise als „reptilartig" beschriebenen Eigenschaften. In dieser Hinsicht ist der Kommentar von Stephen Jay Gould von der Harvard University und von Niles Eldredge vom American Museum of Natural History, beide eifrige Gegner der Schöpfungslehre, sehr interessant. Sie stellen fest:

„Auf einer höheren Stufe der evolutionistischen Veränderung zwischen grundlegenden morphologischen Strukturen war die schrittweise Entwicklung immer ein Problem, und doch stellt sie noch immer die ,offizielle` Position der meisten westlichen Evolutionstheoretiker dar. Sanfte Übergänge zwischen Bauplänen sind fast unmöglich zu verwirklichen, selbst in gedachten Experimenten; es gibt sicherlich keinen Beweis für diese Übergänge in der fossilen Überlieferung (seltsamen Mosaike wie Archaeopteryx zählen nicht)."54

In diesem Kommentar sind mehrere wichtige Aspekte enthalten, wobei jeder die Glaubwürdigkeit der Evolutionstheorie empfindlich verletzt. Wir müssen zunächst erklären, dass Baupläne ein deutsches Wort ist (Anm. des Übersetzers: Baupläne ist ein ins Englische übernommener Fachbegriff), das grundlegende morphologische Strukturen oder grundlegend verschiedene Tierarten bezeichnet. Es ist zu beachten, dass Gould und Eldredge feststellen, dass auf dieser taxonomischen Stufe, d.h. auf der Stufe höherer Kategorien wie z.B. Ordnungen, Klassen und Stämme (die unterschiedliche grundlegende morphologische Strukturen besitzen), der Beweis für sanfte Übergänge immer fehlte. Es ist auf dieser Stufe nicht nur unmöglich, eine vollständige Reihe von Zwischenstufen in der fossilen Überlieferung zu finden, es ist auch unmöglich sich das eventuelle Aussehen dieser Zwischenstufen vorzustellen (versuchen Sie z.B., sich einen entstehenden Pteranodon vorzustellen mit einem halben Kiefer und einem halben Flügel!). Schliesslich ist noch zu beachten, dass Gould und Eldredge Archaeopteryx ausdrücklich als Übergangsform ausschliessen, und ihn wie das Schnabeltier als ein seltsames Mosaik bezeichnen, das nicht zählt. So viel zu Archaeopteryx als Übergangsform!

Bezüglich der Stellung von Archaeopteryx ist es sehr interessant zu sehen, was einige Evolutionstheoretiker in der Vergangenheit dazu zu sagen hatten. Lecomte du Nouy stellt fest:

„Leider ist der grösste Teil der Grundtypen im Tierreich vom paläontologischen Standpunkt aus gesehen nicht miteinander verbunden. Trotz der unbestreitbaren Tatsache, dass er mit den zwei Klassen der Reptilien und Vögel verbunden ist (eine Verbindung, die die Anatomie und Physiologie rezenter Tiere belegt), haben wir nicht einmal das Recht, den Ausnahmefall des Archaeopteryx als eine richtige Verbindung zu betrachten. Unter Verbindung verstehen wir die notwendige Übergangsstufe zwischen KIassen wie Reptilien und Vögeln oder auch zwischen kleineren Gruppen. Ein Tier, das Eigenschaften zweier unterschiedlicher Gruppen in sich vereinigt, kann solange nicht als richtige Verbindung angesehen werden bis Zwischenstufen gefunden worden sind und solange der Übergangsmechanismus unbekannt ist."55

Swinton, Evolutionstheoretiker und Vogelexperte, schreibt:

„Der Ursprung der Vögel ist zum grössten Teil eine Angelegenheit der Schlussfolgerung. Es gibt keinen fossilen Beweis von Entwicklungsstufen, über die sich der bemerkenswerte Übergang vom Reptil zum Vogel vollzogen hätte."56

Romer sagte:

„Dieser Vogel des Jura (Archaeopteryx) ist vollkommen isoliert; wir wissen nicht mehr über seinen vermutlichen thecodontischen Vorfahren noch über seine Verbindung zu den späteren ,richtigen` Vögeln als vorher."57

Eine kürzlich gemachte Entdeckung des Paläontologen James Jensen hat der Behauptung, Archaeopteryx sei eine Zwischenform zwischen Reptilien und Vögeln, einen besonders schweren Schlag versetzt. Jensen fand in Gesteinen aus dem oberen Jura - dem Gestein, in dem auch Archaeopteryx gefunden wurde - Versteinerungen, die er für die fossilen Überreste von zweifelsfrei heutigen Vögeln hält.58 Was auch immer man von der Zeittafel oder der geologischen Säule hält, diese Entdeckung, wenn sie schliesslich überprüft worden ist, wird bedeuten, dass Archaeopteryx ein Zeitgenosse der heutigen Vögel war. John Ostrom soll den Umschwung der Ereignisse wie folgt kommentiert haben: „Offensichtlich müssen wir die Vorfahren der fliegenden Vögel jetzt in einer sehr viel früheren Zeit suchen, als der, in der Archaeopteryx lebte. `59 EvoIutionisten haben lange behauptet, dass Zeitgenossen nicht in einem Vorfahren-Abkömmling-Verhältnis stehen können, wenn sie jedoch miteinander verbunden sind, müssen sie sich in der Vergangenheit aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben. Es war also nur der verzweifelte Mangel an Zwischenformen, der die Evolutionstheoretiker solch einen Lärm um Archaeopteryx hat schlagen lassen. Archaeopteryx erscheint abrupt in der fossilen Überlieferung als ein kräftiges Flotier mit Flügeln entsprechend dem Grundmuster, den Proportionen des heutigen Vogelflügels und mit Federn, die mit denen rezenter Vögel vollkommen identisch sind. Er war also ohne Zweifel ein richtiger Vogel ohne eine einzige Struktur einer Zwischenstufe. Du Onus Bemerkung, dass „wir nicht einmal des Recht haben, den Ausnahmefall des Archaeopteryx als eine richtige Verbindung in Erwägung zu ziehen", gilt heute noch eher als damals, als sie vor fast dreissig Jahren veröffentlicht wurde. Archaeopteryx war ein „seltsames Mosaik, das nicht zählt". Reptilien und Vögel sind daher durch eine grosse Kluft voneinander getrennt, ganz so, wie es das Schöpfungsmodell vorhersagt. Wenn wir objektiv die bei-den Ursprungsmodelle, Schöpfung und Evolution im Licht des Testfalles über den Ursprung des Fliegens bewerten, müssen wir zweifelsfrei feststellen, dass die Fakten eher mit dem Schöpfungsmodell als mit dem Evolutionsmodell überein-stimmen. Auf einer Skala von eins bis zehn wäre das Ergebnis 9.99 zugunsten der Schöpfung.

 

Literaturhinweise

41. F.E. Beddard, The Structure and Classifcation of Birds, Longmans, Green and Co., London, 1898, S. 160.
42. W.P. Pycraft, Knowledge and Science News, Sept. 1906, S. 531, cited by W.K. Gregory, N.Y. Acad. Sci. Ann. 27:31 (1916).
43. A. Feduccia and H.B. Tordoff, Science 203:1020 (1979).
44. S.L. Olson and A. Feduccia, Nature 278:247 (1979).
45. K. N. Whetstone, J. Verl. Paleont. 2:439 (1983).
46. P. G. Whybrow, Neues Jb. Geol. Palaont. Mh. 1982:184 (198).
47. J. Benton, Nature 305:99 (1983).
48. J. H. Ostrom, Biol. J. Linn. Soc. 8:91(1976).
49. S. Tarsitano and M. K. Hecht, Zool. J. Linn. Soc. 69:149 (1980).
50. A. D. Walker, Geol. Mag. 117:595 (1980).
51. L. D. Martin, J. D. Stewart and K. N. Whetstone, Auk 97:86 (1980).
52. J. L. Grimmer, Nat. Geo. Mag. Sept. 1962, S. 391.
53. C. G. Sibley and J. E. Ahquist, Auk 90:1(1973).
54. S.J. Gould and N. Eldredge, Paleobiology 3:147 (1977).
55. L. du Nouy, Human Destiny, The New American Library, New York, 1947, S. 58.
56. W. E. Swinton, in Biology and Comparative Physiology of Birds, Vol. 1, A. J. Marshall, Ed., Academic Press, New York, 1960, S. 1.
57. A. S. Romer, Notes and Comments an Vertehrate Paleontology, University of Chicago Press, 1968, S. 144.
58. J. L. Marx, Science 199:284 (1978).
59. ScienceNews 112:198(1977).

Weiter: Dinosaurier - ein schlagkräftiges Zeugnis für Schöpfung

Datum: 20.11.2007
Autor: Duane T. Gish
Quelle: Fossilien: Stumme Zeugen der Vergangenheit

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