Borderline-Syndrom

Wenn Menschen sich selbst Schaden zufügen

Verhaltensweisen, mit denen Menschen sich selbst schädigen, sind am Zunehmen. Eine Fachtagung des Bildungszentrums für christliche Begleitung und Beratung (bcb) in Oberägeri vermittelte Analysen und zeigte Wege auf, wie Betroffenen geholfen werden kann.
Foto: DAK
Monika Riwar
Esther Lustenberger

An der Tagung am 5. Juli, die von bcb zusammen mit der Klinik Sonnenhalde, Riehen, organisiert wurde, nahmen 290 Personen teil. Sonnenhalde-Chefarzt Samuel Pfeifer wies auf häufiges selbstschädigendes Verhalten junger Leute in unserer Gesellschaft hin. Kulturell und modisch bedingte Verhaltensweisen mit Gefahren für die körperliche und psychische Gesundheit sind Tattoos und Piercing.

Kaufrausch, Rasen, Borderline…

Zum scheinbaren Abbau von psychischen Spannungen fliehen andere in den Kaufrausch oder gehen hohe Risiken beim Autofahren ein. Besonders gefährdet sind Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, insbesondere wenn sie unter mangelnder Selbstsicherheit oder Abhängigkeit leiden oder gar masochistisch veranlagt sind.

Pfeifer beschrieb das „Borderline-Syndrom“. Es wird vor allem bei Frauen im Alter von 15-35 Jahren beobachtet. Betroffene fügen sich zum Beispiel selbst Verletzungen zu, deren Schmerzen den innern Schmerz verdrängen sollen. Solche Störungen können dramatische Folgen haben und erfordern fachliche Hilfe.

Abwärtsspirale

Jugendliche mit Entwicklungsdefiziten geraten nach der Erfahrung von Christian Mantel, pädagogischer Leiter der Stiftung „Gott hilft“, oft in eine psychische Abwärtsspirale. Als Ursache dafür sieht er die Erschütterung von Grundwerten wie Annahme, Liebe, Geborgenheit und Halt durch klare Rahmenbedingungen in ihrer Kindheit. Die Arbeit mit solchen Jugendlichen sei anspruchsvoll und bringe selbst professionelle Betreuer an ihre Grenzen.

Betroffene brauchten konstante Bezugspersonen, die ebenso fest in ihrer Grundhaltung wie auch flexibel in konkreten Entscheidungssituationen seien. Gute Fortschritte seien dann möglich, wenn solche Jugendliche den Glauben an Jesus wagten, sodass Christus der Dritte im Bunde werde. Damit sei ein Fundament gegeben, auf dem aufgebaut werden könne.

Die Schuldenfalle

Esther Lustenberger Richmond, Schuldenberaterin bei der Beratungsstelle Triangel in Zug, beschrieb die körperlichen und psychischen Auswirkungen der Schuldenspirale. Eine Krise trete jeweils dann ein, wenn Menschen, welche finanziell bereits unter Druck stünden, von einem unerwarteten Ereignis heimgesucht würden, das zum Zusammenbruch der Zahlungsfähigkeit führe.

Die anschliessenden Sanierungsbemühungen erfordern laut Esther Lustenberger Richmond von Betroffenen hohe Verzichtleistungen. Solche Menschen brauchen neben fachlicher Beratung auch permanente Ermutigung aus ihrem Umfeld.

Risikoversicherung für die Ehe

Für Menschen, die durch ihr Verhalten nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Ehe gefährden, machte der Familientherapeut und Leiter des Work-Life-Instituts Darmstadt, Joachim Lask, einen originellen Vorschlag. Viele „alltagsrelevante“ Faktoren führten zu einer Aushöhlung der gemeinsamen Basis in der Ehe, wobei gerade Paare gefährdet seien, die überzeugt sind: „Eine Scheidung – das kann uns nicht passieren!“.

Ehepaare müssten deshalb präventiv mit sich arbeiten lassen und die Faktoren stärken, die das Scheidungsrisiko vermindern. Lask beschrieb, in Anlehnung an Börsengeschäfte, die Idee eines „Ehe-Hedge“, also einer Risikoschutz-Versicherung, welche Ehepaare motiviere, Massnahmen zur Entwicklung ihrer Ehe umzusetzen, wofür sie dann auch belohnt würden. Ein solches Instrument könnte auch die Grundhaltung fördern, permanent am Gelingen der Ehe zu arbeiten.

Datum: 20.07.2005
Quelle: Livenet.ch

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