Niemand ist ihr ausgeliefert
Hier einige Gegenstrategien:
- Ziehen Sie sich nicht aus dem Bekannten- und Freundeskreis zurück, sondern pflegen Sie ihn bewusst.
- Ärztliche Betreuung und Behandlung kann dazu beitragen, dass Sie so weit wie möglich selbständig und gesund bleiben.
- Neue Ziele werden Sie motivieren. Setzen Sie sich welche, die alle drei Ebenen fördern: den Verstand, das Gefühl und den Körper.
- Durch Altersfürsorge, Hauspflege und Mahlzeitendienste kann oft ein Umzug und ein Wechsel des sozialen Umfelds vermieden werden.
Hilfen im Gespräch
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nimmt der Depressive nur verzerrt wahr. Vor allem für den alten Menschen gilt es, diese drei Bereiche in einem neuen Licht zu sehen. Gezielte Gespräche können ihm dabei helfen.
- Die Vergangenheit muss wieder als Teil des Lebensganzen gesehen werden und nicht nur als verklärte Zeit oder als ein einziges Versagen. Von manchem soll der Betroffene bewusst Abschied nehmen, damit er an anderer Stelle neu anfangen kann; Stichwort «Erinnerungstherapie». Vermeintliche oder echte Schuld darf bereinigt werden.
- Für die Gegenwart helfen eine gut durchdachte Tagesstruktur und Pläne für neue Aktivitäten und Kontakte. Sie führen zu grösserer Selbständigkeit. Dafür sind auch Familie und Angehörige miteinzubeziehen, sei es in Form von mehr Nähe oder auch von klarer Entflechtung.
- Die Gedanken über die Zukunft müssen wieder eine positive Richtung erhalten („kognitive Umstrukturierung“). Viele Fähigkeiten waren vielleicht brach gelegen. Es gilt, sie wiederzuentdecken und zu fördern, allerdings immer mit einem realistischen Blick auf tatsächlich bestehende Grenzen.
Reden Sie miteinander
„Das Alter ist ein neues Land“, ist der vielsagende Titel eines Buches. Dieses Land dürfen Sie entdecken. Besonders bewährt hat sich dabei das Gespräch in kleinen Gruppen. Diskutieren Sie vielleicht mit Ihren Freunden die folgenden Themen:
- Wo liegen realistischerweise Ihre eigenen Möglichkeiten bzw. Grenzen?
- An welchen Punkten müssten Sie Ihre Lebensform und Ihren Lebensstil an neue Gegenheiten anpassen?
- Welche Zukunft liegt jetzt vor Ihnen?
- Wollen Sie Bildungsangebote für Ihre Altersgruppe wahrnehmen und sich neues Wissen erwerben?
- Wie können Schule und Erwerbsleben auf das Alte vorbereiten?
- Auch die Fragen von Endlichkeit und Vergänglichkeit wollen bedacht sein.
Medikamente im Alter
Grundsätzlich können im Alter die gleichen Medikamente angewendet werden wie bei jüngeren Patienten. Allerdings wählt man mit Bedacht solche mit geringen Nebenwirkungen und dosiert sie niedriger. Denn je mehr Medikamente einem älteren Menschen verschrieben werden, desto grösser ist das Risiko, dass sie ihn zusätzlich verwirren.
Literatur:
- Fuchs T., Kurz A. und Lauter H. (1991): Die Zeitperspektive in der Behandlung depressiver älterer Patienten.
- Der Nervenarzt 62, Seiten 313–317.
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Zum Dossier: www.depression.jesus.ch
Datum: 29.11.2004
Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net