Burnout

Besser umgehen mit uns selbst!

Ein Burnout ist die typisch männliche Form einer Erschöpfungsdepression. Davon ist der Chefarzt für Psychiatrie an der SGM Klinik Langenthal, Christian Schäfer, überzeugt. Er rät gestressten Menschen, es nicht so weit kommen zu lassen.
57% der Menschen sind gestresst, weil sie Angst haben, ihre Arbeit zu verlieren.
Christian Schäfer ist Chefarzt für Psychiatrie an der Klinik SGM in Langenthal

Viele kennen die Symptome aus eigener schmerzlicher Erfahrung: konstante Übermüdung und Lustlosigkeit, psychosomatische Beschwerden, emotionale Erschöpfung, reizbar, ständig den Tränen nahe, keine Fähigkeit mehr, Aufgaben zu planen. Davon sind sowohl Berufstätige wie auch Eltern betroffen. An einer interdisziplinären Tagung zum Thema «Herz» der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ärztinnen und Ärzte sprach  Christian Schäfer am 14. Mai 2011 in Oberägeri über Ursachen von Burnout und über Vermeidungsstrategien.

(Nicht nur) Krankheit der Manager

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist beruflicher Stress eine der grössten Gefahren des 21. Jahrhunderts. Tatsächlich fühlen sich gemäss einer Umfrage im Jahr 2000 83% der Berufstätigen gestresst. Gestresst sind besonders die Manager. Der Psychiater Christian Schäfer nannte beeindruckende Zahlen: 40% von ihnen arbeiten 60 Stunden oder mehr pro Woche. 57% haben Angst, ihre Stelle zu verlieren, und 77% trinken täglich Alkohol, um sich entspannen zu können.

Trotz Anstrengung keine Anerkennung

Erschöpfungsdepressionen oder Burnouts entstehen vor allem dann, wenn zur körperlichen Anspannung dauernd auch psychische Spannungen kommen, am Arbeitsplatz mit schwierigen Kollegen, zuhause mit dem Partner oder die Belastung durch ein krankes Kind. Gefahr droht auch, wenn trotz enormer Anstrengungen keine Belohnung dafür winkt: keine Anerkennung und keine Beförderung. Gestresster seien heute auch viele Eltern, so Schäfer. Mütter müssten neben der Kindererziehung erwerbstätig sein und die Väter müssten nebst dem 100%-Arbeitspensum auch gute Väter sein und sich an der Erziehungsarbeit beteiligen.

Warnzeichen

Oft können relativ kleine Vorfälle zum Auslöser für ein Burnout werden. Es können kleine gesundheitliche Probleme sein, die Angst auslösen, zum Beispiel eine Fussverletzung, die mir plötzlich meine Abhängigkeit von andern bewusst macht. Eine Grippe führt zu einer länger dauernden Erschöpfung. Oder ich stelle eine höhere Anfälligkeit für Erkältungen und psychosomatische Beschwerden fest. Auf diese Warnzeichen müsse geachtet werden, sagt Christian Schäfer. 

Burnout trifft oft die besten Mitarbeiter

Das hohe persönliche Engagement im täglichen Umgang mit anderen Menschen zeichnet die guten Mitarbeiter aus. Sie stellen hohe Ansprüche an sich selbst: «Ich will gut sein - Ich will erfolgreich sein - Ich will es den andern zeigen!» Sie sind sensibel für die Anliegen ihrer Kolleginnen und Kollegen und von einem hohen ethischen Verantwortungsgefühl beseelt. Wenn sie sich zudem auch in der Freizeit schlecht abgrenzen können und am Arbeitsplatz stark gefordert sind, stehen sie in Gefahr in ein Burnout zu fallen.

Tipps für Burnoutgefährdete im Beruf

Der Langenthaler Chefarzt für Psychiatrie vermittelte deshalb für Stressgeplagte am Arbeitsplatz die folgenden Tipps:

  • Die eigenen Kräfte gezielt einsetzen; jeder Mensch hat nur begrenzte Energie.
  • Verschnaufpausen in den Alltag einbauen.
  • Wenn es zu hektisch wird: Halten Sie inne und fragen Sie sich: «Was kann passieren, wenn ich die Arbeit aufschiebe? Sind die Folgen wirklich so schlimm?»
  • Lernen Sie NEIN zu sagen!
  • Nehmen Sie sich Zeit für Hobbys und für Entspannung.
  • Erkennen Sie, dass Sie auch wertvoll sind, wenn Sie an Ihre Grenzen geraten sind.

Die 70/30 Formel anwenden

Schäfer rät, die 70/30 Formel anzuwenden. Wenn ich selbst an einem Produkt beteiligt bin – und wenn ich nur mein neuestes Ikea-Möbelstück selbst zusammengesetzt habe, steigt meine persönliche Befriedigung. Ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe. Laut Studien ist unser Zufriedenheitsgrad am höchsten, wenn wir 30% an einem Produkt selbst geleistet haben. Das gilt auch für die Zubereitung von Mahlzeiten. Schäfer rät ausserdem, die unangenehmen Dinge zuerst anzupacken und sie auch fertig zu stellen. Wer sie immer vor sich herschiebt, bleibt davon belastet und entsprechend in einer Spannung.

Webseite:
Die SGM Klinik Langenthal

Datum: 17.05.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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