Christen und die Gesellschaft

Die Kluft überwinden

Christliche Gemeinden sind in westlichen Ländern nicht nur in der Minderheit, sie haben zudem kaum Bedeutung für die Gesellschaft. Darauf wies der Gemeindegründer und Buchautor Alan Hirsch (Los Angeles) auf der «Novavox»-Konferenz vom 22. – 24. November in Mainz hin.
Kluft springen
Alan Hirsch

Hirsch ist Gründer des Gemeindennetzwerkes «Forge Mission Training Network». Er beklagte die grosse kulturelle Distanz zwischen Christen und der Gesellschaft in der sie leben. Das liege auch daran, dass Menschen, die anfangen mit Jesus zu leben, in kürzester Zeit ihre gesamte Freizeit innerhalb der Gemeinde oder mit christlichen Freunden verbringen.

Offen für Gott und Spiritualität

Menschen der heutigen Zeit, sagte Hirsch, hätten sehr wohl Interesse an Gott und an Spiritualität, doch viele reagierten ablehnend gegenüber den Kirchen und ihren Angeboten.

Die Ursache dafür liege auch darin, dass Gemeinden sich nicht auf Nichtchristen einstellten, stattdessen stehe die Welt kopf, erklärte Hirsch. «Wir verlangen von den Leuten, dass sie die kulturellen Barrieren überwinden, um Jesus zu finden und in unsere Gemeinden zu kommen. Dabei sollten wir als Missionare die kulturellen Barrieren überwinden. Wir sollten die Kirche zu den Menschen bringen und nicht von Menschen erwarten, dass sie zu uns kommen.»

«Neue Stimme»

«Hallo ich bin Till», sagt der Mann am E-Piano auf der Bühne. Er lädt alle im Raum ein, aufzustehen und das alte Lied «Ich lieb dich Herr» zu singen. Der Pianist und Sänger stellt zwei weitere Musiker vor und sagte, dass Jesus auch im Raum sei.

So schlicht begann die 4. «Novavox»-Konferenz in den Räumen der Mainzer «enChristo»-Gemeinde. Keine grossen Förmlichkeiten und Ankündigungen kommen von der Bühne. «Novavox» (lateinisch für «neue Stimme») ist der Name des Netzwerkes für missionale Gemeindeinnovation. Vor allem jüngere Menschen zwischen 25 und 40 sind nach Mainz gekommen; die in Gemeinden oder bei Gemeindegründungen mitarbeiten.

Vom Veranstalterkreis betete Stefan Linggott (Heidelberg) zu Konferenzbeginn: «Jesus, Du hast ein Anliegen mit Deiner Kirche und Deinem Reich in Deutschland und darüber hinaus. Darin involvierst Du uns, obwohl wir an vielen Stellen versagen.»

Christliche Kultur verhindert Aussenwirkung

Alan Hirsch machte deutlich, dass sich die Praxis der Evangelisation in vielen Gemeinden grundlegend ändern müsse: «Früher ging man nach draussen und holte die Leute in die Kirchen. Das war in früheren Zeiten möglich, weil die Kirche eine entscheidende kulturelle Kraft war. Doch das ist in vielen westlichen Ländern nicht mehr so.»

Gemeinden, so Hirsch, «extrahierten» Menschen aus ihren Lebenszusammenhängen, bis sie derart christlich angepasst seien, dass sie Nichtchristen fremd und unzugänglich erschienen. «Wenn wir also neuen Leuten unsere Kirchenkultur beibringen, dann verhindern wir sehr effektiv, dass das Evangelium Kreise ziehen kann und Menschen erreicht. So ersticken wir schon im Kein unsere Fähigkeit, das Evangelium auszubreiten.»

Nicht länger abgrenzen

Was daraus folgert, beschreibt Hirsch so: «Die erste Frage ist: Hörst du der Kultur zu? Wenn wir verstehen wollen, was die Menschen brauchen, müssen wir ihre Ängste verstehen, ihre Lebenswelt und wie sie leben.» Paulus habe als Missionar und Lehrer vorgemacht, wie man sich auf die verschiedensten Kulturen einstellen und so Menschen zum Glauben führen könne.

«Schaut Euch um, wo die Menschen abhängen: Und dann, wenn ihr bei ihnen seid, bekommt heraus, wer in einer Gruppen die ‚Person des Friedens’ ist.» Denn sie sei eine Schlüsselperson für ein Miteinander. «Und dann führt man die Kirche vorsichtig an diese Gruppe heran und verwebt sie mit der anderen, bisher fremden, Kultur.»

Es gehe zunächst um die Überwindung kultureller Grenzen und erst dann um die Kirche, die aus der Mission entsteht. In den meisten Fällen sei die Reihenfolge sonst umgekehrt: Erst die Kirche und dann die Frage, wie man die Botschaft von Jesus weitergeben könne. 

Zum Programm der vierten Deutschlandkonferenz gehörten Vorträge, Erfahrungsaustausch, Diskussionen und die Präsentation von missionarischen Modellen.

Datum: 27.11.2012
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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