Auswanderungswelle

Erste evangelisch-koptische Flüchtlingsgemeinden in Europa

Der regelrechte Exodus vieler ägyptischer Christen wegen der Gewalttaten von Islamisten ist mit den politischen Umbrüchen in Kairo während der letzten drei Jahre regelrecht explodiert. Erste Gemeinden gibt es nebst London auch in Langen (D) und in Bern.
Ägyptische Kopten trauern um erschossene Angehörige.

Obwohl sich die Lage in Kairo nun langsam festigt, hält die Emigration von Kopten nach Europa und Übersee an. Sie hoffen zwar auf die neue demokratische Ordnung, trauen ihr aber noch nicht ganz.

Wenn in Europa von koptischen Christen die Rede ist, denken viele fast ausschließlich an die rund zwölf Millionen Orthodoxen. Dann und wann kommen Informationen aus der koptisch-katholischen Kirche, einer kleinen Gemeinschaft von knapp 200’000 Menschen. Sie haben sich im 18. Jahrhundert Rom angeschlossen. Das Papsttum bedeutete für sie seitdem einen gewissen Schutz. Bei der Christenhetze der Muslimbrüder nach ihrer Entmachtung im letzten Sommer blieben aber auch katholische Kirchen, Gemeindezentren und Schulen nicht verschont. Am schlimmsten war es im ländlichen Oberägypten.

Noch schlimmer erging es aber den evangelischen Kopten: Ihr Anteil an den Verwüstungen lag – verglichen mit ihrer geringen Zahl – sogar noch höher als bei den Orthodoxen. Was weitgehend damit zusammenhängt, dass die meisten der eher spärlichen muslimischen Konversionen zum Christentum auf evangelikale Verkündigung zurückgehen. Das war ein doppeltes Anliegen seit Gründung des evangelischen Seminars in Kairo vor über 150 Jahren (1863): den orientalischen Christen die Reformation und Muslimen Jesus zu bringen. Heute sind in der koptisch-evangelischen Nil-Synode 300 Gemeinden mit 300’000 Mitgliedern zusammengefasst.

Doch auch von ihnen suchen immer mehr ihr Heil in der Flucht. Hauptziele sind die USA und London. Dorthin bestanden von Anfang an besonders enge Beziehungen. Aber auch in Mitteleuropa suchen im grossen Strom der orthodoxen Kopten mehr und mehr evangelische Christinnen und Christen Zuflucht.

In Deutschland hat sich im hessischen Langen zwischen Frankfurt und Darmstadt eine erste Gemeinde der «Koptisch-Evangelischen Kirche Reformierter Tradition» gebildet. Auch Bern verfügt neuerdings neben der «französischen» über eine «arabische» Kirche. In ihr versammeln sich ausser evangelischen auch koptisch- und syrisch-orthodoxe Christen.

Im Anschluss an Gottesdienste und Bibelstudien bietet die Gemeinde daher auch Gratis-Deutschunterricht an, dazu praktische Alltagshilfe und Beistand beim Verfassen von Behördenbriefen, Schreiben an Versicherungen oder Hausverwaltungen. Die Berner «Arabische Kirche» steht in solidarischem Kontakt mit der Heimat und ist Mitglied der Nil-Synode geworden.

Datum: 03.02.2014
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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