Kambodscha

LaPel vor dem Mörder: «Ich liebe dich und vergebe dir»

Er verlor Eltern und zwei Geschwister durch die Hand der Roten Khmer. Jahre später führte Christopher LaPel, der selbst im Arbeitslager dienen musste, einen gebrochenen Mann zu Gott. Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, wer vor ihm stand: Kein Geringerer als Kriegsverbrecher Kaing Guek Eav. Doch das war erst der Anfang der Geschichte.
Christopher LaPel ist Gründer der Organisation «Hope for Cambodia»
«Hope for Cambodia»
Christopher LaPel tauft eine Frau

«Ich bin in einer buddhistischen Familie aufgewachsen», erinnert sich Christopher LaPel, Gründer der Organisation «Hope for Cambodia». Sein Vater arbeitete im Palast von König Sihanouk. Oft hatte sich Christopher in seinen jungen Jahren im edlen Prunkstück aufgehalten. Einmal sah er einen Graveur bei der Arbeit. Diesen bat er, ihm ein Kreuz anzufertigen. Auf Abbildungen hatte er schon Kreuze gesehen und von da an trug er dieses unter der Kleidung.

Gerade war Christopher in seinen späten Teenagerjahren, als die Rote Khmer unter der Führung von Pol Pot die Macht an sich riss. Er wurde Zeuge, wie Menschen aus ihren Dörfern und Städten getrieben wurden. Nach langen Märschen erreichten sie unmenschliche Arbeitslager. Die Khmer zerstörte Tempel und Büchereien. Westliche Einflüsse wurden vernichtet. Selbst die 2,3-Millionen-Stadt Phnom Penh wurde innerhalb von drei Tagen geleert.

«Keiner kehrte zurück»

In den folgenden drei Jahren starben viele an Hunger, Hinrichtung oder Überarbeitung – auch Christophers Eltern sowie sein Bruder und seine Schwester. «Mein Vater war gezwungen zu arbeiten, bis er starb.» Mutter und Schwester mussten bis zu 16 Stunden hart zupacken, bis auch sie den Tod fanden. Sein Bruder wurde exekutiert. Auch Christopher musste 16-Stunden-Schichten schieben.

Sein Körper wurde schwächer und schwächer durch die Arbeitsbelastung und schlechte Ernährung. Drei Tage konnte er nicht arbeiten. «Dafür wurde man normalerweise getötet.» Nachts wurde er auf das Hauptquartier der Roten Khmer zitiert. «Keiner von denen, die in der Nacht dorthin gerufen wurden, kamen je zurück.» Er musste niederknien. «Bist du wirklich krank?», brüllte ihn ein Offizier an. Christopher konnte sich wegen des Fiebers kaum aufrecht halten. «Er schaut wirklich krank aus, warum lassen wir ihn nicht ruhen?», fragte ein anderer Offizier.

Die Bedeutung des Kreuzes

Christopher traute seinen Ohren kaum. Er wurde sogar ins Spital gebracht. Er verstand die Bedeutung des Kreuzes, das er noch immer bei sich hatte, nicht. Doch er spürte, dass es ihm Gnade brachte. Bald hatte er sich erholt und arbeitete wieder, bis wenig später Vietnam in Kambodscha einmarschierte. Eines Nachts waren die Wächter der Roten Khmer verschwunden. «Wir rannten um unser Leben.» Sie erreichten die 35 Kilometer entfernte Grenze zu Thailand. In einem UNO-Flüchtlingslager angekommen, realisierte er, dass er sein Kreuz im Chaos der Flucht verloren hatte.

In einem Center arbeitete auch eine Missionarin aus England. «Sie erklärte mir, dass Jesus Christus für mich am Kreuz für meine Sünden gestorben ist.» Erstmals verstand Christopher die Bedeutung des Kreuzes. «Es war die Antwort, auf die ich lange gewartet hatte.» Er wollte ebenfalls eine persönliche Beziehung zu Christus.

Kriegsverbrecher kommt in Kirche

1980 wanderte er in die USA aus, wo er sich theologisch weiterbildete. Zwölf Jahre später kehrte er erstmals nach Kambodscha zurück. Hier stellte er fest, dass vier seiner Geschwister noch lebten. In den Staaten wirkte er für eine amerikanisch-kambodschanische Gemeinde. Mit dieser begann er nun in seiner Heimat christliche Gemeinden zu gründen. «Wir begannen mit einer Gemeinde, die Bewegung wuchs rasch auf fünf und heute sind es 150 Gemeinden.»

Wo einst der Tod regierte, hat neues Leben begonnen. Zu einem Seminar, das Christopher LaPel durchführte, erschien 1995 auch Kiang Guek Eav. Einst war er für die Rote Khmer Leiter des berüchtigten Gefängnisses «S-21». Von mindestens 14'000 Insassen sollen nur knapp zehn überlebt haben.
Der Mann fiel Christopher sofort auf, auch wenn Eav seine wahre Identität verbarg. «Er hatte erst vor kurzem seine Frau verloren, er war depressiv und ohne Hoffnung.»

«Meine Sünde ist so tief»

«Meine Sünde ist so tief», sagte Kaing Guek Eav. Christopher erklärte ihm, dass die Erlösung und Vergebung durch Christus für jeden Menschen gilt. Mit Tränen der Reue brachte Eav seine Schuld zu Jesus ans Kreuz. «Am nächsten Tag taufte ich ihn und sein Leben änderte sich komplett.»

Wenig später zog Eav in sein Dorf zurück und gründete eine Hausgemeinde, die bald auf 14 Familien wuchs. Er wurde Laienpastor.

Rund vier Jahre später schrieb Eav einen Brief an Christopher. Er bat um Gebet und hielt fest, dass er seine Verbrechen öffentlich machen und sich vor der Regierung verantworten wolle. Erst jetzt erkannte Christopher, dass es sich um eine der Schlüsselpersonen der Roten Khmer gehandelt hatte.

Vergebung

Eav wurde zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit zur Berufung verurteilt. Beim Prozess bat er die Öffentlichkeit um Vergebung: «Ich weiss, dass ihr mir nicht vergeben könnt, aber ich bitte darum, mir die Hoffnung zu lassen, dass Vergebung möglich sein könnte.» Auch Christopher sagte im Fall aus. Er sprach über die Gnade Gottes und den Wandel im Leben von Eav. Er bat nicht um mildernde Umstände, sondern sprach über die bemerkenswerte Veränderung.

Zum ersten Mal sahen sich die beiden Männer wieder. Christopher, der Eltern und zwei Geschwister durch die Hand der Roten Khmer verloren hatte, sagte zu Eav: «Ich liebe dich und vergebe dir.»

Jedes Mal wenn Christopher LaPel in Kambodscha weilt, besucht er Eav im Gefängnis. «Wir beten zusammen und nehmen das Abendmahl. Wir sind alles schuldige Sünder. Jesus Christus ist die einzige Hoffnung für die Menschen in Kambodscha. Er ist der einzige, der einen Killer in eine gläubige Person verwandeln kann.»

Datum: 02.09.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch / God Reports

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