Kommentar von Philipp Hadorn

Brot teilen oder Wellness für jeden einzelnen?

Sparprogramme haben bei Bund, Kantonen und Gemeinden Hochkonjunktur. Es scheint nicht im Trend zu liegen, in den kollektiven Topf des Staates einzuzahlen. Gleichzeitig erfüllen sich gutverdienende Schweizer «nice to have»-Wünsche. Wo führt dies hin? Ein Kommentar von SP-Nationalrat Philipp Hadorn.
Philipp Hadorn

Alle paar Jahre fordern Vorstösse, die Leistungen der öffentlichen Hand zu redimensionieren, Hilfen an Bedürftige zu reduzieren, Zugezogenen und Schutzsuchenden die erforderliche Unterstützung zu verweigern, das Engagement in Entwicklungsländern abzubauen, die Not im Strafvollzug nicht zu beheben und gleichzeitig Steuern oder Abgaben zu senken.

Gutverdienende lassen es sich gut gehen

Während gutverdienende Schweizer sich gerne eine grosszügige Wohnung leisten, sich exklusive Ferienerlebnisse gönnen, ihr Sparguthaben wachsen lassen und sich in der Freizeit zahlreiche «nice to have»-Wünsche erfüllen, scheint das Einzahlen in den kollektiven Topf des Staates nicht im Trend zu liegen. Offensichtlich erzieht der Zeitgeist den Menschen zur Optimierung des eigenen Einkommens, Firmen fördern mit Boni- und Prämienprogrammen den persönlichen Eigennutz und der angestrebte Leistungsanstieg endet in der Neidkultur.

Materieller Ausgleich tut allen Beteiligten gut

Die Bibel lehrt uns etwas anderes. Christen haben gelernt zu teilen, die Sorgen, Ängste und Bedürfnisse der Mitmenschen ernst zu nehmen und für den materiellen Ausgleich in der Gemeinde zu sorgen. Schon in den ersten Gemeinden mussten hierzu Spezialisten – Diakone – eingesetzt werden, damit wenigstens hier die soziale Gerechtigkeit die geistliche Gemeinschaft ergänzte und so die Kraft des Evangeliums gegen innen und aussen sichtbar machte. Das tat allen Beteiligten gut.

Antoine de Saint-Exupéry hält ganz schlicht fest: «Der Geschmack des geteilten Brotes hat nicht seinesgleichen.» Diese Erkenntnis könnte durchwegs auch im heutigen «SPA- und Wellness»-Trend unserer Wohlstandsgesellschaft Einzug finden. Das würde die Lebensqualität aller verbessern und eine ganzheitliche Heilung bewirken, die sogar das irdische Leben überdauert.

Zum Autor

Philipp Hadorn, 47 j., ist SP-Nationalrat, Zentralsekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV und lebt mit seiner Frau und den drei Jungs in Gerlafingen SO, wo er sich in der evangelisch-methodistischen Kirche engagiert.
mail@philipp-hadorn.ch, www.philipp-hadorn.ch

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Datum: 29.09.2014
Autor: Philipp Hadorn
Quelle: Magazin INSIST

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