Wenn Menschen Leid erleben

Gut zu leben ist kein Schutz

Manche halten den Glauben für eine Art Abmachung: Der Mensch betet, hält die Gebote und geht in die Gemeinde. Dafür beschützt und segnet ihn Gott. Doch so einfach ist es natürlich nicht...
Frau einsam am Strand.

Einen solchen Deal mögen viele für zu simpel halten. Denn dann würde sich Gott durch gute Taten beeindrucken und wohlwollend stimmen lassen.

«Wieso geschieht mir das?»

Auf den erneuten Prüfstand kommt diese Vorstellung aber dann, wenn ein solcher Mensch heftige Schwierigkeiten erlebt; sei es Krankheit, Arbeitslosigkeit, das Ende einer Beziehung oder irgendeine andere Krise, die einen Menschen existentiell trifft und für ihn richtiges Leid bedeutet. Da stellt sich dann die Frage oft noch einmal ganz neu. Menschen, die Leid erleben und vielleicht sogar schon lange Christen sind, fragen nicht selten anklagend und bitter: «Was soll das jetzt? Wieso geschieht mir das, obwohl ich Gott treu bin?» Oder: «Wie kann Gott das zulassen?»

Gut möglich, dass es Nichtchristen besser geht

Wie also kann das sein? Ein Mensch, der Gott treu ist, aber dennoch heftiges Leid erlebt, vielleicht sogar weit Grösseres als die Menschen um ihn herum, die mit Gott und seinen Geboten gar nichts am Hut haben. In einer Liedersammlung der Bibel, den sogenannten Psalmen, ist davon oft die Rede. Menschen, die Gott treu sind, erleben Leid und sehen, dass es anderen ungerechten und gottlosen Menschen viel besser geht, dass sie reicher oder mächtiger sind oder mehr Ansehen geniessen.

Diener, die ihre Pflicht tun

Jesus greift die Frage danach, auf was Menschen Anspruch haben, wenn sie ihm treu sind, in einer bildhaften Geschichte auf. Er erzählt von einem Diener, der nach getaner Arbeit seine Belohnung und seine Ruhe haben will und der die Anerkennung seines Chefs erwartet. Über diesen Diener, der für die Christen steht, sagt Jesus: «Wenn ihr also alles getan habt, was euch aufgetragen war, dann sollt auch ihr sagen: 'Wir sind Diener, weiter nichts; wir haben nur unsere Pflicht getan.'« (Lukasevangelium, Kapitel 17, Vers 10)

Das ist nun eine ganz andere Sicht der Dinge. Da ist die Treue zu Gott kein Verdienst, sondern eine pure Selbstverständlichkeit, also schlicht und einfach die Normalität. Da ist es also nicht so, dass wenn jemand arbeitet, er sich etwas bei Gott erarbeitet; etwa eine bessere Position oder eine besondere Gunst.

«Eine riesige Befreiung«

Damit macht Jesus etwas deutlich, was einem zunächst vielleicht recht schroff und auch lieblos vorkommt: «Wenn Du das tust, was mein Wille ist, dann erwirbst Du Dir keine Verdienste bei mir. Du tust einfach nur das, wozu Du bestimmt bist.» Das mag ernüchternd klingen, vor allem dann, wenn man heftige Schwierigkeiten oder Leid erlebt. Aber seien Sie versichert: In dieser Haltung liegt auch eine riesige Befreiung, selbst dann, wenn der Weg, der gerade schwer ist, Mühe macht und weh tut. Es ist eine Befreiung, die neue Kraft gibt.

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Datum: 25.04.2016
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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