Christliche Polizeivereinigung

«Wer die Uniform anzieht, muss den Glauben nicht ablegen»

Staatsdienst und Glaube an Gott – wie geht das zusammen? Polizisten, die sich in Christlichen Polizeivereinigungen zusammengeschlossen haben, gaben an der Internationalen Bodenseekonferenz Auskunft.
Felix Ceccato
CPV-Bodenseekonferenz
CPV-Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Bodenseekonferenz.

Eine Polizeibeamtin, die zu einem schweren Verkehrsunfall gerufen wird, nimmt von den Sanitätern einen kleinen Jungen aus dem Unfallauto entgegen. Während die Feuerwehrleute die beiden Eltern aus dem Auto zu befreien versuchen, wobei das Schlimmste zu befürchten ist, beruhigt die Polizistin das Kind. Sie setzt sich mit ihm in ein Einsatzfahrzeug und beginnt, intensiv für die Eltern des Kindes zu beten. Zum Glück – oder: Gott sei Dank – können die Eltern unverletzt geborgen werden und den Sohn wieder in ihre Arme schliessen.

War es reines Glück? Oder hat Gott eingegriffen und den Jungen nicht zum Waisenkind werden lassen? Wie auch immer man die Frage beantwortet, Religion und Glaube sind Hilfen, um das zu deuten, was den Menschen im Leben begegnet. Nicht nur, aber auch in Krisen und Katastrophensituationen.

Christsein - nicht nur am Sonntag

Polizisten, denen ihr Glaube wichtig ist, gaben Mitte September bei einer Pressekonferenz anlässlich des Treffens der CPVs in Bregenz Auskunft. Felix Ceccato, Präsident der CPV Schweiz, stellte fest: «Wer die Uniform anzieht, muss den Glauben deswegen nicht ablegen.» Für Ceccato hat ein christlicher Polizist mehrere Hüte auf. Es ist klar, dass er im Dienst die geltenden Gesetze zu vollziehen hat. Gleichzeitig stelle sich immer die Frage, wie er das tut. Angesprochen auf den Umgang der Polizei mit Bettlern, sagte Ceccato, der Polizist habe die Möglichkeit, den Bettler klar aber deutlich darauf hinzuweisen, dass hier das Betteln verboten sei, es aber anderswo – z.B. vor der Kirche, wo er vielleicht noch eine Suppe bekommt – erlaubt sei. Und als Mensch dürfe auch ein Polizist – selbst in Uniform – einem Bettler Geld geben.

Ceccato wehrte sich gegen das – auch durch die Medien geprägte – Bild von den Polizisten als Prügelknaben oder korrupten Beamten. Die Polizisten hätten in Konflikten oft die Rolle der Friedensstifter. Die Polizei habe aber auch das auszuführen, was andere «verbrochen» hätten. Gemeint ist der Gesetzgeber, also die Politik. Aus ihr wie generell aus dem öffentlichen Raum werde Gott zunehmend hinausgedrängt, bedauerte Ceccato. Nicht ohne Stolz verwies er auf die Schweizer Verfassung, nach der sich der Wähler vor einer Abstimmung fragen müsse, ob das, was er abstimmt, dem Willen Gottes entspreche oder nicht.

Unterscheidungen

Wem soll ein Polizist aber gehorchen, wenn Dienstauftrag und persönliche Überzeugungen in Konflikt geraten? Herbert Rosinger, Kommandant des Polizeibezirks Bregenz, erinnerte sich an den Dezember 1984 zurück: Er war als Polizist bei der Besetzung der Hainburger Au dabei (Es handelt sich dabei um eine mehrwöchige Demonstration gegen die drohende Zerstörung eines Teils der Donauauen durch ein dort geplantes Wasserkraftwerk, Anm. d. Red.) und erlebte auch den umstrittenen Polizeieinsatz mit. Als er daheim seinen Pfarrer dazu befragte, antwortete dieser mit dem bekannten Vers aus Matthäus 22: «Gib dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.» Für Rosinger war dieses Jesuswort eine bleibende Hilfe, um im Konfliktfall die Arbeit als Staatsdiener und das Christ-Sein voneinander zu trennen, ein Gläubiger aber dennoch gleichzeitig Polizist und von christlichen Werten überzeugt sein kann. Seit er Bezirkskommandant ist, habe er noch niemals erlebt, dass ein Kollege aus Glaubensgründen seinen Dienst verweigert habe.

Dass Glaube und christliche Werte Auswirkung auf den Berufsalltag haben, davon ist auch Manfred Maag von der CPV Deutschland überzeugt. Er erzählte in Bregenz von einem befreundeten Hauptkommissar bei der Kripo, der in seiner Arbeit auch mit fürchterlichen Morden zu tun habe. Dennoch bemühe sich dieser Beamte, im Mörder stets einen Menschen mit einer bleibenden Würde zu sehen. Was Maag berichtete, entspricht der klassischen theologischen Unterscheidung zwischen dem Sünder und der Sünde, zwischen dem Menschen und der Tat.

Wenn man nun mit dieser Einstellung in ein Verhör gehe, so Maag, konnte dieser Polizist immer wieder erleben, wie brutale Mörder zusammenbrächen und dahinter schauerliche und teils tragische Biographien zum Vorschein kämen. Diesen Punkt bekräftigte auch Ceccato. Was am Polizeiberuf besonders interessant sei, ist, dass man in vielen Bereichen tief hinter die Kulissen blicken könne.

In der Schweiz wurde die CPV 1982 gegründet und umfasst dort einen Kreis von rund 800 Mitgliedern und Freunden. Ebenfalls Anfang der 1980er-Jahre wurde die CPV in Deutschland gegründet. Die auch dort überkonfessionelle Vereinigung  hält durch regionale Gruppen Kontakt  zu rund 4'100 Polizisten. Die CPV Österreich wurde 2003 gegründet und ist inzwischen auf 180 Interessenten gewachsen. 25 Mitglieder bringen sich aktiv in die CPV ein.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung durch das Vorarlberger KirchenBlatt, Ausgabe Nr. 38 /2017, www.kirchenblatt.at

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Datum: 23.10.2017
Autor: Dietmar Steinmair
Quelle: Vorarlberger KirchenBlatt

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