Nun tönt es in Europa

«Juden zurück ins Gas!»

Der Weg von der Kritik an Israel zu offenem Antisemitismus ist kurz geworden. Mehrere Sicherheitskräfte mussten in Paris hospitalisiert werden. Mit letzter Kraft konnten sie verhindern, dass ein Mob in eine Synagoge mit 200 betenden Juden eindrang. Auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich münden Pro-Palästina-Demos in blanken Hass gegen Juden.
Bei einer Anti-Israel-Demo in Zürich

«Als Jude in Deutschland lebt man mittlerweile wieder gefährlich. Das glauben Sie nicht? Dann besuchen Sie doch die nächste Pro-Gaza-Demonstration. Folgen Sie einfach den 'Juden ins Gas'-Rufen», berichtet ein Kommentator in der Zeitung «Die Welt». Dies sei in Gelsenkirchen geschehen, die Polizei habe nur zugeschaut. Oder in Berlin marschierte vor einer Synagoge ein Mob auf und skandierte: «Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein!» Laut der «Welt» liessen die Ordnungshüter die Sprechchöre ohne mit der Wimper zu zucken gewähren. Dieses Spalierstehen rückte die Beamten ins Zentrum der Kritik.

Es sind keine Einzelfälle in Deutschland, im Gegenteil. Wo eine Demonstration gegen Israel und für die Hamas ist, sind horrende Wortentgleisungen gegen in Deutschland lebende Juden selten weit.

Merkel: «Angriff auf Toleranz»

Laut der «Tagesschau» der «ARD» liess sich Angela Merkel zitieren, die Übergriffe seien ein «Angriff auf Freiheit und Toleranz. Dies können und wollen wir nicht hinnehmen.»

Auch Bundespräsident Joachim Gauck stellte sich auf die Seite der angegriffenen Juden: «Wir hier in Deutschland freuen uns darüber, dass in diesem Land Nachkommen der Menschen wohnen, die andere Deutsche vom Erdboden vertilgen wollten. Für uns ist das eine Freude, dass es jüdische Gemeinden gibt. Diese Menschen sollen hier in Sicherheit leben. Und sie leben in Sicherheit.»

«Ausrotten» und «Vergasen»

Die verbalen Attacken sind auch in der Schweiz zu registrieren. Von einer neuen Dimension des Antisemitismus spricht die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens «SRF». Zu den Tiraden gehören – und es ist wichtig hinzusehen und nicht wezuschauen – «Wir müssen die Juden ausrotten», «Vergast diese Hunde».

«Demonstrieren ist das eine, Hetzparolen verbreiten das andere. Sowohl in Zürich am vergangenen Freitag als auch in Lausanne am Dienstag wurden mit antisemitischen Parolen Grenzen überschritten», berichtet die Nachrichten-Sendung. In der Schweiz scheinen Angriffe auf Leib und Leben noch ausgeblieben zu sein, nicht aber im benachbarten Ausland. So wurde in Berlin ein israelisches Paar bedroht, weil der Mann eine Kippa trug (Quelle: Rheinische Post), in Frankfurt wurde ein Polizeibus geentert und wüste Hetzparolen über das Megaphon verbreitet (Quelle: Die Welt), in Österreich musste ein Testspiel zwischen Maccabi Haifa gegen OSC Lille in Bischofshofen abgebrochen werden. Denn kurz vor Schluss jagten Zuschauer mit Palästinenser-Flaggen auf den Rasen und griffen zwei israelische Sportler an (Quelle: SRF). Und in Paris marschierte ein Mob vor einer Synagoge auf, in der 200 Menschen beteten. Laut der «Welt» konnten Sicherheitskräfte die wütende Menge nur mit Mühe davon abhalten, in die Synagoge einzudringen.

«Meine Kinder sollen nicht da aufwachsen»

Neu ist der Antisemitismus in Europa nicht. Viele Juden fühlen sich nicht erst seit den jüngsten Ausfällen zusehends unsicher. Noch nie wanderten so viele französische Juden nach Israel aus, berichtete die «Frankfurter Allgemeine» bereits im Januar. Allein im vergangenen Jahr entschieden sich mehr als 3'200 Juden zum Auswandern, ein Zuwachs von mehr als 60 Prozent. Die «FAZ» zitierte einen Auswanderer, der sagte, in Frankreich habe er genug von dem lautstarken Bedauern darüber gehabt, «dass die Nazis nicht alle Juden vergasten.» Genug davon, dass muslimische Einwanderer seine jüdischen Freunde auf der Strasse angriffen. Sowie Neonazis, die nicht vergessen werden dürften. Seine Frau fügte an: «Ich wollte nicht, dass meine Kinder dort aufwachsen.»

Datum: 24.07.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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