Verlautbarung der Landeskirchen

Die Würde des Menschen ist eine Gabe Gottes

In einer gemeinsamen Verlautbarung zum internationalen Menschenrechtstag am 10. Dezember 2016 erinnern die Schweizer Landeskirchen daran, dass über die Menschenwürde nicht verfügt werden kann. Die Würde des Menschen sei keine Frage von Selbstbestimmung, sondern «geht dieser stets voraus», so der Text.
Alte Frau wird von Krankenschwester liebevoll gepflegt.

Kritisch erwähnt werden gesellschaftliche Entwicklungen wie PID und Sterbehilfe.

Kein Mensch könne seine Würde selbst garantieren. Darum müsse der Würdeschutz immer «der und dem Anderen» gelten. Das bleibe auch in der heutigen Zeit eine Herausforderung. Ein Teil der Menschheit entscheide selbstverständlich über das Leben eines anderen Teils. Besorgt zeigen sich die römisch-katholische, christkatholische und die reformierten Kirchen über Entwicklungen in der Flüchtlingskrise, Globalisierung, Klimawandel oder in «schwierigen Situationen am Beginn und Ende des Lebens».

Müssen sich die Hochbetagten bald rechtfertigen?

«Erst im globalen Kontext zeigt sich die prekäre Voraussetzung unserer Lebensweisen, bei der allein der Geburtsort, die Herkunft und das soziale Milieu darüber entscheiden, ob jemandem ein Leben auf der Sonnen- oder Schattenseite bevorsteht», geben die Kirchen zu bedenken. Auch das Thema Abtreibung und PID wird angesprochen. Menschen in von Terror, Gewalt und Korruption verwüsteten Regionen litten ebenso unter Ungerechtigkeit, wie, in «anderer Weise Embryonen und Föten bei uns, denen die fortpflanzungsmedizinische Diagnostik ein Leben mit Behinderung prognostiziert», heisst es in der Verlautbarung. «Denn in beiden Situationen masst sich ein Teil der Menschheit völlig selbstverständlich an, über die Leben eines anderen Teils zu entscheiden: die Satten über die Hungernden, die Mächtigen über die Ohnmächtigen, die Geborenen über die Ungeborenen.»

Der Text beleuchtet auch gesellschaftliche Entwicklungen in der Sterbehilfe kritisch: «Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis sich die Hochbetagten rechtfertigen müssen, um mit dem gleichen Respekt und den gleichen Rechten in unserer Gesellschaft leben zu dürfen, wie diejenigen, die ein souveränes und ökonomisch attraktives Leben führen.»

Gottes Gaben sind genug!

Die ethische Forderung nach «Unverfügbarkeit der Menschenwürde» werde zumeist als Störung wissenschaftlich-technologischer und ökonomischer Betriebsamkeit zurückgewiesen, bedauern die Kirchen. Den Preis für diese Verfügungsmacht zahlten diejenigen, die politische und ökonomische Ohnmacht erleben. Die Kirchen rufen darum zu Umdenken und verändertem Handeln auf. Der moderne Mensch wolle sich selbst auf allen Ebenen immer verbessern. Diese «fixe Idee» lasse jedoch den Gedanken nicht zu, auch mal etwas zu lassen, wenn es «gut ist, wie es ist». Gottes Gaben bräuchten keine menschliche Perfektionierung. «Gottes Gaben sind genug!», betonen die Kirchen.

Die Landeskirchen laden Gemeinden und Gläubige ein, sich diese Zusammenhänge am Menschenrechtstag neu bewusst zu machen und die ACAT-Petition für die Aktion zum Menschrechtstag zu betrachten (Für eine angemessene medizinische Versorgung aller Häftlinge in der Schweiz).

Zur Webseite:
Materialien zum internationalen Menschenrechtstag

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Datum: 09.12.2016
Autor: Anne Durrer
Quelle: SEK

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