Abtreibung aus der Sicht einer Ärztin

Dr. Karen Peier-Ruser

In den Diskussionen setzen sich die Abtreibungsbefürworter ganz klar für die Selbstbestimmung der Frau ein. Das Kind in ihrem Bauch ignorieren sie völlig. Auf der Abtreibungsgegnerseite hingegen sieht es so aus, als ob sie nur an das Kind denken und die Frau dabei völlig vergessen. Das ist aber nicht so, denn hier wird vorausgesetzt, dass die Frau bereits die volle Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung hatte, bevor sie schwanger wurde. Die Frau kann selbst entscheiden, ob sie mit einem Mann schlafen will. Sie kann selbst entscheiden, ob sie verhüten will, oder ob sie das Risiko eingehen will, schwanger zu werden.

Aber warum will sie die Konsequenzen über ihre eigenen Entscheidungen nicht übernehmen? Warum will sie das unschuldige Kind, das nun in ihrem Bauch heranwächst, töten, nur weil sie oder der Vater des Kindes die Konsequenzen ihres Handelns nicht übernehmen wollen? Wo bleibt die Verantwortung über ihrer beider Handeln? Die Konsequenzen der Abtreibung mit all ihren Folgen muss dann die Frau alleine tragen, denn der Mann ist fein raus, er ist ja nun kein Vater mehr!

Die Aussage, dass Frauen über ihren Bauch selbst entscheiden können, ist sicher richtig. Aber das Kind ist nicht ihr Bauch, sondern wächst lediglich in ihrem Bauch. Das Kind ist bereits ein eigenständiger Mensch mit eigenem Willen. Das heisst also, dass die Frau völlig selbst entscheiden kann, was mit ihrem Bauch geschieht, aber nur soweit es sie und nicht schon ein neues Leben in ihrem Bauch betrifft. Denn das neue Leben ist das Kind, das über seinen eigenen Bauch (sein Leben) auch selbst entscheiden will.

Stellen wir uns nur einmal die Frage: Wenn die Fristenlösung schon zu der Zeit bestanden hätte, als wir noch im Bauch unserer Mutter gewesen waren, wären wir sicher, dass wir nun leben würden? Es hätte nur eine Kurzschlusshandlung unserer Mutter gebraucht und wir wären ohne Probleme abgetrieben worden.
Suchen wir besser nach anderen Lösungen, um werdenden Müttern zu helfen, als sie zu ermuntern, ihr eigenes Kind abzutreiben. Anstatt Geld für Abtreibungen aufzuwenden, sollte es vielmehr als finanzielle Hilfe für die neue Familie eingesetzt werden, oder für die Subvention von Kinderkrippenplätzen, oder.... Versuchen wir besser wieder, die Verantwortung unseres Handelns zu übernehmen und auch die damit verbundenen Konsequenzen zu tragen.

Datum: 08.05.2002
Autor: Karen Peier-Ruser
Quelle: CDK

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