Albrecht Seiler neuer Chefarzt

«Die Klinik SGM ist ein Kleinod»

Die «Stiftung für ganzheitliche Medizin», die Klinik SGM in Langenthal, hat einen neuen Chefarzt. Albrecht Seiler übernahm vor kurzem diese Position, da der bisherige Chefarzt René Hefti in die Forschungsabteilung wechselt.
Albrecht Seiler, neuer Chefarzt der SGM Klinik in Langenthal.

Albrecht Seiler (53) arbeitet seit viereinhalb Jahren an der SGM. Bevor er in die Psychosomatik wechselte, arbeitete er als selbständiger Internist. Vorangegangen war ein Medizinstudium, gefolgt vom Wirken als Facharzt für innere Medizin mit Schwerpunkt Lungenheilkunde.

«Die Klinik SGM ist ein Kleinod. Wir arbeiten mit Menschen in Krisensituationen, die unter Druck oder psychisch erkrankt sind», gab Seiler im Gespräch mit «livenet.ch» einen Einblick in das Innenleben der Institution. «Unser Ansatz, das sagt schon der Name, ist 'ganzheitliche Medizin'. Unter ganzheitlich verstehen wir psychische, körperliche und geistliche Aspekte des Menschen. Psychisch heisst der Mensch und seine Person. Das was in ihm vorgeht, sein Denken, Handeln und Fühlen.»

Therapie für Frauen mit Baby

Zu den Besonderheiten der Klinik gehört vermehrt, dass Frauen mit postnataler Depression in die Klinik kommen können – mit Baby. Das Angebot ist das grösste dieser Art in der Region und wurde erst kürzlich weiter ausgebaut. «Schon seit Jahren werden in der Klinik SGM auch Mütter aufgenommen, die von ihrem Baby begleitet werden. Einige Mütter kommen nach der Geburt in eine psychische Krise.»

«Dazu gibt es auch den anderen Fall, das psychisch kranke Frauen ein Kind bekommen und sich die psychische Erkrankung durch den Stress von Schwangerschaft und Geburt verschlechtert. Nun haben wir im vergangenen Jahr dieses Angebot auf vier Therapieplätze erweitert.» Mütter mit einem Baby von bis zu einem Jahr alt können aufgenommen  und während ihrer Krise oder Erkrankung stationär behandelt werden.

Geistlicher Aspekt wichtig

Generell gilt: «Zur psychischen Dimension gehört auch das ganze Soziale, der Mensch in seinen Beziehungen zur Umwelt, zu anderen Menschen. Zum Körperlichen gehört alles, was mit dem Körper zu tun hat, körperliche Erkrankungen, aber auch Bewegung, Ernährung, Entspannung.»

Wichtig sei der geistliche Aspekt. «Die SGM wurde gegründet, mit der Vision, alles zusammenzubringen. Der Mensch als körperliches Wesen, als psychisches Wesen und als geistliches Wesen. Diese geistliche Dimension leben wir auf der Basis einer christlichen Spiritualität, in Bezug auf die Bibel. Wenn wir von Transzendenz reden, reden wir von einer Beziehung zum lebendigen Gott. Zum Schöpfer des Universums. Das ist unser Verständnis.»

Das heisse aber nicht, dass nicht auch mit Menschen von anderen Religionen oder mit einem anderen Spiritualitätsverständnis gearbeitet werde. «Es kommen Menschen hierher, die wissen, dass bei uns Spiritualität ein aktiver Bestandteil ist, auch wenn ihre eigene Überzeugung keine christliche ist. Der Mensch ist ein spirituelles Wesen, wir füllen diese Spiritualität für uns mit der Beziehung zu Gott.»

Sogar ein kleiner See

Die Klink existiert seit mehr als drei Jahrzehnten. Am Anfang war es ein Haus, jetzt ist ein kleines Quartier im Quartier entstanden mit einem kleinen See. «Im Kerngebäude sind 38 Therapieplätze und Betten für Menschen mit psychischen Erkrankungen.» Weil der Platz für die ambulante Arbeit knapp wurde, wurde 2007 ein zweites Gebäude gebaut, in dem sich eine Tagesklinik und ein teilstationärer Bereich für Psychiatrie befindet.

Im vergangenen Jahr folgte ein Erweiterungsbau mit weiteren Zimmern und ergänzenden Therapeutenräumen. Diese Räume sind bereits wieder gefüllt. In Langenthal seien die Baumöglichkeiten im Quartier nun ausgeschöpft, man müsse an inhaltlichen Dingen arbeiten.

Fünf Finger, fünf Säulen

«Ich werde immer wieder gefragt, wie wir an der Klinik SGM arbeite und da verwende ich gern meine Hand mit den fünf Fingern, da unsere Therapie auf fünf Säulen basiert», gibt Albrecht Seiler einen Einblick in die tägliche Arbeit. «Die erste ist die ärztlich-therapeutische Arbeit, auch die psychiatrische und psychopharmakologische Arbeit. Das zweite sind unsere psychologischen, psycho-therapeutischen Mitarbeiter die Gesprächstherapien und Gruppentherapie und so weiter.»

Viele Prozesse

Die dritte Säule sei die Beziehungsarbeit, «die Menschen leben hier in Wohngruppen zusammen oder in einer Tagesklinik und bilden eine Gemeinschaft.»

In der Gemeinschaft gibt es sehr viele Prozesse. «Zum Teil auch Konflikte, da gibt es Erfreuliches und Ärgerliches. Und die Prozesse, die da laufen, werden miteinander besprochen. Da ärgert man sich nicht einfach über jemanden, sondern man fragt: «Warum ärgerst du dich jetzt über diesen anderen?»

Der vierte Punkt seien non-verbale Verfahren, dazu gehört die Ergo-Therapie, Kunst-Therapie, Werkstätten, Malen, Physio-Therapie, mit Bewegung und Entspannung, mit medizinischer Trainingstherapie und so weiter. «Und die fünfte Säule ist die seelsorgerliche Therapie. Keine dieser fünf Säulen ist wichtiger als die andere. Das seelsorgerliche Angebot ist Teil von allem und trotzdem eine Spezialität unserer Klinik.»

Zur Webseite:
Klinik SGM

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Datum: 21.04.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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