Schweizer Trendforscher

Wir sind «Laptop-Sklaven im Gedankensilo»

Laut dem Schweizer Trendforscher und Philosophen David Bosshart befinden sich die Menschen derzeit in einem «Erfahrungsgefängnis». Der Schweizer rief österreichische Ordensleute auf, mit ihrem Beispiel Gegensteuer zu geben.
David Bosshart ist Geschäftsführer der Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies.
Smartphone
Eine Frau die mit Laptop und Handy online ist, währenddem sie isst

Bosshart sagte am Österreichischen Ordenstag am 25. November in Wien: «Wir leben in einem Gedankensilo. Es braucht die Kraft, sich die Dinge anders vorzustellen.»

«Kinder sind jünger älter und alte Menschen länger jünger»

Der Weg dorthin führe statt über «billige und schnelle Antworten» vielmehr über Fragestellungen, die das Potenzial des Menschen herausfordern und «die Lust zum Lernen anstacheln», darunter vor allem «Wozu gehörst du, wofür möchtest du stehen, woher kommst du und wohin gehst du?»

Bosshart skizzierte die Geschwindigkeit des gesellschaftlichen Wandels und die Angleichung der Menschen an das Tempo von Maschinen und Technik: «Unsere Kinder sind viel jünger älter und alte Menschen bleiben länger jünger.» Alle Produkte seien technologischer geworden, existiere doch kaum ein Lebensbereich, «der nicht an einem Gerät hängt». Jeder Mensch in Mitteleuropa nehme heute sein Smartphone 30'000 bis 60'000 Mal zur Hand. «Das Gerät weiss viel mehr von mir als ich selber.»

«Laptop-Sklaven»

Die neuen Medien schafften allerdings auch eine neue Komplexität. Bosshart: «Dieser Trend des Mitteilungsbedürfnisses in einer dauernden Vernetztheit lässt sich nicht stoppen. Seit 100'000 Generationen sind wir Jäger und Sammler. Seit 500 Generationen sind wir sesshaft. Seit zehn Generationen sind wir Industriearbeiter und seit einer Generation sind wir 'Laptop-Sklaven'.»

Der promovierte Philosoph David Bosshart ist Geschäftsführer des Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies in Rüschlikon bei Zürich. Die mehr als 500 anwesenden Ordensleute ermutigte er, «klarer und deutlicher über die eigenen Lebensprogramme und Sichtweisen in der Gesellschaft zu reden.» Ordensgemeinschaft hätten die Aufgabe, «Hebammendienst» zu leisten und die Vorstellungskraft des Menschen zu fördern, denn nur über diese könnten neue Wege und Problemlösungen für aktuelle Herausforderungen gefunden werden.

Zur Webseite:
Gottlieb Duttweiler Institute

Zum Thema:

Datum: 28.11.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / Kipa

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