«Unmenschliche Asylpolitik»

Internationaler Autor hält Sitzstreik bei Premierminister

Michael Frost, international bekannter Buchautor und Redner («Die Zukunft gestalten»), hat am Montag mit einigen anderen Geistlichen das Büro des australischen Premierministers «besetzt». Ihre Forderung: das umstrittene Flüchtlingslager «Nauru» zu schliessen.
Michael Frost zusammen mit anderen Geistlichen im Büro des australischen Premierministers
Michael Frost

Die «Nauru Files» beschreiben, was in Nauru, einem der australischen Flüchtlingslager, geschieht. Die Dokumente wurden von Mitarbeitern des Lagers verfasst und nach draussen geschmuggelt. «Ich habe körperliche Angriffe, Tod, sexuellen Missbrauch und Folter gesehen. Ich habe gesehen, wie Menschen medizinische Hilfe bewusst versagt wurde, selbst in potentiell lebensbedrohenden Situationen. Wenn man das hier sieht, gibt es keinen Zweifel, dass es ein System der Bestrafung und der bewussten Grausamkeit ist.» Das ist die Aussage von Behrouz Bouchani, einem kurdisch-iranischen Journalisten, der im Moment in Manus, einem weiteren Flüchtingslager, festgehalten wird.

Zum Hintergrund: Die australische Regierung hat bisher keine Flüchtlinge ins Land gelassen, sondern fängt sie auf See ab und sammelt sie in Offshore-Flüchtlingslagern. In diesen Lagen herrschen teilweise grausame Zustände, unter denen nach Aussagen von Lehrern vor allem die Kinder leiden. Am letzten Wochenende gab es weltweite Proteste gegen diese Flüchtlingslager – der Druck auf die Regierung nimmt zu. Unter anderem hat Neuseeland angeboten, die Flüchtlinge aus den Lagern zu übernehmen.

Worship ist Widerstand

Vor allem gegen die Behandlung und das Schicksal der Kinder hat Michael Frost zusammen mit ein paar anderen Pfarrern und einer Nonne nun auf drastische Art demonstriert. Sie setzten sich vor das Büro des Premierministers in Sydney und begannen, zu singen, zu beten und laut aus den «Nauru Files» vorzulesen, insbesondere Geschichten von Kindern, die misshandelt und missbraucht wurden.

Was dann geschah, erzählt er auf Facebook mit seinen eigenen Worten: «Heute nachmittag haben meine Freunde und ich im Namen Jesu Brot und Wein geteilt, als die Polizei hereinkam. Sie war von unserem Ritual leicht verwirrt und wartete ruhig, bis wir fertig waren. Sie warteten auch feierlich weiter, als wir alle sechs (!) Verse des Liedes 'Amazing Grace' sangen, bevor sie uns dann festnahmen. Das ist Worship-als-Widerstand, Freunde. Worship ist ein Kriegsschauplatz, nicht nur ein bisschen Liedersingen!» Frost und seine Freunde hatten sich geweigert, zu gehen, bis die Regierung Turbull alle Flüchtlinge und Asylsuchenden nach Australien bringt.

Michael Frost ist – zum Teil zusammen mit Alan Hirsch – als internationaler Buchautor und Redner auch in der Schweiz, in Deutschland und Europa bekannt geworden, beispielsweise bei IGW-Tagungen über die Zukunft der Kirche und in Deutschland bei der «Konsultation für Gemeindegründung». Er leistet wesentliche Beiträge zur Theorie und Praxis der «missionalen Gemeinde». 

Zum Thema:
Australien: Christen fordern menschliche Asylpolitik
Interview: Kirche in der Lebenswelt der Menschen
Mission: Zukunft der Kirche

Datum: 31.08.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / facebook Michael Frost

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