Safer Internet Day 2018

Nacktbilder, Sexting und Co: Jugendliche verlieren die Kontrolle

Der diesjährige «Safer Internet Day» möchte für die Gefahr des digitalen Kontrollverlusts sensibilisieren. Bundesweit finden Veranstaltungen statt. In Schulen soll es schwerpunktmässig um «Selfies, Sexting und Selbstdarstellung» gehen. Statistische Erhebungen zeigen, dass dies notwendig ist.
Jugendliche mit Smartphones (Symbolbild)

Der Trend geht zu mehr Bild: Nur noch 25 Prozent aller Jugendlichen nutzen das textbetonte Angebot von Facebook. Stattdessen machen junge Menschen immer stärker von Social-Media-Diensten wie Instagram oder Snapchat Gebrauch. Sie rücken Bilder in das Zentrum der Nachricht. Dies zeigen die Ergebnisse der jüngsten JIM-Studie. Auf die Gefahren dieser Entwicklung weist die Organisation klicksafe hin. Der von ihr alljährlich veranstaltete Safer Internet Day steht in diesem Jahr unter dem Motto «Alles unter Kontrolle?!».

Besorgt betont klicksafe, dass bereits jeder dritte Jugendliche Nacktfotos erhalten haben soll. 16 Prozent haben sogar schon einmal selbst eines versendet. Die jungen Menschen riskierten damit den «Kontrollverlust über persönliche Daten und die Privatsphäre». Die Konsequenzen seien ihnen oft nicht bewusst, da sie «wenig greifbar und nur schwer einzuschätzen», erklärt klicksafe in einer Pressemitteilung.

«Selfies, Sexting und Selbstdarstellung»

Daher hat die Organisation zum diesjährigen «Safer Internet Day» Schulmaterialien zum Thema «Selfies, Sexting und Selbstdarstellung» herausgegeben. Darin halten die Autoren fest, dass Jugendliche oft Soziale Netzwerke benutzten, «weil sie bestimmte Bedürfnisse befriedigen wollen: nach Kommunikation, nach Selbstfindung und -darstellung». Weiter heisst es: «Die Lust an der Selbstdarstellung und der Wunsch, wahrgenommen zu werden, scheint bis heute vor allem bei der jugendlichen Generation ungebrochen.»

Dass die Wirklichkeit durch Schönheitsfilter oft verzerrt werde, bleibe dabei nicht ohne Folgen für das «Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl junger Menschen». So habe Instagram noch vor Snapchat und Facebook die negativsten Auswirkungen «auf das Selbstbild von Jugendlichen». Problematisch sei auch, dass sich prominente Vorbilder der Jugendlichen oft idealisiert und sexualisiert im Internet präsentierten.

Zur Bearbeitung im Unterricht werden ausserdem die Themen «Safer Smartphone – Sicherheit und Schutz für das Handy» und «Always ON» – immer auf Empfang – vorgeschlagen. Die Ergebnisse der jüngsten JIM-Studie zeigen die Aktualität des Themas. Jugendliche surfen inzwischen täglich im Durchschnitt 221 Minuten im Netz.

Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet

Doch das Angebot des «Safer Internet Days» geht auch über das Altersspektrum der Jugendlichen hinaus. Im ganzen Bundesgebiet finden Veranstaltungen statt, die sich mit den Themen der Digitalisierung und des Internets befassen – auch für Erwachsene. So lädt das Bundesjustizministerium in Berlin zu einer Konferenz mit dem Thema «Künstliche Intelligenz – Dein Freund und Helfer?» ein.

Der «Safer Internet Day» fällt alljährlich auf den zweiten Tag der zweiten Woche des Februars. Er geht auf eine Initiative der Europäischen Union zurück. Übergeordnetes Ziel des Tages ist es, Menschen für einen sicheren Umgang mit dem Internet zu sensibilisieren. Weltweit nehmen mehr als 100 Länder daran teil.

Auch Politiker nutzen den Tag, um auf die Gefahren im Internet hinzuweisen. So teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des Safer Internet Days mit, gerade Kinder sollten rechtzeitig Medienkompetenz erwerben, sowohl im Schulunterricht als auch privat. Darüber hinaus seien auch die Eltern in der Pflicht, genau hinzusehen und das Gespräch mit ihren Kindern zu suchen.

Kein Schulfach Medienkompetenz

Das SPD-geführte Bundesfamilien- und Jugendministerium liess verlauten, das Thema Netzsicherheit für Kinder sei auch Teil der aktuellen Koalitionsverhandlungen gewesen. SPD und Union hätten sich darauf geeinigt, die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern zu stärken, um die Möglichkeiten, Kinder im Internet zu schützen und Eigenkompetenz zu fördern, zu verbessern, erklärte Staatssekretär Ralf Kleindiek am Dienstag in Berlin. «Ein zeitgemässer Jugendmedienschutz bedeutet, dass wir ihn fit machen für die digitale Welt – und das ist er bisher nicht», sagte er. Kleindiek sprach sich gegen ein Schulfach Medienkompetenz aus. Stattdessen sei es Aufgabe der Eltern und auch entsprechender Initiativen, Netzsicherheit zu fördern.

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Datum: 09.02.2018
Autor: Sandro Serafin / Anna Lutz
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de

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