Arielle, die Meerjungfrau oder wie ich meinen Partner finde

Zwei kühle Beine gefragt
Ozeanische Gefühle

Aus der Tiefe des Meeres beobachtet die einsame Arielle mit ihren Mit-Meerjungfrauen, wie an der Wasseroberfläche das Schiff mit ihrem Traumprinzen über die Wellen tänzelt. Unerreichbar fern ist er, und ihr zartes Herz zerspringt beinahe vor Sehnsucht. Kein Wunder, schöpft sie sogar aus dem finsteren Angebot der Hexe Hoffnung. Mit zwei Beinen ausgerüstet begibt sie sich unsicheren Schrittes in eine neue Welt.

Welch eine herrliche Allegorie für den Ozean der Singles, die mit sehnsüchtigen Blicken auf die Welt der Zweisamkeit schielen! Was sie brauchen, sind lediglich zwei Beine. Dafür kann ich ein besseres Angebot machen als obige Fabelfigur.

Das erste Bein ist dieses überschwengliche Gefühl der Verliebtheit. Es ist eine Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit, ein Verlangen nach besinnlicher Romantik und wildem Sex. Die Frau wird zur Geliebten, zum Inbegriff der Leidenschaft, zum Siegespokal, der Mann zum Adonis, zum starken Held und Halbgott. Unweigerlich neigt das Bein dazu, sich grösser und wichtiger zu machen, als was es ist: ein Bein. In seiner Ueberheblichkeit springt es an Land und begreift erst im Nachhinein, wie schwierig es ist, alleine die grosse weite Welt zu erkunden.

Das zweite Bein ist vernünftiger. Kühl wiegt es Vor- und Nachteile ab und prüft die Zukunftsaussichten einer Beziehung. Es interessiert sich für die inneren Werte wie Treue und Ehrlichkeit. Es weiss, dass die eigenen Lebensziele im anderen widerhallen müssen. Geschieht das, erweckt das den Wunsch nach einem ewigen Bund. Die Frau wird zur Ehepartnerin und zur fürsorglichen Mutter zukünftiger Kinder, der Mann zum Versorger, Vater und Familienoberhaupt.

Beide Beine braucht's. Sie entlasten und relativieren einander. Gemeinsam beantworten sie die entscheidenden Fragen: Will ich mit dem Partner zusammenleben (erstes Bein) und kann ich mit dem Partner zusammenleben (zweites Bein)? Die Idee, auf einem Bein eine feste Beziehung bauen zu können, ist eine Selbsttäuschung. Wer Zukunft haben möchte, muss mit "beiden Beinen auf dem Boden stehen".

Simon Kaldewey ist 23 Jahre alt und arbeitet bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG) als Schülerberater in der Region Baselstadt/land. Berufsbegleitend studiert er Theologie am IGW (Institut für Gemeindebau und Weltmission).

Datum: 29.04.2002
Autor: Simon Kaldewey
Quelle: Jesus.ch

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