Wie man neu Vertrauen lernt

Eine meiner Klientinnen fragte mich einmal, was es bedeutet, jemandem zu vertrauen. Sie wollte wissen, wie sie sich verhalten sollte, wenn ihr Mann oder eine andere wichtige Person in ihrem Leben unehrlich ist, sich rücksichtslos verhält, oder sie betrügt. Sie wollte wissen, ob es möglich sei, jemandem neu zu vertrauen, von dem man schwer enttäuscht wurde.

Die Bedeutung von Vertrauen

Vertrauen bedeutet, davon überzeugt sein, dass die Person ehrlich zu mir ist, dass sie treu ist und ihre Versprechen hält und schliesslich, dass vertrauliche Mitteilungen nicht an andere weitergehen und die Person einen nicht im Stich lässt.
Voraussetzung dafür, jemandem in diesem Masse Vertrauen entgegenzubringen, ist eine realistische Einschätzung dieser Person. Da eine realistische Einschätzung bei einem Menschen nicht immer möglich ist, können Enttäuschungen die Folge sein. Daher sollte Vertrauen mit der Bereitschaft zur Vergebung einhergehen, wie auch eine Atmosphäre von Annahme und Liebe, die für das Wachstum von Vertrauen am Förderlichsten ist.

Eine vertrauensvolle Basis braucht aber Zeit. Ängste, Verluste und Enttäuschungen prägen einen Menschen und können die Entschlusskraft, jemandem zu vertrauen, bremsen. Allerdings hat ein Mensch auch die Möglichkeit, Gottes Hilfe in Anspruch zu nehmen und so den Weg zu neuen Freundschaften und Beziehungen auf Vertrauensbasis zu finden.
Eine zerbrochene Beziehung kann - falls beide Partner das wollen - mittels vollumfänglicher Vergebung und der Liebe Gottes wieder aufgebaut werden.

Menschen machen Fehler

Menschen sind nun mal menschlich und machen Fehler. Erwartungen können auch zu hoch geschraubt werden. Ein gesunder Anteil an Realismus in einer Beziehung sollte Voraussetzung sein. In einer Beziehung braucht das Vertrauen Zeit- je mehr Zeit man mit jemandem verbringt, desto besser lernt man ihn kennen, verstehen und einschätzen. Schritt für Schritt gewinnt man mehr Einsicht in den Charakter und die Bedürfnisse des anderen und man erfährt, was ihn antreibt und was ihm Angst macht.

Bedingungslose Liebe fördert das Vertrauen. Und wer sich angenommen fühlt, so wie er ist, hat weniger Angst, seine wahren Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Eine Vertrauensbasis stärkt das Selbstwertgefühl und fördert die Kommunikation zwischen beiden Partnern.
Jesus nimmt uns an, so wie wir sind. Ohne wenn und aber. Entsteht hier die wichtigste Vertrauensbasis eines Menschen- fühlt ein Mensch sich bedingungslos akzeptiert von Gott- dann wird es ihm auch leichter fallen, andere Beziehungen auf Vertrauensbasis einzugehen.

Bedingungslose Liebe

Liebe ohne Vorbedingungen ist weder selbstsüchtig noch nachtragend. Wenn es an Geduld, Ausdauer und Vergebung mangelt, wenn man sich fortwährend enttäuscht zeigt oder nur darauf wartet, dass etwas schief geht, lässt dies Angst entstehen. In der Folge konzentriert man sich auf die Schwächen des anderen. Eine solche Beziehung hat wenig Chancen, auf tiefem Vertrauen weiter zu existieren. Unehrlichkeit, Misstrauen und eine Atmosphäre von Unsicherheit und Angst wird die Beziehung erkalten lassen.

Freilich kann sich jemand, der das Vertrauen missbraucht, indem er unehrlich ist, lügt oder den Partner hintergeht, ändern. Der Partner kann von seinem Gegenüber verlangen, dass es sich verändern soll und so gemeinsam einen Neuanfang wagen. Die Beratung bei einem Seelsorger oder christlichen Eheberater ist eine grosse Hilfe und sollte immer in Erwägung gezogen werden.

Gott ist der ideale Mentor in Beziehungen. Er kann dort Liebe, Vergebung und Heilung schenken, wo wir schon lange nicht mehr damit rechnen.
Eine Beziehung, die mit der Kraft Gottes den Weg der Vergebung geht, wird auch steinige Wege überwinden können. Schliesslich gibt es in jeder Beziehung Enttäuschung und Verdruss. Doch die Fähigkeit zur Versöhnung, Vergebung und auch zur Demut ist ausschlaggebend für das Funktionieren einer bereichernden Partnerschaft. Die Liebe Gottes legt den Grundstein dafür.

Autor: Lynette J. Hoy
Quelle: womentodaymagazine