Kolumne

Der geschrumpfte Gott

Geschrumpfte Erwartungen: Wie viel trauen Sie Gott zu?

Erwarten ist eigentlich ein tolles Wort. Hat so etwas Hoffnungsvolles. In der Adventszeit doppelt. Unangenehm ist dabei nur, dass auch «warten» darin versteckt ist. Ich bin das einfach nicht mehr gewohnt, als Kind des «Ein-Knopfdruck-und-ich-hab’s-mir-gekauft-Zeitalters».

Aber nicht nur das Warten krieg ich mehr schlecht als recht hin … auch das Erwarten. Entweder ist Gott geschrumpft und er kriegt diese grossen Wunder aus biblischen Zeiten nicht mehr hin, oder ich hab ihn mir auf meinen Kleinglauben zurechtgeschrumpft. Unbewusst habe ich begonnen, in bezug auf Gott  Fremdverantwortung zu übernehmen, und entscheide mich bereits vor dem Erwarten, warum er das dann sicher nicht erfüllen wird. Dabei geht es mir wie dem Gelähmten, der von Petrus mit den Worten geheilt wird: «Äneas, Jesus Christus macht dich gesund; steh auf und mach dir selber das Bett.» Und sogleich stand er auf.

Warum sagt Petrus: «Mach dein Bett selber»? Entweder hat Äneas begonnen, seine Situation zu geniessen, in der Menschen ihn bedienen mussten, oder aber sein Gott war geschrumpft. Er hat vielleicht noch geglaubt, dass Gott etwas ändern könnte – aber sein Gebet war möglicherweise nicht «Bitte heile mich!», sondern nur noch «Bitte hilf mir mein Bett zu machen, weil ich es selber nicht mehr schaffe! Bitte mach meineSituation ein wenig erträglicher.» Geschrumpfter Gott.

Auch wenn die Gefahr besteht, immer mal wieder enttäuscht zu werden, möchte ich mir nie den Mut rauben lassen, hoffnungsvolle Erwartungen zu haben – gerade, wenn diese an Gott gerichtet sind. Was trauen Sie Gott zu? Nichts? Dass er vielleicht in Ihre Situation kommt und bei Ihnen aufräumt, Ihr Bett macht – sich sonst aber nicht viel ändert? Oder dass sich Ihr Leben ändert, weil er bestimmte Dinge heilt und wieder «zum Laufen» bringt?
 

Datum: 27.11.2010
Autor: Andreas Boppart
Quelle: Jesus.ch

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