Verleger Klaus Gerth im Interview

«Verwegen sind wir, wenn wir lieben»

Klaus Gerth war junger Top-Manager in einer Kosmetikfirma, als er von heute auf morgen beschloss, den hochverschuldeten Verlag Hermann-Schulte-Wetzlar zu leiten – aus dem er das erfolgreiche Verlagshaus Gerth Medien machte. Im Interview erzählt er über Gnade, neue Leidenschaften und seine Biografie «Amazing Grace».
Klaus Gerth
Cover von Klaus Gerths Autobiografie

Fontis: Klaus Gerth, «Amazing Grace» zählt zu den bekanntesten Kirchenliedern der Welt. Ihre Biografie trägt denselben Titel. Welche Parallelen gibt es zwischen Ihrem Buch und dem Lied?
Es ist eine einzige Parallele. Mein ganzes Leben war «Amazing Grace». «Amazing» (erstaunlich) war die Zeit bis zum Aufstieg in die Chefetage mit 27 Jahren bei Juvena. «Grace» (Gnade) war die Zeit der Suche nach der inneren Schönheit, der Weg zu Gott und das Führen des Verlages Gerth Medien. Und «how sweet the sound» (wie süss der Klang) war die Auswanderung mit meiner Frau in die USA mit über 70 Jahren und das dramatische Wiederfinden der ersten Liebe zu Jesus.

Was ist die grösste Gnade, die Sie erlebt haben?
Gnade ist nicht deklinierbar. Es gibt durch Jesu Sterben und Auferstehung das Tor zur Gnade. Die Zeit des Gesetzes war beendet und wir werden durch unsere Bekehrung in Gnade aufgenommen. Fortan ist unser ganzes Leben ein einziges Geschenk. Gott liebt uns und der Himmel wartet auf uns.

Bereits mit Mitte Zwanzig waren Sie Top-Manager einer Kosmetikfirma und lebten ein Leben in Saus und Braus. Und doch tauschten Sie dieses Leben ein und machten sich auf, einen christlichen Verlag aus der wirtschaftlichen Misere zu retten. Was hat Sie dazu bewegt?
Die Angst vor dem Tod. Ja, tatsächlich. So einmal im Jahr erfasste sie mich, da ich nicht wahrhaben wollte, dass der erfolgreiche Kosmetikmanager eines Tages einfach nicht mehr da sein sollte. Meine Frau und ich bekehrten uns durch ein übernatürliches Eingreifen Gottes und das Studium der Bibel. Umwälzende Ereignisse verwehrten den Weg noch weiter nach oben in der Parfümindustrie und führten zu Hermann Schulte, Wetzlar (HSW), dem damals hochverschuldeten christlichen Verlag. Die vielen Wunder der Hausfindung, dem verbauten Weg zu Estée Lauder, dem mysteriösen Unfall in Bad Homburg, dem Eingreifen des Bankchefs aus Wetzlar zeigen im Buch, wieviel «Amazing Grace» nötig war, um diesen Schritt zu wagen und zu bestehen.

Das grösste Abenteuer begann allerdings, als Sie mit über 70 Jahren nach LA (USA) zogen. Was veränderte sich dadurch in Ihrem Leben?
Da war sie plötzlich wieder, die erste Liebe zu Jesus, verschüttet durch eine Glaubenskrise, die zeitlich zusammenfiel mit dem Fall der Mauer in Berlin 1989. Die Krise wurde überwunden, aber das Feuer war verloren. In LA angekommen wurden die Erinnerungen vieler Erlebnisse früherer Jahre in den Staaten wieder lebendig. Als ich vor Jahrzehnten in Chicago heulend auf dem Boden lag, als die TV-Evangelisten die Menschen zum Glauben riefen und ich darunter litt, wie weit wir in Europa von diesen Möglichkeiten entfernt waren. Nun waren wir wieder mitten drin, ich habe Geld verschenkt, den Leuten von Jesus erzählt und wieder Freude empfunden, die Bibel zu studieren. Mein Teil der Familie hier in LA mit unserer Tochter Sarah, ihrem Mann, dem Fussballstar Jermaine Jones und ihre fünf Kinder fanden zum Glauben und ich konnte sie persönlich taufen (ausser Jadee, sie war mit 3 Jahren noch zu klein).

Zu Ihrem Leben als Verleger: Welche menschlichen und unternehmerischen Qualitäten muss man haben, um einen christlichen Verlag glaubwürdig leiten zu können?
Sind wir ihrer nicht überdrüssig, dieser Standardfloskeln (so wie die «10 Wege zum Erfolg» etc.) eines erfolgreichen Managers. Die Seminare sind ausgebucht und so viele Bücher sind darüber geschrieben worden. Es geht dann doch fast immer darum, wie wir das alles schon hinkriegen. Nur Gnade ist was völlig anderes: ein Geschenk. Nicht wir sind die, die alles können, sondern Gott bewirkt in uns das Gelingen. Ja, wir haben malocht, gekämpft, um das Beste gerungen. Für mich war es ein Vorteil, aus der Kosmetik gelernt zu haben, wie erfolgreiches Marketing funktioniert, aber ohne die spirituelle Komponente des Gebetes, des unabdingbaren Vertrauens auf Gottes Hilfe wären wir verloren gewesen, vor allen Dingen wegen der schier unüberwindlichen Anfangsschwierigkeiten.

Welchen verwegenen Mut brauchen Christen heute?
Ich bin nicht für eine Hauruck-Methode. Es gibt doch nur eine ganz grosse Eigenschaft, die uns die Bibel nennt, die Liebe. Hören wir auf ihr Signal, bekehren sich Menschen, immer mehr, es entsteht Erweckung. Verwegen sind wir, wenn wir lieben. Klingt einfach, fordert aber unseren ganzen Mut im Alltag. Wir werden verletzt, beleidigt, gar verschmäht. Ich setze auf die Jugend, ich glaube, da erwacht ein neuer Geist, der die Herzen der Menschen erreicht.

Sie haben den Verlag Gerth Medien gegründet. Warum schreiben Sie Ihre Biografie mit dem jungen Fontis-Verlag?
Ganz einfach. André Bégert von Fontis hat mich auf der Buchmesse in Frankfurt gebeten, ein Buch zu schreiben, da er nach einem kurzen Gespräch meine so frischen Glaubenserfahrungen in den USA beeindruckend fand. Ich sagte zu, aber die Kernbotschaft sollte meine «prophetische Sicht» sein. Ich war ja erfahren durch den Erfolg meines Buches «Der Antichrist kommt», das 1980 eine Auflage von 70'000 erreichte. Durch die enge Zusammenarbeit entstand dann doch eine Biografie mit dem Wunsch, dass sich die beiden Verlage, mein nach wie vor geliebtes Stammhaus Gerth Medien und Fontis gemeinsam für einen Titel stark machen, der nichts anderes will, als Jesus zu verherrlichen.

Zum Buch:

Klaus Gerth: Amazing Grace
Fontis-Verlag
Hardcover, Leinen mit Schutzumschlag
251 Seiten (plus 16 farbigen Bildseiten)
28 CHF
ISBN: 978-3-03848-125-6

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Zum Thema:
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Datum: 17.08.2017
Autor: Elisabeth Schoft
Quelle: Fontis

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