Die Mythen des "Da Vinci Code"

Tom Hanks und Audrey Tautou.
Die Mythen des "Da Vinci Code"

Am 18. Mai ist es soweit: In den Kinos startet "The Da Vinci Code", die Verfilmung des Bestsellers "Sakrileg" von Dan Brown, Anlass das Thema unter die Lupe zu nehmen: Was ist Dichtung und was Wahrheit in diesem kunsthistorischen Thriller?

Mark Shea und Ted Sri haben gemeinsam das Buch "The Da Vinci Deception" ("Der Da-Vinci-Betrug") verfasst, um den Millionen von Menschen, die Dan Browns Bestseller "Sakrileg" ("The Da Vinci Code") bereits gelesen haben, und all jenen, die den Kinofilm noch sehen werden, die vielen Fehler zu zeigen, die in dieser Verschwörungsgeschichte enthalten sind. Im Interview zählt Mark Shea die gröbsten Irrtümer auf, die Dan Brown über das Christentum verbreitet.

Was hat Sie dazu veranlasst, dieses Buch zu schreiben?
Mark Shea: Die Tatsache, dass durch dieses Werk der Glaube vieler Menschen an Jesus erschüttert worden ist. Dieses blasphemische Buch ist zu einem bedeutenden kulturellen Phänomen geworden, und zwar grösstenteils deshalb, weil es einen Angriff auf die Person und die Sendung Jesu Christi darstellt – das muss einmal ganz deutlich gesagt werden. Ich sage, dass ""The Da Vinci Code" zu einer Quelle für eine Art "Pseudowissen" über den christlichen Glauben geworden ist. Menschen werden nachteilig beeinflusst und viele zur falschen Überzeugung führt, die katholische Kirche wäre hauptsächlich ein riesengrosses Mordkomplott-Netzwerk, dem es nur darum ginge, die Lüge über die Göttlichkeit und die Auferstehung Jesu aufrechtzuerhalten. Für Millionen von Menschen wird der Film zu einer Autorität werden, die nicht hinterfragt wird – ausser, die Christen erklären, was Sache ist, und zeigen den Kinobesuchern, wie sehr sie hinters Licht geführt worden sind.

Diejenigen, die sagen, dass das ganze nur eine Geschichte ist, verstehen nicht, dass gerade diese Täuschung die grosse Wirkung des Buches zum Teil ausmacht. Wenn sie erfundene Geschichten lesen, machen sich die Menschen oft Ideen zu Eigen, die sie in einer vernünftigen Diskussion nicht an sich heranlassen würden. Das trifft vor allem deshalb zu, weil Dan Brown, der Autor vom "Da Vinci Code", erklärte, dass er seine Grundbehauptungen nicht verändern würde, wenn er ein Sachbuch geschrieben hätte. Damit möchte uns Brown zu verstehen geben, dass das, was er über den Ursprung des Christentums sagt, wahr ist.

Was sind die gröbsten Fehler und Ungenauigkeiten in diesem Buch?
Lassen Sie mich zählen. Man findet praktisch überall dort grobe Schnitzer, wo es um Kunst, Geschichte und Theologie geht: Tatsachen werden verschwiegen und es wird gelogen – manchmal im Kleinen, manchmal aber auch im Grossen. Dan Brown behauptet zum Beispiel, dass falsche Dokumente echt sein würden, deren Echtheit sogar von den fragwürdigen Quellen, derer er sich bedient, bezweifelt werden.

Er behauptet, dass Leonardo Da Vinci in seinem "Letzten Abendmahl" Jesus keinen Kelch gegeben habe, weil er zeigen wollte, dass Maria Magdalena der wahre Kelch mit dem "Blut Jesu" sei, das heisst mit Jesu Kind – obwohl auf diesem Gemälde 13 Becher zu sehen sind. Er spekuliert über die Bedeutung des aramäischen Wortes aus dem gnostischen Evangelium des Philippus und übergeht dabei die Tatsache, dass es in Wirklichkeit auf Koptisch geschrieben wurde. Er bezeichnet Maria Magdalena als das Opfer einer katholischen Schmutzkampagne, ohne sich zu fragen, warum sie dann als katholische Heilige verehrt wird.

Er wirft dem "Vatikan" vor, für zahlreiche vermeintliche Anschläge und Verschwörungen verantwortlich zu sein, die seinen Ausführungen nach Jahrhunderte vor der Existenz des Vatikans geschehen sein sollen.

Die grösste Lüge besteht aber darin, dass er behauptet, niemand wäre vor dem Jahr 325 nach Christus davon überzeugt gewesen, dass Jesus etwas anderes gewesen wäre als ein "sterblicher Prophet" – eben bis Kaiser Konstantin das Konzil von Nicäa dazu gezwungen hätte, ihn als Gott auszurufen, und zwar angeblich mit einer "äusserst knappen Mehrheit".

Er stellt sich natürlich nicht die Frage, warum Jesus – wäre er tatsächlich nur ein "sterblicher Prophet" gewesen – sich überhaupt darum gekümmert hat, eine Kirche zu gründen, und was die Kirche während der ersten 300 Jahre eigentlich gemacht hatte, als es niemand gegeben haben soll, der Jesus als Gott verehrt hätte.


Welche Herausforderungen bedeuten diese Irrtümer für die Lehre und für die Person Jesu Christi?
Brown versucht, einen feministischen Schöpfungsmythos neuheidnischer Art einzuführen. Das Element, das allem zugrunde liegt, ist die Behauptung, dass Jesus in Wirklichkeit ein Feminist sei und ein neues Heidentum angestrebt habe. Die Kirche soll diese vermeintliche Tatsache mit Lügen über seine Göttlichkeit verschleiert haben. Damit möchte Brown sagen: Beten wir wieder die Göttin an, wie es Jesu Wunsch war.

Diese lächerliche Behauptung, die jeder Grundlage entbehrt, widerspricht den wahren Tatsachen über Jesus. Aber in unserer allzu leichtgläubigen und historisch ungebildeten Kultur gibt es viele Menschen, die an solche Dinge glauben. Deshalb sollten Christen nicht nur auf sich selbst schauen und das eigene Glaubenswissen stärken, sondern sie müssen es auch ihren Familien, Freunden und Nachbarn erklären. Andernfalls müssen sie damit rechnen, dass sich dieser gefährliche Mythos weiter ausbreitet.

Warum sollte man sich den Film nicht uninformiert ansehen?
Weil die Vorlage ausdrücklich mit der Absicht geschrieben worden ist, den Glauben an Jesus Christus zu zerstören und ihn durch einen neuheidnischen Göttinnen-Kult zu ersetzen. Und das Problem ist, dass der durchschnittliche Leser nicht merkt, dass uns der "Da Vinci Code" im kulturellen, geschichtlichen und theologischen Bereich in Wirklichkeit nur verdummt. Von den Machern des "Da Vinci Code" verlangen wir nur, dass sie verleumderische Lügen nicht als Tatsachen hinstellen.

Wie soll Ihr Buch jenen Menschen helfen, die sich den Film unbedingt ansehen wollen?
Unser Buch seziert das Lügenmuster, das Brown in seinem Buch zur Entfaltung bringt, so dass der Leser einen Blick für das dahinter liegende Uhrwerk bekommt. Der Leser wird mittels 100 Fragen durch das geschickt gestrickte Gewebe von Browns Unwahrheiten durchgeführt, damit er sieht, was das für ein Betrug ist. Hat man den Bestsellerautor einmal durchschaut, dann erkennt man auch, dass es Brown und nicht der biblische Glaube ist, der die Menschen hinters Licht führt. Wir glauben, dass unser Buch so gut ist, dass wir den Menschen durchaus raten können, sich den Film anzusehen, nachdem sie es gelesen haben – damit sie ihren Angehörigen, Freunden und Nachbarn, die sich täuschen lassen, helfen können.

Nehmen die Menschen diesen Roman wirklich ernst?

Der "Da Vinci Code" ist Ausdruck dessen, was ich den "neuesten echten Jesus" nenne; jede Generation hat die Tendenz, diesen neuesten echten Jesus zu entdecken.

Aufgrund eines unbegreiflichen Zufalls ist es Dan Brown gelungen, einen echten Jesus zu entdecken, der diese weit verbreitete kulturelle Stimmung widerspiegelt. Und wenn die Menschen Dingen, die aus einer solchen Stimmung heraus entstanden sind, Glauben schenken, dann ist das für ihren Glauben, insbesondere wenn es sich um üble Dinge handelt, gefährlich.

Unser Buch "The Da Vinci Deception" ist dazu da, damit die Menschen den "Da Vinci Code" nicht mehr so ernst nehmen. Erfreulicherweise haben es uns Dan Brown und seine Kollegen sehr leicht gemacht. Sein Buch ist so lächerlich schlecht und seine Behauptungen so einfach zu durchschauen und ganz offensichtlich falsch, so dass bei der Aufdeckung all dieser Irrtümer sogar eine gewisse Schadenfreude aufkommt. Das beste Heilmittel für den "Da Vinci Code" ist nämlich am Ende ein schallendes Gelächter. Aber dazu muss man gut informiert sein.

Der Film
Titel: The Da Vinci Code
Deutscher Titel: The Da Vinci Code - Sakrileg
Genre: Drama/Mystery/Thriller
Filmstart:
Deutschland: 18. Mai 2006
Deutschschweiz 18. Mai 2006
Romandie 17. Mai 2006

Regie: Ron Howard

Datum: 27.04.2006
Quelle: Zenit

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