Gotthelf des 21. Jahrhunderts?

Theologe sorgt als Musiker für Furore

Welcher Theologe hat es schon auf die Titelseite der Coop-Zeitung geschafft? Sie ist mit 1,77 Millionen Auflage und 2,6 Millionen Lesern immerhin die grösste Wochenzeitung der Schweiz. Dänu Wisler ist Musiker und Theologe. Er spielte mit dem Alphorn auf dem Eiger, nun unternimmt er einen Quergang durch die Schweiz.
Dänu Wisler

«Endlich mal wieder ein richtiger Typ in der Coopzeitung!», schrieb ein Leser dazu. In zweieinhalb Wochen will Dänu Wisler 400 Kilometer zurücklegen. Über seine neue CD «Quergang» schreibt die «Schweizer Familie»: Mal lässt er den Blues rocken wie J. J. Cale, mal klingt keltischer Folk an, mal sind es heimische Klänge. Beim Berner Liedermacher ist das Unterwegssein Programm – Wisler lässt sich auf die Welt ein, foutiert sich um Grenzen, pflegt Rhythmus und Poesie und Mundart und ist zurzeit mit seinem schönen Album auf Quergang durch die Schweiz.

Seine Musik gehört zum festen Programm verschiedener Radiostationen. Bei Radio DRS 1 war er in der Sendung Swissmade schon live zu Gast. Grosse Aufmerksamkeit erlangte er 2011 durch eine Eiger-Besteigung: Mit dem Alphorn im Gepäck erreichte er den 3970 Meter hohen Gipfel und liess die urigen Töne des traditionellen Instruments erklingen. Darüber berichten unter anderem die «Schweizer Illustrierte», die «Berner Zeitung» und der «Blick». 

Geboren und aufgewachsen ist Wisler in Sumiswald im Emmental als Bauernsohn. Nach einer Lehre als Maschinenmechaniker folgten Weiterbildungen in Musik und Theologie, die er mit einem Mastergrad abschloss. Die Musik begleitet Dänu Wisler, seit er denken kann. Den Mut allerdings, ganz von der Musik zu leben, habe er auch nach einigen Semestern Studium an der Jazzschule Luzern nicht gehabt. Er arbeitete als Jugendpastor oder als Jugendarbeiter im Hafenviertel einer spanischen Stadt. Heute bindet er diese Fähigkeiten in seinen Alltag ein.

Wisler fördert Talente

Seit 2000 wohnt der Theologe Wisler in Walzenhaus (AR) und leitet zusammen mit seiner Frau Viviane die von ihm gegründete «Arts Ministry School». Diese bietet jungen Menschen in einer Art Gross-WG an, die «faszinierende Entdeckungsreise im Reich der Musik zu beginnen, die eigene Spiritualität zu finden und in die von Gott gegebene Kreativität und Originalität hineinzuwachsen».

Auf das neue Schuljahr reduziert Barde Dänu Wisler die Teilnehmerzahl. Waren bisher Klassen von bis zu zwanzig Schülern, die sich auf drei bis vier Bands verteilten, in Walzenhausen am Start, wird daraus eine Musiker-WG mit jährlich fünf Teilnehmern. Dies um noch gezielter einzelne Talente zu fördern. Zu den vermittelten Inhalten gehören Songwriting, Rhythmik, Theologi,e Spiritualität und viele weitere Aspekte – zugeschnitten auf die Künstler, die während einem Jahr von Wisler begleitet werden.

Der neue Gotthelf?

Er kommt aus dem Emmental, macht Theologie, schreibt Texte: Sieht er sich als Gotthelf des 21. Jahrhunderts? Dazu Wisler: «In den letzten Monaten habe ich erstmals so richtig Gotthelf gelesen. Und ich muss sagen: Respekt! Natürlich verkündet er einen sehr traditionellen Glauben, aber die Sensibilität, die er für seine Zeit hatte, und die Fähigkeit, diese in seine Figuren und Bilder einzubauen, sind fantastisch und beeindruckend. Da kann ich noch viel lernen.»

Datum: 06.07.2012
Autor: Markus Baumgartner / Daniel Gerber
Quelle: DienstagsMAIL

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