Christliche Modetrends im Namen Jesus?

Passions-Nägel als Schmuck.
Jesusseife.
Aschenbecher mit Hinweis.
Schleckstengel-Kreuz.
Teetassen mit Kreuzigungsszene.

In Amerika ist das Angebot christlicher Artikel schlagartig angewachsen. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" beobachtete den Trend nach Erscheinen des Films "Die Passion Christi", der sogar „christliche Sommermode“ mit sich bringt und Hollywood-Stars angesteckt hat.

Kaffeetassen, Halsbänder, Anstecker, Aschenbecher, Schlüsselanhänger mit religiösen Motiven finden in den USA reissenden Absatz. Sogar Nägel (wie vom Kreuz von Christus), aufgehängt an einem Kettchen kann man erwerben. Ob Jesus das gewollt hat?

Extremster Religionskitsch sei der Kreuzigungsnagel, der auf der offiziellen Webseite «Am Leiden Christi teilhaben» sharethepassionofchrist.com von Gibsons Produktionsfirma Icon gleich in zwei Kategorien angeboten wird, schreibt die SonntagsZeitung. Der Nagel zum Film kommt in der Abteilung Schmuck als Halsanhänger am schlichten Lederband daher. Kosten für die grosse Ausführung: 16.99 US-Dollar (21.50 Franken). Die «grosse Bibeltasche aus Leder» mit einem Nagel als Reissverschlusszipper ist für stolze 59.99 US-Dollar (75.70 Franken) unter der Rubrik «Geschenke» zu finden.

Jesus als Modetrend

"Jesus Is My Homeboy" ("Jesus ist mein Kumpel") steht auf dem T-Shirt von Pamela Anderson, dem "Baywatch"-Star. In den USA ist Jesus derzeit voll im Trend - zumindest auf Baseball-Caps und Hemden.

Ausschlaggebend ist nach Meinung vieler vor allem Mel Gibsons Film "Die Passion Christi". Das fromme T-Shirt ist jedenfalls schon seit über drei Jahren auf dem Markt, doch erst jetzt wurde es zum Hit. Chris Hoy von "Teenage Millionaire", dem Hersteller, ist vom Erfolg völlig überrascht: "Das 25 Dollar teure Hemd ist unser populärstes, und wir verkaufen monatlich Tausende davon". Erst nach dem Film "The Passion" laufe das Geschäft plötzlich "traumhaft". "Wir suchten nach einer Ikone des 20. Jahrhunderts, und da steht Jesus ganz oben", begründet Hoy den Boom seinen Erfolg.

„Einfach cool“

Ein Hersteller in Arkansas verkauft Shirts mit dem Spruch "Mein Erlöser ist stärker als Nägel!". Eine Jesus Action-Puppe, die sagt "Ich mache Kung-Fu mit Dir!" ist der Verkaufshit auf der Internet-Seite "XXXchurch.com". Dessen Gründer, Craig Gross, glaubt indes nicht, dass nur Gläubige diese christlichen Artikel kaufen. "Das ist der letzte Schrei, es gibt sie überall. Aber die meisten Käufer drücken damit nicht ihre Beziehung zu Gott aus, sondern finden es ganz einfach cool."

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.Z.) spricht unter Berufung auf das Magazin "Forbes" von einem Jahresvolumen von rund 4,2 Milliarden Dollar, über das die christliche Industrie gemeinsam mit christlichen Buchverlagen, Radio- und Fernsehstationen mittlerweile verfügt - Tendenz steigend. Es gebe "kein anderes Industrieland, in dem so viele Menschen an Gott glauben, regelmässig zur Kirche gehen und in der Bibel lesen", stellt die F.A.Z. fest.

In den "Mega-Kirchen" treffen sich Tausende Gläubige jeden Sonntag in den Gottesdiensten. Diese hatten einer amerikanischen Studie zufolge allein 1999 ein durchschnittliches Nettoeinkommen von rund 4,8 Millionen Dollar. Die grösste dieser Kirchen, die Lakewood Church in Houston, Texas, begrüsst laut F.A.Z. an normalen Wochenenden 25.000 Teilnehmer.

Das Geschäft läuft

Längst können sich amerikanische Christen nicht mehr nur in den etwa 8.000 christlichen Läden mit christlicher Musik eindecken, sondern auch in den grossen Supermärkten wie WAL-Mart, Best Buy, Target und Costco. Die WAL-Mart-Kette bietet mittlerweile 550 christliche Musik- und über 1.200 Buchtitel an. Christliche Musiker wie Amy Grant, Michael W. Smith, "Third Day" oder "P.O.D." haben laut F.A.Z. im Jahr 2003 mehr als 47 Millionen Alben verkauft. Damit läuft diese Sparte inzwischen besser als Klassik und Jazz zusammen. Besonders Lobpreis-Musik boomt: im vergangenen Jahr wurden mit zwölf Millionen Lobpreis-CD's doppelt so viele wie 2000 verkauft.

Die Mode der Hollywood-Stars signalisiert: zur Freude der Bekleidungshersteller wie der "Family Christian Stores" - mit 340 Filialen der grösste christliche in den USA - , ist in diesem Sommer in Amerika „Christliches angesagt“.

Wie ist eigentlich Jesus mit der Verbindung von Religion und Kommerz umgegangen? Matthäus 21 Vers 12: Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stiess um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer.

Jesus wollte eigentlich in unser Herz kommen. Nicht nur auf Teetassen, Aschenbecher oder T-Shirt.

Umfrage und Diskussion

Dürfen Christen diese "Jesus-Nägel" als Schmuck um den Hals tragen? Wie würde Jesus auf solchen religiösen Kommerz reagieren? Gibt es positive Aspekte zu diesem Modetrend?

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Quellen: KEP/Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung/SonntagsZeitung

Datum: 21.06.2004

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