Ausgepöbelt

Probleme lösen ohne Fäuste

Probleme lösen ohne Fäuste
ausgepöbelt

„Wie du mir, so ich dir“ hat ausgedient. Die Probleme von heute werden mit mentaler Überlegenheit gelöst. Das verspricht jedenfalls ein „Richter“ mit reichlich Erfahrung.

Irgendwann reisst jedem mal der Geduldsfaden. Schlimmer noch: Existenzangst, Misshandlung, Ausbeutung, akute Lebensbedrohung, ja sogar Mangel an Liebe und Aufmerksamkeit treiben Opfer zu Verzweiflungstaten an. Sind es nicht gerade der freundliche Nachbar oder der unscheinbare Schulfreund, welche heutzutage Kinder entführen oder ehemalige Lehrer erschiessen? Mehr noch als früher werden durch die mediale Verbreitung die Abgründe der Seele offengelegt.

Schlag mich

Was etwa tun, wenn mich jemand provoziert, vielleicht noch ein Veilchen verpasst? Der Vorschlag, auch noch freiwillig die andere Backe hinzuhalten, wie es in der Bibel steht, würde heute nicht mal mehr ein Pädagoge vorschlagen! Es gibt doch nichts zu beschönigen: wenn mir jemand Schlechtes antut, ist und bleibt das ungerecht – unbestritten! Aber genauso Fakt ist, dass es in Menschen Rachegedanken und der Wille Böses mit Bösem zu vergelten weckt.

Deswegen darf Gewalt nicht die Lösung sein. Sonst wird lediglich der Abgrund noch tiefer. Jesus selbst hat das verabscheut. Hätte er sonst Weggefährte Petrus gerügt, als dieser ihn verteidigen wollte und einem Soldaten das Ohr abschlug? Obwohl Jesus unschuldig verhaftet wurde und ihn die Todesstrafe erwartete?

Rechte gesichert

Also doch „Au Backe“? In manchen Situationen mag es bedeuten, Verbal-Attacken nicht zu erwidern oder bei Drohgebärden äusserlich ruhig zu bleiben. Ganz schön schwierig, wenn die Wut unter den Nägeln brennt und Ungerechtigkeit unbestraft bleibt. Dagegen gibt’s jedoch einen hilfreichen Gedanken in der Bibel: „Gott wird richten den Gerechten und den Gottlosen; denn alles Vorhaben und alles Tun hat seine Zeit (Prediger 3.17).“ Warum also einen sinnlosen Kampf fortführen, wenn jemand anders für mein Recht sorgt? Einmal wird es geschehen – ob im Himmel oder auf der Erde!

Überraschen statt rächen

Mit diesem Gedanken lässt sich manch brenzlige Situation gelassener ertragen. Es nimmt den Druck, eigenes Recht erzwingen zu müssen, verhindert, selbst zum Werkzeug der Gewalt zu werden und eröffnet neue Perspektiven: Wie wäre es etwa nicht nur die Backe hinzuhalten, sondern auch zu sagen: Ich vergebe dir! Solche Überraschungseffekte bringen mehr zum Grübeln als jeder Faustschlag.

Doch Gott wäre irgendwie nicht besser, würde er nur Vergeltung kennen. Dass er gerne vergibt – sofern man das Angebot annimmt – und alle Ausraster vergisst, spricht dafür, dass er zu Recht das Justizamt bekleidet. Es zeigt, dass Gott alle – auch Prügelknaben – liebt. Gelingt diese Vergebung jedem von uns auch nur Ansatzweise, bleiben vielleicht mehr Fäuste in der Hosentasche als vermutet.

Datum: 18.10.2006
Autor: Monika Breidert
Quelle: Livenet.ch

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