Wahlen in Ägypten

Al-Sisi soll die Wüste blühen lassen

Die Exil-Ägypter haben in den vergangenen Tagen gewählt. Der Urnengang im nordafrikanischen Land folgt am 26. und 27. Mai. Das Rennen machen dürfte Ex-Militärchef Abdel Fattah al-Sisi. Zu seinen Aufbauplänen gehört das Urbarmachen von Wüstengebieten.
Ex-Militärchef Abdel Fattah al-Sisi

Zwei Mordanschläge sollen auf al-Sisi verübt worden sein, der vor wenigen Wochen von seinen Armeeämtern zurückgetreten ist, um bei den Wahlen – wie es das Gesetz vorschreibt – als Zivilperson antreten zu können.

Namentlich die Muslimbrüder haben ihn im Visier. Doch bei den übrigen Ägyptern steht er hoch im Kurs. Bei der Volksrevolution war das Militär zum Handeln gezwungen, um den Weg für eine neue Wahl zu schaffen. Die erneute Revolution im letzten Jahr bringt nun eine neue Verfassung, die von den übrigen Parteien getragen wird.

Die ägyptische Diaspora hat vom 16. bis 19. Mai bereits gewählt. Am 26. bis 27. folgt die Wahl in Ägypten. Sowohl in der Fremde wie in der Heimat dürfte al-Sisi deutlich triumphieren. Der koptische Journalist und Menschenrechtler Medhat Klada: «Eine Mehrheit der Ägypter sieht in ihm jenen, der das Land vom Faschismus rettete und dabei das Leben riskierte. Die Muslimbrüder ängstigten Ägypten, und al-Sisi betonte, dass er und seine Soldaten lieber sterben, als dass das ägyptische Volk in Angst lebt. Gegenkandidat Hamdin Sabahi dürfte keine Chance haben.»

Wüste soll blühen

Ähnlich wie damals Gamal Abdel Nasser besitzt auch al-Sisi einen Plan für das Land, weshalb er als Präsident der Zukunft angesehen und in der arabischen Welt respektiert wird. Medhat Klada: «Er hat einen Plan und will das ganze Volk einbinden. In Ägypten liegt beispielsweise sehr viel Wüste. In Westen gibt es darunter ein grosses Wasserreservoir, mit dem man das Land blühen lassen könnte. Professor Farouk El-Baz, ein ägyptischer Professor aus den USA, hat es entdeckt. Damit will al-Sisi nun die Landwirtschaft fördern.»

Täglich fällt in Ägypten je nach Ort der Strom für bis zu zwei Stunden aus. Al-Sisi setze nun auf Stromsparlampen, um Engpässe zu eliminieren, und auf Solarenergie.

«Sympathie geniesst er auch in arabischen Ländern. Denn lange spielte Katar mit der pragmatischen Finanzierung radikaler Gruppen, um die Region zu destabilisieren. Deshalb zogen anfangs März Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain als Warnung ihre Botschafter aus Katar zurück.»

Todesstrafe ist nicht gleich Todesstrafe

In Ägypten staunte man, wie im Westen die Todesurteile gegen die 529 Muslimbrüder beklagt wurden. Doch Klada setzt dagegen: «Vergessen wurde, wie viele Kopten von ihnen umgebracht wurden. Auch wurden viele liberalere Muslime von den Muslimbrüdern geknechtet sowie Polizisten und selbst Militärs attackiert. Mursi war ein Präsident für seine Anhänger – und sonst niemanden», bilanziert der Ägyptenkenner.

Und noch etwas ging vergessen. In Ägypten durchlaufen solche Urteile mehrere Gerichtsstufen. Auf der ersten Stufe wurde die Todesstrafe ausgesprochen. In der zweiten, spätestens der dritten dürfte sie in eine Geld- oder Gefängnisstrafe umgewandelt werden. EU-Aussenministerin Catherine Ashton verurteilte die Todesurteile und sagte dann später, dass sie nicht wusste, dass dies durch mehrere Gerichtsstufen geht.

Medhat Klada ist Journalist und Präsident des europäisch-koptischen Dachverbandes «Coptic Organizations Union in Europe» sowie Vorsitzender der schweizerischen «Middle East Human Rights 'ME-HR'». Er ist in Ägypten aufgewachsen und lebt in der Nähe von Zürich.

Datum: 23.05.2014
Autor: Medhat Klada / Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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