Schwierige Vereinbarkeit

Mütter zu 100% am Arbeitsplatz – geht das?

Frauen sind am Arbeitsplatz zunehmend gefragt. Auch Mütter. Eine Managerin macht jetzt auf den Clinch aufmerksam. Ein Kommentar von Fritz Imhof.
Frau mit Baby bei der Arbeit im Büro
Sylvie Durrer
Livenet-Redaktor Fritz Imhof

«Mütter, die 100 Prozent arbeiten, sind sozial nicht toleriert.» Diese Aussage macht nicht ein konservativer Kritiker von erwerbstätigen Müttern, sondern Sylvie Durrer, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann.

Persönlich ist sie Mutter von drei Kindern und arbeitet trotzdem 100% in einer Kaderposition. Auch ihr Mann arbeitet Vollzeit. Auf die Frage, wie sie das macht, antwortet sie im Montagsinterview der «Nordwestschweiz»: «Wir funktionieren wie eine KMU, mit Au-pairs, Haushalthilfen und Eltern». Und sie ergänzt: «Wir hatten viel Glück, verdienen genug, die Kinder und wir waren gesund, die Rahmenbedingungen stimmen.» Doch sie meint dazu selbstkritisch: «... ich bin kein Vorbild im Sinne: ich habe es geschafft, dann schaffen es alle andern auch.»

Privilegierte sind kein Modell

Frau Durrer ist sich somit bewusst, dass sie mit ihrer privilegierten Stellung nicht als Vorbild für das Gros der Mütter in der Schweiz taugt. Schon das nötige Geld für die teuren Kitas macht den hohen Erwerbseinsatz oft wenig sinnvoll. Zudem werde der 100%-Einsatz der Mütter sozial wenig toleriert. Es gebe einen Druck auf die Frauen, ihr Arbeitspensum zu reduzieren, wenn sie Mütter werden, stellt Durrer fest. Doch 80% seien noch sozial toleriert. Das sind immerhin vier Tage pro Woche!

Doch der Druck auf gut ausgebildete Mütter, ihren Arbeitseinsatz zu erhöhen, ist seit der Abstimmung über die Massenweinwanderungsinitiative der SVP klar gestiegen. Es gehört zur Strategie des Arbeitgeberverbandes, die Mütter noch vermehrt vom Kinderzimmer an den Bürotisch zu holen. Und die Politik hilft mit, indem sie Frauenquoten lanciert. Und es ist eben nach wie vor naturgemäss, dass die Kinder von Frauen geboren werden und dass sich diese vor allen andern um ihren Nachwuchs kümmern. Das können auch die Chefs und die Frauenrechtlerinnen nicht aus der Welt schaffen.

Ein Schuss ins Bein

Am konkreten Beispiel zeigt sich, wie sich eine Partei mit einer Initiative selbst ins Bein schiessen kann. Die SVP profiliert sich als Familienpartei, welche das traditionelle Familienmodell stützen will. Sie hat dies unlängst auch mit einer Familiensteuerinitiative getan, welche Eltern, die ihre Kinder betreuen, die gleichen Steuerabzüge gewährt hätte wie denjenigen, die sie in einer Kita betreuen lassen. Mit der Masseneinwanderungsinitiative greift sie aber indirekt das traditionelle Familienbild an. Denn die Annahme der Initiative hat – was zu erwarten war – die Frage nach dem Reservepotential auf dem einheimischen Arbeitsmarkt lanciert.

Die Frage bleibt, ob Kinder, die ihre Mutter nur am Abend und am Wochenende sehen, die nötige Bindung entwickeln und auch in Krisenzeiten den nötigen Halt bekommen. Eine Gesellschaft, die nur noch auf Umsätze und hohe Profite aus ist, tut dies letztlich auf Kosten derjenigen Menschen, denen sie angeblich ein gutes Leben ermöglichen will. Wahlfreiheit ist eine gute Sache, und viele Frauen wünschen sich diese. Aber sie sollen auch die Wahl haben, sich für ihre Familie zu engagieren. Auch die Familienarbeit ist heute gefragt, man denke nur an die nötigen Plätze für Kinder, die einen geborgenen Platz brauchen, weil ihr eigenes Umfeld versagt. Gerade dann ist hohe Eltern- und Erziehungskompetenz gefragt, und sie wird überdurchschnittlich oft von christlichen Eltern hervorgebracht.

Datum: 08.12.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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