Marc Jost nimmt Stellung

«Pegida ist ein Wolf im Schafspelz»

Man stehe der Pegida-Bewegung «sehr kritisch» gegenüber, sagte SEA-Generalsekretar Marc Jost gegenüber kath.ch. «Für uns ist es ein Wolf im Schafspelz. Pegida bedient auf sehr vereinfachende Weise den vorhandenen Unmut und die Ängste von Menschen und instrumentalisiert sie.»
Marc Jost
Eine Pegida-Demonstration
Der ehemalige Sprecher Ignaz Bearth aus der Pegida-Bewegung Schweiz.

Pegida sei keine christliche, sondern eine «gesellschaftspolitische Bewegung», so Marc Jost, Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz und EVP-Grossrat im Berner Grossrat. «Wer die Angst der Menschen für eigenen Interessen instrumentalisiert, handelt nicht christlich.»

Sorge um Christenverfolgung

Jost vermutet, dass ein «gewisser Teil konservativer Christen» bei den «Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes» mitmachen könnte. Ihnen mache möglicherweise die «politische Dimension» des Islam Angst. «Sie sehen, wie sehr Christen weltweit unter der Gewalt radikaler Muslime leiden und haben Sorge, dass sich das bei uns wiederholt.» Pegida Schweiz fordert unter anderem ein Burka-Verbot sowie den Verzicht auf Imame an Schweizer Schulen und in staatlichen Einrichtungen. Zu diesen Forderungen wollte Jost derzeit keine Stellung nehmen. Man beurteile solche Themen zu gegebener Zeit «nach sachlichen Argumenten» und nehme dann auch öffentlich dazu Stellung.

Sprecher von Pegida Schweiz zurückgetreten

Unterdessen ist der bislang einzig bekannte Name der Pegida-Bewegung Schweiz, Ignaz Bearth, am vergangenen Freitag von seinem Amt als erster Sprecher der Bewegung zurückgetreten, wie «20 Minuten» berichtete. Der Schritt geschehe «zum Wohle von Pegida Schweiz», wie Bearth auf seinem Facebook-Profil postete. Grund für den sofortigen Rücktritt ist laut «Schweiz am Sonntag» ein Facebook-Eintrag Bearths, welcher bildlich dargestellt habe, dass nicht Pegida, sondern die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Regierung die «wirklichen Nazis in Berlin» sein sollen. Wegen «Beleidigung eines fremden Staates» ermittelt nun die St. Galler Staatanwaltschaft – Bearths Wohnkanton – gegen diesen, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet. Bearth habe den entsprechenden Facebook-Post umgehend gelöscht.

SVP distanziert sich von Pegida

Die Pnos (Partei National orientierter Schweizer) unterstützt die Pegida-Schweiz-Bewegung, wie einer Mitteilung auf der Homepage der Partei zu entnehmen ist: «Pnos wird die Bewegung Pegida gut im Auge behalten und an dem geplanten Aufmarsch selbstverständlich teilnehmen! Auf eine erfolgreiche Kundgebung gegen die Islamisierung des Abendlandes!», heisst es dort wörtlich. Eine Kehrtwende hat hingegen inzwischen die junge SVP gemacht: Äusserte sich deren Präsident Anian Liebrand anfänglich positiv zur Pegida-Bewegung, so distanziert sich die Partei inzwischen davon. Grund dafür sind unter anderem die fehlende Seriosität und Professionalität der Bewegung, wie die Jung-Partei mitteilte.

Angesichts des Umstands, «dass allfällige weitere Initianten von Pegida gegenüber der Öffentlichkeit verschwiegen werden», ist aus Sicht der Parteileitung der Jungen SVP Schweiz eine glaubwürdige Entwicklung von Pegida in der Schweiz nicht möglich. Die Jungpartei geht davon aus, dass Pegida «keinen Rückhalt im Volk hat». Sie zweifelt, ob es zu der für den 16. Februar angekündigten Kundgebung kommen wird.

Es gibt bereits ein Komitee gegen Islamisierung

Offenbar ist nur wenig bekannt, dass es in der Schweiz bereits eine Organisation gibt, die ähnliche Ziele verfolgt, wie die Pegida. 2010 wurde das «Komitee gegen die strategische Islamisierung der Schweiz» (KSIS) gegründet. Vorsitzender ist Hans Lieberherr, Madiswil, Geschäftsführer und Pressesprecher Daniel Zingg, Bollodingen. Unter den weiteren Mitgliedern genannt werden Nationalrat Lukas Reimann sowie Heinz Gstrein und Simon Geiser.

Zum Thema:
Zeitgeschehen: Pegida – Das Phänomen und was dahintersteckt
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Datum: 20.01.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / kath.ch / idea Schweiz

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