EDU-Präsident Hans Moser

«Es wäre vermessen, uns als Stimme der Freikirchen zu deklarieren»

Bei Abstimmungen wie zur Durchsetzungsinitiative haben einzelne Medien die Parolen der Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) als «Stimme der Freikirchen» interpretiert. EDU-Präsident Hans Moser distanziert sich jetzt davon.
Hans Moser, Parteipräsident der EDU.

Es mag sein, dass die EDU gelegentlich und von gewissen Medien als 'Stimme der Freikirchen' wahrgenommen und dargestellt wird, sagt EDU-Präsident Hans Moser auf die Frage von Livenet, ob sich die EDU wirklich als Stimme der Freikirchen verstehe. «Manche Freikirchler wollen sich jedoch bewusst nicht von einer Partei repräsentiert sehen», erklärt er. Deshalb wäre es vermessen, wenn sich die EDU als «die Stimme der Freikirchen» deklarieren würde. Als Stimme der Freikirchen sieht er vielmehr deren Verband «VFG – Freikirchen Schweiz». Dieser verleihe den Freikirchen eine offizielle und hörbare Stimme, «im vollen Bewusstsein, dass sich nicht alle Freikirchenverbände dem VFG angeschlossen haben.»

Biblische Werte vertreten

Wofür steht denn die EDU? Moser:
 «Die EDU versteht sich als politische Stimme mit biblischer Orientierung und Grundlage. Sie will sich in den Dienst des Volkes und der Personen stellen, die sich eben dieser Grundlage verschrieben haben. Deshalb rekrutieren sich die Mitglieder aus Landes- und Freikirchen.» Bei religiösen Fragen wie auch zur Frage der Verbindung bzw. Trennung von Kirche und Staat orientiere sich die EDU ebenfalls an biblischen Werten.

Jeder vor Gott verantwortlich

Dass die EDU eine besondere Nähe zu den Freikirchen hat, liegt für Moser daher auf der Hand: «Weil Freikirchen biblische Werte ebenfalls als Grundlage haben, entsteht natürlicherweise eine gewisse Deckungsgleichheit.» Er ist sich aber auch bewusst,  dass «bei Freikirchenmitgliedern die Gewichtung einzelner politisch-ethischer Bereiche unterschiedlich ist, was sich in ihrer Wahl der Partei und beim Abstimmungsverhalten äussern kann.» Schliesslich sei hier jeder Christ vor Gott verantwortlich, welche politischen Positionen er beziehe.

Mit einer Stimme sprechen?

Zwar stamme historisch das Hauptpotenzial der EDU-Wähler tatsächlich aus den Freikirchen, sagt Moser, im Bewusstsein, dass auch viele EVP-Wähler aus Freikirchen kommen. Zum oft geäusserten Wunsch, dass die evangelischen Christen politisch mit einer Stimme sprechen, empfiehlt Moser, die unterschiedlichen Einschätzungen zu Sachthemen ernst zu nehmen: «Deshalb würde sich bei einer geeinten politischen Stimme die Frage stellen, wie man bei unterschiedlichen Einschätzungen kommunizieren würde. Wäre jeweils der kleinste gemeinsame Nenner zu wählen, oder doch getrennte Erklärungen, oder gemeinsame Erklärungen mit jeweiliger Darstellung der unterschiedlichen Sichtweisen?» Er bezweifelt zudem, dass Freikirchler quasi «zwangsweise» von einer politischen Stimme vertreten sein wollen. Er verweist dabei auch auf die Schwierigkeiten, in den Kantonen bei Wahlen Listenverbindungen von EVP und EDU einzugehen.

Der Stadt Bestes

Die EDU lasse sich im Übrigen vom biblischen Grundsatz leiten, «der Stadt Bestes zu suchen» (Jeremia, Kapitel 29, Vers 7). Dass sie zuweilen von den Medien besser wahrgenommen werde als die Evangelische Volkspartei (EVP), liege möglicherweise an der unterschiedlichen Kommunikation, aber auch am Interesse der Medien an «pikanten Darstellungsmöglichkeiten».

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Datum: 16.06.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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